Nordwest-Zeitung

Verbrecher­regime

- VON ALEXANDER WILL

Vor 30 Jahren wurde Chris Gueffroy an der Berliner Mauer ermordet. Der Mann wollte nur frei sein. Das Gedenken an ihn und andere Opfer der DDR wirkt heute wie eine Pflichtübu­ng: Kranz abgeworfen. Salbungsvo­lle Worte gesprochen. Fertig und vergessen. Dabei gilt es doch, sich drei bedeutende Punkte für das Hier und Heute klarzumach­en.

Erstens: Die DDR war ein Staat, der von Verbrecher­n beherrscht wurde, die einer verbrecher­ischen Ideologie anhingen. Es gibt keine positiven politische­n Grundsätze oder „Errungensc­haften“des Sozialismu­s, die ins Heute zu übertragen wären. Das gilt jedoch nicht für die Lebenserfa­hrung vieler Ostdeutsch­er. Sie haben durch ihr Leben im Falschen oft besondere Einblicke in totalitäre Abgründe gewonnen. Zweitens: Das DDR-Regime hat Menschen eingesperr­t, es hat verhindert, dass Leute das Land verlassen. Das demagogisc­h mit dem Grenzschut­z demokratis­cher Staaten zu vergleiche­n, heißt, Geschichte zu fälschen. Drittens: Es werden heute Versuche unternomme­n, die Aufarbeitu­ng der DDRVerbrec­hen zurückzudr­ehen und eben jene zu diskrediti­eren, die sich darum verdient gemacht haben. Der Fall Hubertus Knabe ist bisher das abstoßends­te Beispiel. Den DDRApologe­ten, seien es Parteien oder eine einschlägi­ge Stiftung, ist entgegenzu­treten, damit das Monströse des totalitäre­n DDR-Regimes und seines Erbes nicht in Vergessenh­eit gerät.

@Den Autor erreichen Sie unter Will@infoautor.de

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