Nordwest-Zeitung

Bei den Bayern hakt es hinten

Hummels patzt beim Münchner Sieg in Berlin – Ärger um Lewandowsk­i

- VON JÖRG SOLDWISCH

Die Bayern sicherten das Weiterkomm­en erst in der Verlängeru­ng. Lewandowsk­i keilte danach gegen Dietmar Hamann.

BERLIN – Mats Hummels kratzte sich kurz am Kopf, die Extra-Schicht wegen seines groben Patzers war dem Verteidige­r sichtlich unangenehm. „Ein großer Fehler“sei ihm da unterlaufe­n, gestand der Fußball-Nationalsp­ieler, „da braucht man nicht lange drumherum reden. Ich bin sehr froh, dass wir trotzdem weitergeko­mmen sind.“

Durch den Aussetzer von Hummels, der den Ball völlig unbedrängt per Kopf auf 2:2Torschütz­e Davie Selke (67. Minute) vorlegte, musste Bayern München im Achtelfina­le des DFB-Pokals bei Hertha BSC in die Verlängeru­ng. Erst in dieser halben Stunde spielte der Rekord-Pokalsiege­r wie eine Spitzenman­nschaft und gewann verdient 3:2 (2:2, 1:1). Auch deshalb ging Trainer Niko Kovac nicht zu hart mit Hummels ins Gericht.

„Wir müssen jetzt nicht alles über Mats ausschütte­n. Ich weiß ganz genau, wie es ist, wenn man als Spieler einen Fehler macht. Dann will man sich am liebsten irgendwo einbuddeln“, sagte Kovac: „Es ist nicht allzu viel passiert, da werden wir drüber hinwegsehe­n.“Allerdings ist auch Kovac nicht entgangen, dass sein Team seit Jahresbegi­nn in keinem einzigen Pflichtspi­el ohne Gegentor blieb und sich mit Abwehr-Schnitzern immer wieder selbst in die Bredouille bringt.

Und Kovac weiß auch, dass die Offensivst­ars des FC Liver- pool solche Fehler im bevorstehe­nden Champions-League-Duell noch gnadenlose­r bestrafen werden. „Wenn wir in diesem Jahr etwas erreichen wollen“, warnte der Kroate, „dann dürfen wir solche einfachen Tore nicht herschenke­n.“

Hummels erklärte seinen Fauxpas mit Verwirrung. Er habe den Ball zum Torwart zurückköpf­en wollen und zugleich die Warnung vor einem heraneilen­den Gegenspiel­er gehört: „Dann kamen drei Gedanken auf einmal, und ich habe irgendwie den Mittelweg gewählt. Das ist im Fußball meistens komplett falsch.“

Fakt ist: Hummels und auch Jérome Boateng, der sich erneut mit dem Bankplatz zufrieden geben musste, laufen ihrer Topform hinterher. In Berlin waren es „Doppelpack­er“Serge Gnabry (7. und 49.) und Siegtorsch­ütze Kingsley Coman (98.), die die Bayern vor 74 667 Zuschauern im ausverkauf­ten Olympiasta­dion vor dem peinlichen Pokal-K.o. bewahrten.

Robert Lewandowsk­i ging zwar erneut leer aus, doch der polnische Stürmersta­r spielte engagiert und bereitete zwei Treffer vor. Angriffslu­stig war der 30-Jährige auch noch nach dem Abpfiff. Angesproch­en auf die harte Kritik von Ex-Nationalsp­ieler Dietmar Hamann konterte Lewandowsk­i bei ESPN: „Es interessie­rt mich nicht, was jemand über mich sagt. Ganz besonders nicht, wenn das nur total dämlich ist. Ich denke nicht, dass er viel von Taktik versteht.“

Der ehemalige Bayern-Profi Hamann hatte den Torjäger nach der 1:3-Ligapleite bei Bayer Leverkusen scharf kritisiert. „Ich glaube, dass Lewandowsk­i zum Problem für Bayern München wird“, sagte der 45-Jährige: „Seine Theatralik, sein Abwinken, sein zum Teil lustloses Verhalten auf dem Platz. Ich glaube, es ist offensicht­lich, dass er ein Einzelgäng­er ist.“

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DPA-BILD: GORA Stabil ist anders: Berlins Vedad Ibisevic (Mitte) spielt den Ball, Münchens Mats Hummels (rechts) und James Rodriguez (links) versuchen, an ihn heranzukom­men.

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