Nordwest-Zeitung

Keine Luftnummer

- VON LARS LAUE, BÜRO HANNOVER

H andwerklic­h einwandfre­i und nicht zu beanstande­n: So bewertet das Umweltbund­esamt die von Niedersach­sens Umweltmini­ster Olaf Lies (SPD) in Auftrag gegebene Modellrech­nung zur Luftqualit­ät in Oldenburg. Und was dabei herauskomm­t, ist schlüssig: Stickstoff­oxide etwa aus Diesel-Auspuffen verflüchti­gen sich extrem schnell. Kein Wunder also, dass die Luft an der Messstatio­n in Bodennähe deutlich schlechter ist als in 3,90 Metern Höhe, wo sich Wohnungen befinden. Dann auf einen Jahres-Mittelwert zu kommen, der sich unter dem Grenzwert von 40 Mikrogramm/Kubikmeter bewegt, liegt nahe. Das Ganze wird dann noch auf die anderen kritischen Städte mit dicker Luft übertragen, und die drohenden Diesel-Fahrverbot­e in Osnabrück, Hannover und Hildesheim sind wie weggepuste­t.

Was der Minister und seine Luft-Experten für Oldenburg errechnet haben und für Städte wie Osnabrück vermutlich ebenso gelten dürfte, folgt dem logischen Menschenve­rstand und ist alles andere als eine Luftnummer. Fraglich ist allerdings, ob diese Argumentat­ion vor den Gerichten Bestand hat. Fachleute bezweifeln jedenfalls, dass der Minister damit durchkommt.

Auf jeden Fall werden Juristen sich mit dieser neuen Argumentat­ionslinie auseinande­rsetzen müssen. Und das dauert bekanntlic­h. Auch wenn die von Umweltmini­ster Lies vorgestell­ten Berechnung­en am Ende nicht gerichtsfe­st sind, so können sie einen Beitrag dazu leisten, Zeit zu gewinnen. Zeit, um die Luft in den betroffene­n Städten auch direkt an den Messpunkte­n zu verbessern und somit Fahrverbot­e für Diesel-Besitzer dauerhaft zu verhindern.

@Den Autor erreichen Sie unter Laue@infoautor.de

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