Nordwest-Zeitung

BUNDESTRAI­NER GROENER IM NWZ-INTERVIEW

Henk Groener spricht im Interview über sein Team, Oldenburge­r Talente und die Niederland­e

- VON LARS BLANCKE

Drei Tage lang trainierte das Nationalte­am in Oldenburg. Groener nutzte die .eit auch, um mit Geschke über ihre .ukunft zu sprechen.

FRAGE: Zerr Groener, drei Tage lang haben Sie mit Spielerinn­en aus dem festen und erweiterte­n Aufgebot der deutschen Nationalma­nnschaft in Oldenburg gearbeitet. Was stand dabei im Zentrum? HENK GROENER (58): Wir hatten eine relativ kleine Gruppe aufgrund von Verletzung­en. So haben wir sehr individuel­l trainiert. So eine kleine Gruppe ist aber auch schön, weil es schnell intensiv wird. Die Spielerinn­en haben gut gearbeitet.

FRAGE: Warum sind für Sie Regionalle­hrgänge so wichtig? GROENER: Bei den größeren Lehrgängen ist nur die Stammbeset­zung anwesend. Wir haben mit dem A-Kader nur die internatio­nalen Wochen. Durch die Regionalle­hrgänge können wir den erweiterte­n Kreis besser kennenlern­en und erleben, wie die Spielerinn­en auftreten, wie sie sprechen, wie sie sich entwickeln. Wir können sie dadurch mitnehmen in unserem Programm und unseren Ideen. Dadurch erfahren sie auch mehr über uns, wie wir denken, ticken und arbeiten. FRAGE: Die EM im Dezember ist zufriedens­tellend gelaufen, auch wenn mit einer sehr jungen Mannschaft in der Hauptrunde das Aus kam . . . GROENER: Vor dem Turnier hatten viele keine großen Erwartunge­n, weil wir mit Norwegen, Rumänien und Tschechien eine starke Gruppe hatten. Dann musste das Ziel sein, in die Hauptrunde zu kommen – das haben wir gut gelöst. Der Überraschu­ngssieg gegen Weltmeiste­r Norwegen war ein Highlight, gegen Ungarn waren wir dann beispielsw­eise nicht clever genug. Wir führten mit einem Tor eine Minute vor Schluss – und verlieren. Das darf nicht passieren. Wir waren aber mit Abstand das unerfahren­ste Team im Turnier, das zeigte sich in solchen Situatione­n. Daraus werden wir lernen. FRAGE: Wo steht die deutsche Mannschaft aktuell im Vergleich zur Weltspitze? GROENER: Wirsindda,wowir stehen, auf dem zehnten Platz bei einer EM. Viel komplizier­ter sollte man es nicht machen. Ein Turnier zeigt, wie gut man ist.

FRAGE: /m Sommer stehen die WM-2la3offs gegen 4roatien an, dort sind Sie 5a1orit. Ende No1ember folgt die WM in 6apan, bei der man Siebter werden müsste, um sich für Ol3mpia 7878 in Tokio zu 9ualifizie­ren. Was sind /hre Ziele? GROENER: Jedes Turnier ist ein Ziel. Es ist aber nicht so, dass wir jetzt nur auf Olympia schauen. Wir sind letztes Jahr angefangen und wollten uns erstmal für die EM qualifizie­ren. Diese lief vernünftig, jetzt haben wir eine gute Ausgangspo­sition gegen Kroatien. Dann kommt die WM. Und 2020 vielleicht Olympia – da wollen alle hin. Dafür muss man richtig was leisten. Wenn wir das schaffen, wäre das ein großer Schritt vorwärts. FRAGE: Zurück zum Regionalle­hrgang: /n Angie Geschke ;<<=, 6enn3 >ehrend ;7<= und 6ane Martens ;?@= waren drei Oldenburge­rinnen dabei. Wie haben Sie die jungen Spielerinn­en des Vf0, die noch nicht zum A-4reis zählen, erlebt? GROENER: Sie sollten hier zeigen, wie groß ihr Ehrgeiz ist und was sie im Sport errei- chen wollen. Das wollen wir herausbeko­mmen.

FRAGE: -nd, wie gro. ist der Ehrgeiz bei den beiden? GROENER: Da entwickelt sich auf jeden Fall etwas. Oft ist es bei jungen Spielerinn­en auch so, dass sie bei so einem Lehrgang merken: Ich trainiere mehr, ich werde besser. Sie merken: Ich kann vielleicht mehr erreichen, als ich vermutet habe. Dann müssen sie entscheide­n: Will ich konsequent in diese Richtung gehen? Beide haben gezeigt, dass sie richtig Bock drauf haben. Sie arbeiten gut im Training, sind lernwillig und offen. Sie setzen die Ratschläge um. Das ist schon gut. FRAGE: Angie Geschke ist schon lange dabei. /hr Vertrag beim Vf0 wird im Sommer nicht 1erlängert, sie war darüber sehr enttäuscht. Haben Sie das Gespräch gesucht? GROENER: Natürlich. Ich denke es ist verständli­ch, dass Angie enttäuscht ist. Aber das ist eine Sache des Vereins. Ich habe mit ihr darüber gesprochen, wie ich ihre Zukunft in Bezug auf die Nationalma­nnschaft sehe. Wir verstehen uns gut, sie ist ein Profi, sie weiß, was sie zu tun hat, um weiter ihre Leistung zu bringen. FRAGE: Das wäre? GROENER: Naja, sie muss sich jetzt natürlich erstmal neu orientiere­n, weil sie sich das anders vorgestell­t hat. FRAGE: Reden Sie mit ihr auch über mAgliche neue Vereine? GROENER: Angie ist erfahren genug, um das selbst zu lösen. Wenn sie mich fragt, werden wir darüber sprechen. Sie muss aber auch darüber nachdenken, was sie privat und beruflich will. Sie ist nicht mehr 23, also denkt sie auch schon über die Karriere nach dem Handball nach.

FRAGE: Den Traum 1on Ol3mpia 7878 hat sie allerdings schon einmal geäu.ert . . . GROENER: Ja, Angie ist ja auch handballve­rrückt. Sie trainiert jederzeit und immer gerne. Wenn man sie im Kraftraum sieht, ist sie fit wie sonst kaum eine andere.

FRAGE: Das hArt sich so an, als ob Sie die Entscheidu­ng des Vf0 überrascht hätte. GROENER: Es ist so, wie es ist. FRAGE: Am 77. März geht es in Groningen gegen die Niederland­e, einen Tag später erfolgt in Oldenburg das BRückspiel­C. Wie speziell ist es für Sie, gegen /hr Heimatland zu spielen? GROENER: Speziell nicht, aber es ist immer schön, weil die

Henk Groener wurde am 29. September 1960 im niederländ­ischen Leersum geboren. Als Aktiver war er Nationalsp­ieler seines Heimatland­es, spielte unter anderem auch in Deutschlan­d beim TV Emsdetten und TV Aldekerk. Von 2009 bis 2016 trainierte er die Frauen-Nationalma­nnschaft der Niederland­e, seit Januar 2018 die deutsche Auswahl.

Am Freitag,

22. März, treffen die Niederland­e und Deutschlan­d in Groningen aufeinande­r. Am Samstag, 23. März, kommt es dann in der großen EWE-Arena in Oldenburg zum „Rückspiel“.

@ Karten gibt es unter www.dhb.de/tickets

Niederland­e einfach ein starkes Team haben. Da müssen wir eine Spitzenlei­stung abrufen. Wir haben seit der EM einen Aufwärtstr­end in der Wahrnehmun­g nach außen geschafft, das hat die Niederland­e schon vor zehn Jahren gemeistert. Das Spiel in Groningen war innerhalb einer Stunde ausverkauf­t. Oldenburg ist auch ein gutes Handball-Pflaster, ich freue mich auf eine gute Kulisse. FRAGE: Was kann der deutsche Handball 1on den Niederland­en, die bei allen gro.en Turnieren zuletzt 1orne dabei waren, lernen? GROENER: Dort entscheide­n sich die Spielerinn­en früher, Handball als Nummer eins zu sehen und Studium oder berufliche­n Werdegang hinten anzustelle­n. Das ist in Deutschlan­d noch nicht so. Die Spielerinn­en, die sich in Holland mit 16 Jahren für den profession­ellen Handball entscheide­n, wissen, dass sie mit 18 oder 19 ins Ausland gehen müssen, um Geld zu verdienen. Das ist zunächst eine Entscheidu­ng der Spielerin, später natürlich auch eine Aufgabe der Vereine und Verbände, den Weg zu ermögliche­n. Wenn der Ehrgeiz da ist, gibt es einen Weg, Vollprofi zu werden. In Deutschlan­d gibt es zwar mehr Spielerinn­en in der Breite, aber weniger, die die absolute Spitze im Visier haben. Daran arbeiten wir.

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BILD: PIET MEYER
 ?? BILD: PIET MEYER ?? Im Gespräch: Bundestrai­ner Henk Groener mit Oldenburgs Angie Geschke
BILD: PIET MEYER Im Gespräch: Bundestrai­ner Henk Groener mit Oldenburgs Angie Geschke

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