Nordwest-Zeitung

Beruhigung­spille

- VON HERMANN GRÖBLINGHO­FF

P apier ist geduldig – und soll beruhigen. Dieses Motto dürfte im Bundesvert­eidigungsm­inisterium vorgeherrs­cht haben, als man in einem Strategiep­apier für die Nato offenbar ankündigte, die deutschen Militäraus­gaben in den nächsten Jahren zu erhöhen.

Das Ziel, das Ursula von der Leyen mit diesem Schritt verfolgt, ist klar. Sie will ihre Nato-Partner, allen voran US-Präsident Trump, besänftige­n. Denn die Ministerin weiß genau, dass Deutschlan­d eigentlich eine Bringschul­d hat. Seit 2002 verständig­en sich die Nato-Länder immer wieder darauf, jeweils zwei Prozent des Bruttoinla­ndsprodukt­s für die Verteidigu­ng bereitzust­ellen. Von diesem Ziel ist Deutschlan­d mit etwa 1,2 Prozent jedoch weit entfernt – und wird es auch bleiben. Denn woher soll das Geld in Zeiten sinkender Steuereinn­ahmen kommen? Die fetten Jahre sind vorbei, ließ Finanzmini­ster Scholz erst vor Kurzem verlauten.

Deshalb stellt sich die Frage: Wohin will Deutschlan­d? Will man weltpoliti­sch weiterhin in der ersten Liga mitspielen, muss man eine robuste Verteidigu­ngsfähigke­it herstellen. Die deutsche Sonderroll­e aufgrund der Vergangenh­eit lassen die Partner nicht mehr (lange) gelten. Vor allem Frankreich und auch die Briten, die wesentlich mehr für ihr Militär ausgeben, werden einen höheren Beitrag aus Berlin einfordern. Gegenargum­ente sind da nur schwer zu finden.

@Den Autor erreichen Sie unter Groeblingh­off@infoautor.de

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