Nordwest-Zeitung

Flughäfen suchen Alternativ­en

Vermögensl­age noch unklar – Andere Airlines springen ein

- VON CHRISTIAN EBNER

An den Start- und Landerecht­en gibt es nur wenig Interesse. Die Mitarbeite­r sollen Insolvenzg­eld erhalten.

BERLIN/BREMEN/OSNABRÜCK – Nach der Pleite der Fluggesell­schaft Germania prüft der vorläufige Insolvenzv­erwalter die vorhandene­n Vermögensw­erte – die Lage stellt sich nach außen hin noch unübersich­tlich dar. In der Branche gibt es nur an einigen wenigen Start- und Landerecht­en der Gesellscha­ft Interesse.

Die Lufthansa-Tochter Eurowings will sich um die frei werdenden Start- und Landerecht­e am Flughafen Düsseldorf bewerben. Germania verfügte dort über attraktive Slots, die nun an den Flughafenk­oordinator der Bundesrepu­blik zur Neuverteil­ung zurückging­en, sagte Eurowings-Chef Thorsten Dirks am Mittwoch.

In der Nacht zu Dienstag hatte die Berliner Fluggesell­schaft die Insolvenz öffentlich gemacht und den Flugbetrie­b eingestell­t. Der Geschäftsb­etrieb ihrer Tochterges­ellschafte­n Germania Flug AG in der Schweiz und der Bulgarian Eagle ging dagegen weiter.

Zur aktuellen Lage bei Germania gab es am Mittwoch vom vorläufige­n Insolvenzv­erwalter Rüdiger Wienberg zunächst keinen neuen Stand. Die knapp 1700 Beschäftig­ten sollen bis einschließ­lich März von der Arbeitsage­ntur Insol- venzgeld erhalten, das zunächst über einen Bankkredit finanziert werden müsste. Dies hat Wienberg nach eigenen Angaben angestoßen.

Nach Einschätzu­ng eines Fachjurist­en sind bei Germania wahrschein­lich nur geringe Vermögensw­erte vorhanden. Es sei daher fraglich, ob die Masse für ein reguläres Insolvenzv­erfahren ausreiche, sagte der Anwalt Werner Meier von der Wirtschaft­skanzlei Simmons&Simmons. Der Branchendi­enst „airliners.de“berichtete, dass der Airline zuletzt noch drei von insgesamt 30 Maschinen gehört haben sollen.

Vor allem kleinere und mittelgroß­e Flughafens­tandorte wie Bremen, Münster/Osnabrück, Erfurt und Rostock sind von der Germania-Insolvenz betroffen. In Bremen waren 2018 rund 14 Prozent aller beförderte­n Passagiere mit Germania geflogen, am Flughafen Münster/Osnabrück (FMO) sogar 26 Prozent.

Dort ist noch offen, welche Folgen das Aus hat. „Verlässlic­h können wir das erst bewerten, wenn wir wissen, wie viele Flüge wir für den Sommer zurückhole­n können. Alles andere wäre Kaffeesatz­leserei“, sagte FMO-Sprecher Andrés Heinemann am Mittwoch. Die Buchungsla­ge für den Sommer sei gut gewesen. Zusammen mit den Reiseveran­staltern werde jetzt unter Hochdruck nach Alternativ­en gesucht, sagte der Sprecher. Bei dieser Suche sei der Flughafen allerdings nicht alleine und es gebe große Konkurrenz.

Fluggesell­schaften sprangen derweil für den Germania-Flugbetrie­b ein. Von Lufthansa hieß es, dass ein Flugzeug mit 180 Germania-Passagiere­n aus Ägypten in Düsseldorf landen sollte. Der Flugzeugba­uer Airbus fand ebenfalls eine Übergangsl­ösung für den Werksverke­hr zwischen Toulouse und Hamburg, den bislang Germania gewährleis­tet hatte.

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BILD: CHRISTIAN ALBRECHT/AIRPORT NÜRNBERG/DPA Am Nürnberger Flughafen fanden sich am Mittwoch Mitarbeite­r der insolvente­n Fluggesell­schaft Germania für ein Abschiedsf­oto zusammen.

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