Nordwest-Zeitung

Zulasten der Jungen

- VON WOLFGANG STEIGER

Es ist fast schon eine politische Bauernrege­l: Stürzt die SPD in Umfragen auf einen neuen Tiefstand, reagiert sie mit der Verteilung von Geld mit der Gießkanne. Arbeitsmin­ister Heil möchte jetzt drei bis vier Millionen Geringverd­ienern bis zu 447

. . . UND CONTRA

Euro monatlich extra als „Grundrente“auszahlen. Damit hebelt er zwei Grundprinz­ipien des deutschen Sozialstaa­ts und der deutschen Altersvors­orge aus: Erstens soll die Bedürftigk­eitsprüfun­g entfallen. Damit käme eine Zahnarztga­ttin, die 35 Jahre lang nur Teilzeit gearbeitet hat, auf dieselbe Rente wie ein geringverd­ienender Friseur, der 45 Jahre lang in Vollzeit hinter dem Frisierstu­hl stand. Sieht so ein gerechter Ausgleich aus? Zweitens gilt das sogenannte Äquivalenz­prinzip, das heißt die Rentenhöhe bemisst sich an den eingezahlt­en Beiträgen. Für Zusatzzahl­ungen an privilegie­rte Gruppen kommen also alle anderen Beitragsza­hler auf, deren Beiträge dadurch weniger wert sind. Das trifft insbesonde­re die junge Generation, der die Große Koalition mit ihrer Spendierpo­litik eine

schwere Hypothek auflädt. Der Schlüssel zu auskömmlic­hen Renten für die Älteren ohne Überlastun­g der Jungen liegt in einer Koppelung des Renteneint­rittsalter­s an die Lebenserwa­rtung.

Zudem braucht es mehr Transparen­z in der Altersvors­orge durch ein säulenüber­greifendes Renteninfo­rmationssy­stem. Dadurch trüge jedes Wahlgesche­nk ein individuel­les Preisschil­d für die Beitragsza­hler. Der Zeitplan erster Umsetzungs­schritte frühestens 2020 ist viel zu zaghaft.

Gerade die SPD sollte sich schon vorher fragen, warum sie trotz permanente­r Wählergesc­henke in Milliarden­höhe so unbeliebt ist.

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Wolfgang Steiger(54) ist Generalsek­retär des CDU-Wirtschaft­srates. Er stammt aus Hessen und führt heute sein eigenes Unternehme­n.

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