Flughäfen suchen Alternativen
Vermögenslage noch unklar – Andere Airlines springen ein
An den Start- und Landerechten gibt es nur wenig Interesse. Die Mitarbeiter sollen Insolvenzgeld erhalten.
BERLIN/BREMEN/OSNABRÜCK – Nach der Pleite der Fluggesellschaft Germania prüft der vorläufige Insolvenzverwalter die vorhandenen Vermögenswerte – die Lage stellt sich nach außen hin noch unübersichtlich dar. In der Branche gibt es nur an einigen wenigen Start- und Landerechten der Gesellschaft Interesse.
Die Lufthansa-Tochter Eurowings will sich um die frei werdenden Start- und Landerechte am Flughafen Düsseldorf bewerben. Germania verfügte dort über attraktive Slots, die nun an den Flughafenkoordinator der Bundesrepublik zur Neuverteilung zurückgingen, sagte Eurowings-Chef Thorsten Dirks am Mittwoch.
In der Nacht zu Dienstag hatte die Berliner Fluggesellschaft die Insolvenz öffentlich gemacht und den Flugbetrieb eingestellt. Der Geschäftsbetrieb ihrer Tochtergesellschaften Germania Flug AG in der Schweiz und der Bulgarian Eagle ging dagegen weiter.
Zur aktuellen Lage bei Germania gab es am Mittwoch vom vorläufigen Insolvenzverwalter Rüdiger Wienberg zunächst keinen neuen Stand. Die knapp 1700 Beschäftigten sollen bis einschließlich März von der Arbeitsagentur Insol- venzgeld erhalten, das zunächst über einen Bankkredit finanziert werden müsste. Dies hat Wienberg nach eigenen Angaben angestoßen.
Nach Einschätzung eines Fachjuristen sind bei Germania wahrscheinlich nur geringe Vermögenswerte vorhanden. Es sei daher fraglich, ob die Masse für ein reguläres Insolvenzverfahren ausreiche, sagte der Anwalt Werner Meier von der Wirtschaftskanzlei Simmons&Simmons. Der Branchendienst „airliners.de“berichtete, dass der Airline zuletzt noch drei von insgesamt 30 Maschinen gehört haben sollen.
Vor allem kleinere und mittelgroße Flughafenstandorte wie Bremen, Münster/Osnabrück, Erfurt und Rostock sind von der Germania-Insolvenz betroffen. In Bremen waren 2018 rund 14 Prozent aller beförderten Passagiere mit Germania geflogen, am Flughafen Münster/Osnabrück (FMO) sogar 26 Prozent.
Dort ist noch offen, welche Folgen das Aus hat. „Verlässlich können wir das erst bewerten, wenn wir wissen, wie viele Flüge wir für den Sommer zurückholen können. Alles andere wäre Kaffeesatzleserei“, sagte FMO-Sprecher Andrés Heinemann am Mittwoch. Die Buchungslage für den Sommer sei gut gewesen. Zusammen mit den Reiseveranstaltern werde jetzt unter Hochdruck nach Alternativen gesucht, sagte der Sprecher. Bei dieser Suche sei der Flughafen allerdings nicht alleine und es gebe große Konkurrenz.
Fluggesellschaften sprangen derweil für den Germania-Flugbetrieb ein. Von Lufthansa hieß es, dass ein Flugzeug mit 180 Germania-Passagieren aus Ägypten in Düsseldorf landen sollte. Der Flugzeugbauer Airbus fand ebenfalls eine Übergangslösung für den Werksverkehr zwischen Toulouse und Hamburg, den bislang Germania gewährleistet hatte.