Nordwest-Zeitung

FUßBALL-WELT TRAUERT UM RUDI ASSAUER

Rudi Assauer im Alter von 74 Jahren gestorben – In Schalke, Bremen und Oldenburg gewirkt

- VON ULI BR[NGER UND HAUKE RICHTERS

Er war einer der großen Macher in der Bundesliga. Klaus Berster, Präsident des VfB Oldenburg, hatte ihn im vergangene­n Jahr noch mehrmals besucht.

HERTEN/OLDENBURG – Er prägte den Fußball-Bundesligi­sten Schalke 04, hat aber auch in Oldenburg und Bremen deutliche Spuren hinterlass­en: Schon zu Lebzeiten war er als mächtiger Manager, der Schalke als sein Lebenswerk betrachtet­e, eine königsblau­e Legende. Nun ist Rudolf „Rudi“Assauer, der seit Jahren an Alzheimer litt, am Mittwoch im Alter von 74 Jahren gestorben. Das bestätigte seine Familie. Er hinterläss­t zwei Töchter, Katy und Bettina.

„Das ist ein trauriger Tag“, sagte Klaus Berster, Präsident des Regionalli­gisten VfB Oldenburg, bei dem Assauer von 1990 bis 1993 als Manager gearbeitet hatte. Zu jener Zeit spielte der VfB in der 2. Bundesliga und verpasste in der Saison 1991/92 nur knapp den Aufstieg ins Oberhaus. „Mit ihm erlebte der VfB die erfolgreic­hste Zeit seiner Geschichte. Rudi hatte sicher eine harte Schale, aber darunter ein ganz weiches Herz“, sagte Berster, der auch damals Präsident des Vereins gewesen war. Im vergangene­n Jahr habe er Assauer vieroder fünfmal besucht, sagte Berster: „Und jedes Mal war ich erschrocke­n, wie sich sein Zustand verschlech­terte.“

„Entweder ich schaffe Schalke oder Schalke schafft mich“, lautete einer der bekanntest­en Sätze Assauers. In zwei Amtszeiten (1981 bis 1986 und 1993 bis 2006) war er insgesamt 18 Jahre lang für den Revierclub als Manager tätig. Der große Erfolg stellte sich aber erst ein, als ihn der damalige Präsident, „Sonnenköni­g“Günter Eichberg, in höchster Not im April 1993 holte. Schalke lag finanziell am Boden, es drohte der Lizenzentz­ug. In mühsamer Kleinarbei­t gewannen Assauer und seine Vorstandsk­ollegen in den Folgejahre­n das Vertrauen der Banken und Sponsoren zurück und legten damit die Basis für den späteren sportliche­n Erfolg.

In der Saison 1995/1996 schaffte das Team mit Trainer Jörg Berger den Einzug in den Uefa-Pokal. Und Assauer gelang nach der ersten, siegreiche­n Europacup-Runde gegen Roda Kerkrade der entscheide­nde Coup: In einer Nacht- und Nebelaktio­n überzeugte er den damals unbekannte­n Trainer Huub Stevens, von Kerkrade nach Schalke zu wechseln.

Mit dem knorrigen Niederländ­er und dessen Motto „Die Null muss stehen“eroberten die „Eurofighte­r“um Olaf Thon und Marc Wilmots Europas Stadien. Der Höhenflug endete mit dem UefaCup-Sieg bei Inter Mailand am 21. Mai 1997 – bis heute der größte Erfolg der Clubgeschi­chte. Fast wäre auch der größte Traum in Erfüllung gegangen, als Schalke 2001 kurz vor dem Gewinn der achten deutschen Meistersch­aft stand, ehe Bayern München den Königsblau­en den Titel mit dem 1:1-Ausgleich in der Nachspielz­eit in Hamburg noch wegschnapp­te. Die Tränen nach dem letzten Spiel im Parkstadio­n, als Fans und Spieler nach dem Sieg gegen Unterhachi­ng bereits den Platz stürmten und den vermeintli­chen Titel feierten, gingen um die Welt. Die „Meister der Herzen“waren geboren.

Eine Woche nach dem Tiefpunkt gewann das Team den DFB-Pokal, im Jahr darauf wiederholt­en die Königsblau­en den Triumph in Berlin. Im Siegesraus­ch ließ Assauer einst den „Pott“fallen, und das Stück musste restaurier­t werden. Als Vermächtni­s hinterließ Assauer auch sein „Baby“, die Schalke-Arena. Das seinerzeit modernste Stadion mit herausfahr­barem Rasen und schließbar­em Dach wurde im August 2001 eingeweiht.

Am 17. Mai 2006 kam er seiner Abberufung durch den Aufsichtsr­at zuvor und trat als Manager zurück. 2012 machte er seine Erkrankung öffentlich, auch in der Biografie „Wie ausgewechs­elt – verblassen­de Erinnerung­en an mein Leben“und einer TV-Dokumentat­ion. Zweimal war Assauer verheirate­t. Die Ehe mit Ingrid Assauer wurde erst 2007 geschieden, da lebten die beiden aber schon viele Jahre getrennt. So war er einige Jahre mit der Schauspiel­erin Simone Thomalla liiert. Die 2011 geschlosse­ne Ehe mit der 21 Jahre jüngeren Britta Idrizi endete nach zwei Jahren in einem Fiasko und Streiterei­en vor Gericht.

Als Spieler war er in der Bundesliga für Borussia Dortmund (mit dem BVB gewann er 1966 den Europapoka­l der Pokalsiege­r) und Werder Bremen aktiv. In Bremen spielte er von 1970 bis 1976, ehe er mit 32 Jahren seine Laufbahn beendete. Der damalige Werder-Präsident Franz Böhmert machte Assauer zum jüngsten Manager in der Bundesliga. Und nachdem Assauer 1975 kurz unter dem Trainer Otto Rehhagel bei Werder gespielt hatte, holte er ihn 1981 nach Bremen zurück. Es folgte eine Glanzzeit für Werder, Rehhagel blieb bis 1995. Assauer indes verließ Bremen kurz nach der Rehhagel-Verpflicht­ung in Richtung Schalke.

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 ?? BILD: IMAGO ?? Mai 1981: Manager Rudi Assauer (rechts) sitzt mit Trainer Otto Rehhagel auf der Bank von Werder Bremen.
BILD: IMAGO Mai 1981: Manager Rudi Assauer (rechts) sitzt mit Trainer Otto Rehhagel auf der Bank von Werder Bremen.
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DPA-BILD: WEIHRAUCH So war er in der Fu\ball-Szene und weit dar]ber hinaus bekannt: Rudi Assauer mit Zigarre (Bild von 2009)
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BILD: ARCHIV Juli 1991: Manager Rudi Assauer (hinten links) und Trainer Wolfgang Sidka (hinten rechts) prYsentier­en die NeuzugYnge­n des VfB Oldenburg, unter anderem Christian Brand (unten links).

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