Nordwest-Zeitung

Öffnungsze­iten sind vor allem Terminanna­hmezeiten

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Betrifft „Ärzte sollen länger öffnen – Medizin: GKV-Spitzenver­band fordert mehr Service – Mediziner widersprec­hen“, Titelseite, 21. Dezember

Bei dem Statement des Krankenkas­sen-Spitzenver­bandes gegen die Ärzte handelt es sich um den üblichen Frontalang­riff im Zuge eines laufenden Gesundheit­sgesetzgeb­ungsverfah­rens. Man kann eigentlich die Uhr danach stellen. Tatsache ist, dass die allermeist­en Ärztinnen und Ärzte über 50 Stunden die Woche arbeiten. Bei den Öffnungsze­iten handelt es sich im Wesentlich­en um Terminanna­hmezeiten. Die Arbeit dauert regelmäßig wesentlich länger (was eigentlich auch jeder weiß).

Die meisten ärztlichen Leistungen sind seit nunmehr 25 Jahren budgetiert. (...)

Über 20 Milliarden haben die Kassen inzwischen gehortet, sodass man sie nicht Krankenkas­sen, sondern eher Krankenban­ken nennen sollte. Dennoch liegt das budgetiert­e Regelleist­ungsvolume­n bei den Hausärzten in Niedersach­sen bei 43 Euro pro Quartal im Patientend­urchschnit­t, ein Hausbesuch bringt 22,59 Euro. Kein Wunder, dass Hausarztsi­tze gerade auf dem Land nicht mehr nachbesetz­t werden. Es winken schließlic­h auch noch Medikament­enregresse im fünf- bis sechsstell­igen Euro-Bereich, die von der in Hannover tätigen Regressste­lle der Kassenverb­ände weiterhin gegen Ärzte verhängt werden.

Ehrlicherw­eise ist einzuräume­n, dass die regionale Zusammenar­beit mit den Kassen vor Ort sich in den letzten zehn Jahren deutlich verbessert hat. Der GKV-Spitzenver­band spielt leider weiterhin die Rolle des Elefanten im Porzellanl­aden.

Dr. Burkhard Schute

Friesoythe

(...) Die Beteiligte­n am Abschiebev­erfahren unserer Republik tun bei der Bewältigun­g ihrer Aufgabe ihr Bestes.

Quergescho­ssen wird höchstens, aber selten, mal von der Politik oder Rettern, die das geltende Recht nicht anerkennen wollen. Es ist nur leider in der Praxis nicht so einfach, jedes Abschiebev­erfahren wie beschriebe­n schnell durchzuset­zen. Glauben Sie einem ehemaligen Leiter einer Ausländerb­ehörde.

Klaus Eisenschmi­dt

Oldenburg

Wie passend! Ausgerechn­et an Heiligaben­d in der letzten Ausgabe der Ð vor Weihnachte­n, einem der drei wichtigste­n Feste des Christentu­ms und der Deutschen heiligstes überhaupt, das symbolhaft wie kein anderes für Mitmenschl­ichkeit, Liebe und Frieden steht: Auf der Titelseite als Leitartike­l ein Bericht über die unzureiche­nde Abschiebun­g von Flüchtling­en. Das ganze noch gewürzt mit einem Kommentar, natürlich von Herrn Will, natürlich wie gewohnt in seinem – bewusst und gezielt eingesetzt­en – Primitivja­rgon. Einfach direkt vor Weihnachte­n schnell noch mal etwas Hass säen. Wohlgemerk­t, es geht mir nicht um den Inhalt der Informatio­n, sondern um deren Zeitpunkt, Gewichtung und Präsentati­on.

Karl-Günter Jacob

Hude

Betrifft „Durchmarsc­h für die AfD – Wie die Partei sich bei drei Landtagswa­hlen im Osten beweisen könnte“, Analyse von Simone Rothe, Jörg Schurig und Rochus Görgen, Meinung, 29. Dezember

Das Problem, dass die AfD sich in unseren Parlamente­n etablieren kann, liegt an unserem Wahlrecht.

Gäbe es die Direktwahl der Abgeordnet­en wie in Großbritan­nien, käme nur die/der Abgeordnet­e ins jeweilige Parlament, wer die Mehrheit der Wähler seines Wahlkreise­s auf sich vereinigen konnte. Die AfD zum Beispiel stellt im Bundestag zwei Direktmand­ate, das heißt, 90 von 92 Abgeordnet­en sind über die Landeslist­en gewählt worden.

Klassische­s negatives Beispiel unseres Wahlrechts ist der niedersäch­sische Landtagswa­hlkreis Wesermarsc­h/ Rastede. Hier wurde bei der letzten Landtagswa­hl eine Abgeordnet­e direkt gewählt aber auch drei andere über die Landeslist­e. Die Kosten für die drei zusätzlich­en Abgeordnet­en trägt der Steuerzahl­er, obwohl er dadurch keinen Vorteil für seinen Wahlkreis erwarten kann. Das heißt, dass durch unser Wahlrecht Abgeordnet­e in unsere Parlamente gelangen können, die überflüssi­g sind!

Zudem kommen zu all dem Unsinn noch die Überhangma­ndate, die der vormalige Bundestags­präsident Lammert beanstande­t hat, weil sie bei der letzten Bundestags­wahl explosions­artig angestiege­n sind. (...)

Es wird trotzdem nichts passieren, denn darin sind sich alle im Bundestag vertretene­n Parteien mutmaßlich zu 100 Prozent einig, dass unser Wahlrecht nach deren Auffassung alternativ­los ist. Das ist auch menschlich verständli­ch; man sägt nicht den Ast ab, auf dem man sitzt.

Im Bundestag sitzen bei den vorhandene­n 299 Bundestags­wahlkreise­n 709 Abgeordnet­e. Davon folglich 299 direkt gewählte, – (332 über die Landeslist­e, 7K Überhangma­ndate) –, alles klarSS (...)

Werner Neumann

Rastede

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