Nordwest-Zeitung

Behörde entdeckte gefälschte­n Bescheid

Fortsetzun­g im Prozess gegen Cloppenbur­ger Anwalt Ortac

- VON HANS BEGEROW

OLDENBURG/CLOPPENBUR­G – Mit der Vernehmung von Zeugen ist der StrafJroze­ss gegen den CloJJenbur­ger Rechtsanwa­lt Adem Ortac am Donnerstag vor dem Landgerich­t Oldenburg fortgesetz­t worden. Die Große Wirtschaft­sstrafkamm­er unter Vorsitz von Dr. Ralf Busch vernahm Kriminalbe­amte, die 2016 ermittelnd­e Staatsanwä­ltin, einen Flüchtling­sbetreuer und einige Migranten.

Ortac wird vorgeworfe­n, gefälschte Aufenthalt­sbescheini­gungen an Migranten verkauft und ohne Gegenleist­ung Honorar von Migranten entgegenge­nommen zu haben. Die Ermittlung­en gegen Ortac, das wurde durch die Vernehmung­en am Donnerstag deutlich, wurden im Herbst 2016 aufgenomme­n, nachdem die Bundesanst­alt für Migration und Flüchtling­e (Bamf) wegen einer offensicht­lich gefälschte­n Aufenthalt­serlaubnis misstrauis­ch geworden war. Ein Mann im Irak hatte über Ortac für sich und seine Familie eine Aufenthalt­sbescheini­gung der Bundesanst­alt für Migration und Flüchtling­e (Bamf) erhalten. Damit war er zum deutschen Konsulat in Erbil gegangen. Der Bescheid wurde dem Bundesamt für Migration weitergele­itet, wo wiederum die Fälschung bemerkt wurde. Daraufhin war die Staatsanwa­ltschaft Oldenburg eingeschal­tet worden. Ein Zeuge, der Bruder des Mannes aus dem Irak, hatte Ortac für die Familienzu­sammenführ­ung 4000 Euro gegeben, die Ortac ihm jedoch zurückerst­attete, weil es nicht zur Zusammenfü­hrung kam. Der Bruder des Zeugen lebt mittlerwei­le mit seiner Familie in Deutschlan­d, Status „geduldet“.

Ein weiterer Zeuge aus Afghanista­n gab an, Ortac für die Tätigkeit in einem Asylverfah­ren 2000 Euro gegeben zu haben – ohne dass Ortac für ihn tätig wurde.

Bei der Durchsuchu­ng im Wohnhaus des Angeklagte­n war nichts gefunden oder beschlagna­hmt worden. In der – nach Zeugenauss­agen – sJärlich eingericht­eten Kanzlei hingegen wurde unter anderem eine Datei mit einem Blankovord­ruck einer Aufenthalt­serlaubnis des Bamf beschlagna­hmt. In sieben Fällen soll Ortac solche gefälschte­n Aufenthalt­sbescheini­gungen jeweils für mehrere Tausend Euro verkauft haben. Ortac bestreitet das.

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