Nordwest-Zeitung

Wie aus einem Hobby eine Firma wird

Hauke Neumann aus Cuxhaven führt Laden in Hamburg – Maritime Artikel im Verkauf

- VON THOMAS JOERDENS

74. Jahrgang

Keine Frage des Alters: Für Barbara Lutz hat sich mit 66 Jahren der Traum von der

Model-Karriere erfüllt. Auf China-Porzellan hatte Hauke Neumann keine Lust. „Es geht besser, schöner und schicker“, sagt er.

HAMBURG – Wer Hauke Neumann in seinem Laden besucht, versteht sofort die Geschäftsi­dee und denkt: Der hat nie etwas anderes gemacht. Der kleine Shop in der Hamburger Neustadt unweit der City ist randvoll mit den unterschie­dlichsten maritimen Waren, deren Erkennungs­zeichen die immer blau-weißen Motive sind. Auf Tassen, Tellern, Backfischs­chalen, Kacheln, Seesäcken oder Einmal-Tattoos prangen Anker, Schiffe, Fische, Seemänner, Seesterne und Nixen. Im „Bootshaus Hafen“, so der Name des Geschäfts, lebt Hauke Neumann in zahllosen Varianten seine Liebe zum Meer und zur Heimat aus.

Traum geht in Erfüllung

Das Label „Ahoi Marie“, unter dem der 42-Jährige seine Waren vertreibt, wirkt wie die Erfüllung eines lebenslang­en Traums. Doch die Geschichte von Neumanns Marke, seinem Laden, einer Produktion­sstätte in HamburgBah­renfeld und Anteilen am ebenfalls maritim inspiriert­en Restaurant „Bootshaus Kombüse“gleich um die Ecke geht ganz anders.

Der Junge von der Küste, aufgewachs­en als Sohn eines Landbau-Ingenieurs und einer Erzieherin in Cuxhaven, wusste nach dem Abi nur eins: Er wollte am Wasser bleiben. „Ich mag die Nähe zum Schifferte­ller Bootshaus → Mehr Trends auf und zum Meer. Ich kann das Gefühl nur schwer beschreibe­n. Vielleicht liegt es an meiner Familienge­schichte. Mein Opa war Fischer und mein Onkel ist als Kapitän zur See gefahren. Das hat mich fasziniert“, sucht Neumann nach Worten, um seine Sehnsucht nach Wellen und dem weiten Blick zu erklären. SEITE 3

einem gemeinsame­n Kaffee wird nach wenigen Sätzen klar: Der Mann mit den kurzen braunen Haaren, dem Sieben-Tage-Bart und der dunklen Hornbrille ist kein Schnacker. Er selbst charakteri­siert sich als „mathematis­chen Typen mit einem analytisch­en Blick.“Dazu passt das Studium der Elektrotec­hnik, für das er Ende der 1990er Cuxhaven verließ und in seine Lieblingss­tadt Hamburg zog. Anschließe­nd sattelte er in einem zweijährig­en Aufbaustud­ium noch einen Wirtschaft­singenieur drauf. Neumann fand an der Elbe einen Job als Projektman­ager. Es lief. So ähnlich hatte er sich seine Karriere vorgestell­t.

Neumann ist ein Dickkopf, der macht, worauf er Bock hat. Zudem entwickelt­e er als Teenager ein Faible für Punkrock und verinnerli­chte den Do-It-YourselfGe­danken dieser Subkultur. Dies erklärt ein wenig den Sprung ins Abenteuer Selbststän­digkeit. Dem Cuxländer ging es nie darum, möglichst schnell viel Geld zu verdienen, sondern um den Spaß an der Sache. „Irgendwann wurden die Projekte langweilig“, meint der eheStrand Projektman­ager. Aus dem Festangest­ellten wurde ein Teilzeit-Free-Lancer, der vor acht Jahren komplett hingeschmi­ssen hat, um sich voll auf „Ahoi Marie“zu konzentrie­ren.

Siebdruck gelernt

Die Marke entstand aus einem Hobby. Neumann, der mit seinen Fußball-Kumpels an den Wochenende­n regelmäßig Punk-Konzerte besuchte, entdeckte irgendwann die US-Gig-Poster-Szene. Der Musikfan begann limitierte Bandplakat­e zu sammeln. Als Student lernte der Autodidakt Siebdruck, bestellte bei Künstlern Motive und bedruckte damit in seiner Wohnung T-Shirts, die er verkaufte. Unter anderem in einem Ladengesch­äft, das er 2004 mit Freunden in St. Pauli eröffnet hatte.

Etwa zur selben Zeit erweiterte Neumann das T-ShirtAngeb­ot erstmalig mit blauweißen Fischgräte­n, Totenköpfe­n, Windrosen und anderen maritimen Symbolen, die befreundet­e Illustrato­ren und Designer gestaltete­n. „Ahoi Marie“war geboren.

Schnell kam die Idee mit hochwertig­em, bedrucktem Schiffer-Porzellan. „Die übliBei chen Hamburg-Becher aus China sahen ganz schlimm aus. Wir wussten, das geht besser, schöner, schicker“, sagt Neumann, der sich als nächstes beibrachte, wie man mit einem speziellen Ofen Abbildunge­n auf Keramikbec­her brennt. Das war 2005. Die Becher, insbesonde­re die „Moin“-Variante, sind inzwischen „Ahoi Marie“-Klassiker und machen über die Hälfte des Umsatzes aus. Im ersten Jahr, schätzt der Kaufmann, seien in der Hansestadt ungefähr

300 Stück wegmalige

In Bremen

gibt es zwei Läden, die „Ahoi Marie“-Produkte führen:

Büchlers Beste Bohne

@ www.bremer-kaffeegese­llschaft.de

Glasbox,

Ostertorst­einweg @ www.glasbox-bremen.de

Mehr Infos unter www.ahoi-marie.com gegangen. 2017 waren es fast 10 000 deutschlan­dweit, unter anderem in Bremen. Neumann spürte das Potenzial, das in „Ahoi Marie“steckt und ebenso „die angezogene Handbremse“, mit der der noch aktive Projektman­ager sein junges Unternehme­n führte. 2010 traute er sich, löste die Handbremse und legte mit voller Kraft los.

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BILD: THOMAS JOERDENS Hauke Neumann in seinem Laden „Bootshaus Hafen“mit einem „Ahoi Marie“-Seesack.(Bremer Kaffeegese­llschaft), Böttcherst­raße 1 (CrusoeHall­e) 100
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BILD: JOERDENS Hauke Neumann mit einem „Ahoi“-Becher, dem Verkaufssc­hlager.
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BILD: JENS RUESSMANN
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BILD: JOERDENS Backfischs­chale Lona

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