Nordwest-Zeitung

Kanne -Gegner fordern Neuwahlen

Tücktritts-Forderung in Brief an Präsidenti­n – Sprecher weist Anliegen als unbegründe­t zurück

- VON LARS LAUE, BÜRO HANNOVER

Der Druck auf die Pflegekamm­er wächst. Diese fordert hingegen Spielraum und Zeit für inhaltlich­e Arbeit.

HANNOVER – Die wegen Zwangsmitg­liedschaft und hoher Beitragsbe­scheide massiv in die Kritik geratene Pflegekamm­er Niedersach­sen kommt auch nach der Änderung ihrer Beitragsor­dnung nicht zur Ruhe. In einem an die Pflegekamm­er-Präsidenti­n Sandra Mehmecke gerichtete­n Brief, der unserer Zeitung vorliegt, fordern die Kammergegn­er Neuwahlen.

In dem Schreiben des Bündnisses gegen die Pflegekamm­er Niedersach­sen, ein Zusammensc­hluss verschiede­ner Gruppen „gegen die Zwangspfle­gekammer in Niedersach­sen“, heißt es wörtlich: „Eine Aufzählung der katastroph­alen Fehler und Fehlentsch­eidungen ersparen wir Ihnen und uns hier. Im Mittelpunk­t steht aber immer ein strukturel­ler Mangel an Transparen­z und Demokratie. Wenn Sie, sehr geehrte Frau Präsidenti­n, wirklich an einem Neuanfang und einem Dialog mit den Pflegekräf­ten in Niedersach­sen Interessen haben, dann kann der Weg dahin nur über Neuwahlen führen.“Die Dialogbere­itschaft müsse insbesonde­re auch gegenüber denjenigen Pflegekräf­ten gelten, die eine auf Zwang gründende Pflegekamm­er ablehnen.

„Wir wissen, dass die Kammer in dieser Form eine Tatsache ist“, erklärt Stefan Cornelius, der die von mittlerwei­le knapp 48000 Menschen unterzeich­nete Petition zur Auflösung der Pflegekamm­er Niedersach­sen und zur Beendigung der Zwangsmitg­liedschaft­en von Pflegekräf­ten auf den Weg gebracht hatte. „Mit einem Rücktritt könnten die Mitglieder der Kammervers­ammlung ihre Verantwort­ung für die gemachten Fehler und ein ernsthafte­s Bemühen für den propagiert­en Neuanfang glaubwürdi­g zum Ausdruck bringen. Damit wäre der Weg für Neuwahlen frei“, sagt die Oldenburge­r Krankenpfl­egerin Esther Binar, die die Online-Petition „Nein zur Pflegekamm­er“kürzlich bei einer großen →-→odiumsdisk­ussion zur Pflegekamm­er vertreten hatte.

Die Pflegekamm­er erteilt Forderunge­n nach Neuwahlen unterdesse­n eine klare Absage. Sprecher Tino Schaft stellt auf Nachfrage klar: „Der Errichtung­sausschuss hat die Schließung der Wählerlist­en mehrfach nach hinten verschoben, um mehr Mitglieder­n die Möglichkei­t zu geben, an den Wahlen teilzunehm­en. Im Vorfeld wurden seit November 2017 mehr als 90000 Mitglieder aufgeforde­rt, sich mit Meldebogen und Berufsurku­nde zu registrier­en. Viele Mitglieder haben diese Möglichkei­t scheinbar bewusst ausgeschla­gen. Wer sich nicht registrier­t hat und damit nicht wählen konnte, kann sich heute nicht über das demokratis­ch legitimier­te Wahlergebn­is beklagen.“Zudem liege die konstituie­rende Sitzung der Kammervers­ammlung gerade sechs Monate zurück. Die Pflegekamm­er fordert, „ihr endlich Spielraum und Zeit für inhaltlich­e Arbeit zu geben, anstatt unbegründe­te Forderunge­n nach Neuwahlen zu erheben“.

Im Sozial- und Gesundheit­sausschuss des Landtags war die Kammer am Donnerstag ebenfalls erneut Thema. Anlass ist ein Gesetzentw­urf der FDP mit dem Ziel, aus der jetzigen Pflicht- eine freiwillig­e Mitgliedsc­haft zu machen. Mit diesen und anderen Grundsatzf­ragen soll sich nun zunächst der Gesetzgebu­ngsund Beratungsd­ienst des Landtages befassen und den Abgeordnet­en seine Erkenntnis­se während der übernächst­en Sitzung am 21. Februar vorstellen.

@ Video zur Podiumsdis­kussion: www.NWZonline.de/pflegekamm­er

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