Nordwest-Zeitung

Frau mit den tausend Gesichtern

Escar4Prei­strägerin Juliette Binoche schlüpft in besondere Rolle

- VON PETER CLAUS

Bei der Berlinale über4 nimmt die französisc­he Schauspiel­erin (54) den Vorsitz der Jury. In ihrer Heimat ;ird sie mit <osenamen geradezu überschütt­et.

BERLIN = Berlinale-Chef Dieter Kosslick ist stolz, dass Schauspiel­erin Juliette Binoche bei seinem Filmfestiv­al (7. bis 17. Februar) die Rolle der JuryPräsid­entin übernimmt. Die Oscar-Preisträge­rin gilt als wählerisch. Hier aber hat sie zugesagt. „Danke für diese große Ehre und die Einladung zu Deiner letzten Berlinale, lieber Dieter, das bedeutet mir unglaublic­h viel“, teilte die 54-Jährige mit.

Juliette Binoche hat viele Erinnerung­en an die Berlinale. Schon einer ihrer ersten wichtigen Spielfilme lief hier 1987: „Die Nacht ist jung“. Fünf Jahre später wurde ihre nächste Zusammenar­beit mit Regisseur Leos Carax bejubelt: „Die Liebenden von Pont-Neuf“. 1993 erhielt die gebürtige Pariserin ihre erste Auszeichnu­ng in Berlin.

1997 war dann das Jahr ihres großen Triumphs: Binoche bekam den Silbernen Bären als beste Schauspiel­erin für ihre Verkörperu­ng der Krankensch­wester Hana in der Romanverfi­lmung „Der englische Patient“. Weltweit folgten Preise für diese Rolle, auch ein Oscar als beste Nebendarst­ellerin. Seitdem kann die Tochter eines Künstlereh­epaares unter vielen Angeboten wählen.

Das tut sie stets mit Gespür für Qualität. Binoche begeistert in Komödien wie 2000 in „Chocolat“(Regie: Lasse Hallström), in Psychodram­en wie „Caché“(Regie: Michael Haneke) und philosophi­sch angehaucht­en Seelenbild­ern, wie dem Mitte Februar startenden Zeitgeist-Gemälde „Die Blüte des Einklangs“von Naomi Kawase.

Binoche kann vieles spielen, egal ob naiv oder durchtrieb­en. Kein Wunder, dass sie in ihrer Heimat als „Frau mit den tausend Gesichtern“gefeiert wird. Dort nennt man sie auch die „Zärtliche“oder die „Magierin“. Entscheide­nder für ihre Wirkung ist allerdings, dass Binoche über eine seltene Gabe verfügt: Sie gestaltet Charaktere so intensiv, dass sie ungemein wahrhaftig anmuten. Dazu gelingt es ihr, den Zuschauern das Gefühl zu schenken, sie könnten den Figuren beim Denken zusehen.

Binoche wurde nach Angaben der Berlinale als erste europäisch­e Schauspiel­erin mit Preisen auf den drei wichtigste­n europäisch­en Festivals in Berlin, Cannes und Venedig ausgezeich­net. Doch sie ist nie Starallüre­n verfallen. Fragen zum Privatlebe­n beantworte­t die Mutter einer Tochter und eines Sohnes nur knapp. Etwas wortreiche­r war sie jetzt zu ihrer Aufgabe als Präsidenti­n der Berlinale-Jury: „Ich freue mich auf dieses besondere Rendezvous mit der gesamten Jury und werde meine Aufgabe mit viel Freude und Sorgfalt angehen.“

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DPA-BILD: LERENA Übernimmt in Berlin die Rolle der Jury-Präsidenti­n: die französisc­he Schauspiel­erin Juliette Binoche

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