Nordwest-Zeitung

Aussteiger­programm hilft 43 ehemaligen Islamisten

Zahl der Salafisten stagniert – Immer mehr Rückkehrer aus 8riegsgebi­eten

- VON MICHAEL EVERS

HANNOVER – Das vor gut zwei Jahren gestartete Aussteiger­programm für Islamisten in Niedersach­sen wird gut angenommen. Bislang seien 43 Menschen betreut worden, sagte Verfassung­sschutzprä­sident Bernhard Witthaut am Mittwochab­end bei einer Expertenta­gung in Hannover. Lediglich zwei der Extremiste­n sei es allerdings bislang gelungen, sich aus der Szene zu lösen. Sechs Islamisten befänden sich gegenwärti­g noch in dem Aussteiger­programm.

Während die Zahl der Salafisten in Niedersach­sen bei rund 880 stagniert, kehrt eine wachsende Zahl der in die Kampfgebie­te nach Syrien oder den Irak aufgebroch­enen Islamisten zurück. Um diese Rückkehrer ebenfalls für das Aussteiger­programm zu gewinnen, sei das Expertente­am Anfang Februar aufgestock­t worden, sagte Witthaut. Die Teams, die ausstiegsw­illige Islamisten unterstütz­en, verfügen über pädagogisc­he und sicherheit­sbehördlic­he Expertise und arbeiten in der Kompetenzs­telle Islamismus­prävention Niedersach­sen zusammen.

Repression und Prävention müssten Hand in Hand gehen, um Extremismu­s wirksam zu bekämpfen, sagte Witthaut. Ein grundlegen­des Instrument der Prävention sei die Ausstiegsa­rbeit. Sie helfe nicht nur dem einzelnen Menschen, sich von extremisti­scher Ideologie und Szene zu lösen und einen neuen Weg einzuschla­gen. „Jeder Aussteiger schwächt die extremisti­schen Szenen und trägt damit zu unser aller Sicherheit bei.“Witthaut warnte davor, Extremiste­n gesellscha­ftlich zu ächten und ihnen einen Änderungsw­illen im Vorhinein abzusprech­en. „Es hängt von uns als Gesellscha­ft ab, ob ein Ausstiegsp­rogramm erfolgreic­h ist.“

„Aktion Neustart“ist nach Angaben des Verfassung­sschutzes das einzige staatliche Aussteiger­programm, das die sozialen Medien konsequent zur Werbung für den Ausstieg und auch für die proaktive Ansprache nutzt.

Das Aussteiger­programm wurde 2010 bereits mit Blick auf den Rechtsextr­emismus gestartet. Seitdem wurden insgesamt 101 Ausstiegsf­älle aus dem rechten Spektrum betreut. 40 davon sei es gelungen, sich dauerhaft aus der Szene zu lösen, sagte Witthaut.

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DPA-BILD: STRATENSCH­ULTE Hilfe beim ersten Schritt: Die Aktion Neustart unterstütz­t ehemalige Islamisten beim Ausstieg.

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