Nordwest-Zeitung

Als Assauer dem VfB letztmals die "aumen drückte

2013 lud Ehrenpräsi­dent Berster seinen lang<ährigen Freund und Weggefährt­en aus den 90ern ein

- VON JAN ZUR BRÜGGE

OLDENBURG ; Als großer Macher mit dicker Zigarre hatte Rudi Assauer mir schon vor rund 15 Jahren im Bremer Weserstadi­on gegenüberg­estanden. Als ich ihm letztmals in einem Fußballsta­dion begegnete, war seine AlzheimerE­rkrankung bereits mehr als ein Jahr bekannt. Mit kleinem

Autor dieses Beitrages ist

(40). Der Ð-Sportredak­teur hat Rudi Assauer nicht in Oldenburg erlebt, aber für die Arbeit als Schalke-Manager bewundert.

Brügge Abends den Eindruck, dass es Rudi den Umständen seiner Alzheimer-Erkrankung entspreche­nd gut ging und er bei der Verabschie­dung zufrieden war mit dem Verlauf des Abends“, sagte VfB-Ehrenpräsi­dent Klaus Berster mir damals. Er hatte Assauer zu dem Stadionbes­uch eingeladen, und der ehemalige Bundesliga-Spieler und -Manager war der Einladung mit seiner Tochter Bettina Michel gefolgt.

In Bersters erster Amtszeit als Vereinsprä­sident hatten er und Trainer Wolfgang Sidka den damals 46-jährigen Assauer nach Oldenburg gelotst, um den Traditions­club nach dem Aufstieg in die 2. Bundesliga zu profession­alisieren. Assauer blieb drei Jahre beim VfB, die Freundscha­ft zu Berster bis zu seinem Tod an diesem Mittwoch.

Das Treffen vor etwas mehr als fünf Jahren an der Stätte, wo die einstigen VfB-Wegge- @ Den Autor erreichen Sie unter zur.Bruegge@infoautor.de

Pils vor sich auf dem Tisch, aber immer noch großer Strahlkraf­t saß er am 18. November 2013 in den zur tristen Witterung passenden Katakomben der Arena des SV Meppen. Dort hatte er gerade wohl letztmals ein Spiel des VfB Oldenburg verfolgt, den er Anfang der 90er Jahre als Manager durch Freud und Leid geführt hatte.

„Ich hatte am Ende des Jan zur Am 18. November 2013 verfolgte Rudi Assauer (Mitte) mit Tochter Bettina Michel und VfB-Ehrenpräsi­dent Klaus Berster das 2:2 der Oldenburge­r beim SV Meppen.

fährten im Mai 1992 trotz eines 2:0 den Aufstieg in die 1. Bundesliga knapp verpasst hatten, war nur eins von vielen in den vergangene­n Jahren. An dem nasskalten November-Abend im Emsland habe Assauer auf ihn „einen sehr fitten Eindruck“gemacht, sagte Berster.

Assauer verfolgte das Duell der Erzrivalen aufmerksam, kommentier­te einige Aktionen und ließ sich zeitweise bereitwill­ig mit Fans fotografie­ren.

„Seine Tochter erzählte mir, dass die Ärzte derartige Unternehmu­ngen durchaus begrüßen und diese als Bekämpfung einer gewissen Lethargie ansehen“, berichtete Berster.

Den Wunsch von TV-Sender Sport 1, der das Montagsspi­el damals live übertrug, ein Interview mit ihr zu führen, lehnte Michel damals übrigens ab. Als Schiedsric­hter Sven Jablonski das Duell der Erzrivalen damals beim Stand von 2:2 nach 92 Minuten abpfiff, waren sie, Assauer und Berster schon in den Katakomben verschwund­en.

Die „Rudi, Rudi ...“-Rufe der Zuschauer beim Abgang aus der Arena hätten bei ihm „eine Gänsehaut“hervorgeru­fen, verriet Berster und ergänzte mit Blick auf Assauers Gemütslage: „Das hat er sehr wohlwollen­d registrier­t.“Der heute 82-Jährige, der aktuell zum dritten Mal beim VfB am Ruder sitzt, hatte natürlich schon bemerkt, dass mit seinem einst so wortgewand­ten wie charismati­schen Freund längere Dialoge nicht mehr geführt werden konnten.

Weiteren Einladunge­n zu großen Runden wie 2015 zum Jubiläumst­reffen der Aufstiegsm­annschaft von 1990 konnte Assauer wohl wegen der fortschrei­tenden Erkrankung nicht mehr folgen. Die gesellige Runde im ungemütlic­hen Presseraum des alten Hindenburg-Stadions hatten er und Berster im November 2013 allerdings noch sichtlich genossen – zwar ohne dicke Zigarre, aber mit kleinem Pils und in großer Freundscha­ft.

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BILD: PIET MEYER
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