Von Ost nach West und zu den jüdischen Wurzeln
Schriftstellerin Barbara Honigmann ;ird 70 = Familiengeschichte liefert Stoff fürs Erzählen
STRAßBURG = Wenn Barbara Honigmann über sich und ihr Leben spricht, dann merkt man, dass sie gern erzählt – und dass sie Routine darin hat. Die Stimme der Autorin ist durchdringend, wirkt mal fast angriffslustig laut, mal suchend, wenn die beste Formulierung noch nicht gefunden ist. Die Freude am Erzählen, sagt Honigmann, habe sie wohl von ihrem Vater.
Am 12. Februar wird die Schriftstellerin 70 – und statt ihre Memoiren zu schreiben, hat sie gerade ein Buch über ihren Vater veröffentlicht: „Georg“. „Er hatte einen Witz, er hatte einen Charme, und er hatte eine Art zu schreiben, die sich in mich eingeschrieben hat“, sagt sie in ihrer Straßburger Wohnung.
Honigmann ist die Tochter jüdischer Eltern, die beide die Nazi-Zeit im Exil in London überlebten. Überzeugt von den Ideen des Kommunismus zogen sie nach dem Zweiten Weltkrieg nach Deutschland – in den Ost-Teil Berlins, wo Barbara geboren wurde.
Heute lebt sie in einer Art Exil im Elsass, auch wenn sie es vermutlich selbst nicht so nennen würde. Sie begann in der religionsfeindlichen DDR, ihre jüdischen Wurzeln zu erforschen. Schließlich zog sie 1984 gemeinsam mit Mann und beiden Söhnen nach Straßburg, wo es noch heute ein reges jüdisches Leben gibt. In ihrem Buch „Roman von einem Kinde“beschreibt sie diesen Schritt.
Für ihre Bücher wurde sie mit vielen Preisen ausgezeichnet. 2008 wurde sie in die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung aufgenommen. Über die Nähe ihres Werks zur Realität sagt Honigmann selbst: „Da ist nicht viel erfunden.“Eher lasse sie Details oder Episoden weg. „Ich sehe meine Arbeit als poetische Verdichtung. Ich will nicht Zeugnis ablegen über dieses Leben. Ich will so eine Art Porträt erschreiben.“