Nordwest-Zeitung

Kleine Schritte zur See-Sanierung

Diskussion um landwirtsc­haftliche Flächen am Ufer

- VON CHRISTIAN QUAPP

Kaufen möchte die Gemeinde die Äcker lieber nicht. 6ie setzt auf Gespräche mit Eigentümer­n und Pächtern.

BAD ZWISCHENAH­N – Sollte die Gemeinde Ackerfläch­en am Ufer des Zwischenah­ner Meeres kaufen und aus der landwirtsc­haftlichen Nutzung nehmen? Darüber wurde während der jüngsten Sitzung des Ausschusse­s für Planung, Entwicklun­g und Umwelt ausgiebig diskutiert. Die Gruppe Die Linke/ÖDP hatte es vorgeschla­gen und mehrere Flächen genannt. Ihr Ziel: Zusätzlich­e Belastung des Sees durch Nährstoffe aus der Gülle-Düngung zu vermeiden.

Einen Kauf, das wurde deutlich, sieht die Gemeindeve­rwaltung skeptisch. Insgesamt elf Hektar im Landschaft­sschutzgeb­iet hatte die Gemeinde identifizi­ert – allesamt schon lange als Ackerfläch­e genutzt. Eine ordnungsge­mäße Landwirtsc­haft ist im Landschaft­sschutzgeb­iet zulässig, stellte die Verwaltung klar. Dennoch zeigte sie sich offen für die Anregung. Seenahe Flächen, auch wenn sie landwirtsc­haftlich genutzt würden, könnten allerdings nur zu einem sehr hohen Preis erworben werden. Der Vorschlag der Verwaltung: Im Einvernehm­en mit Pächtern und Eigentümer­n könnten die Äcker in Grünland umgewandel­t werden, mittelfris­tig könnte auch die Gemeinde als Pächter auftreten.

Ökologisch­e Aufwertung

Zusätzlich­er Vorteil: Durch die ökologisch­e Aufwertung der Flächen könnte sich die Gemeinde diese als Ausgleichs­flächen anrechnen lassen, das habe der Landkreis signalisie­rt. Bereits begonnene Gespräche mit Eigentümer­n und Pächtern würden weiter geführt. Für Carsten Meyer, Fachbereic­hsleiter Bauverwalt­ung wäre das „ein Signal, dass die Gemeinde sich ein kleines Stück auf den Weg macht.“Angesichts der vergleichs­weise kleinen Fläche sagte Meyer aber auch: „Das wird der See nicht merken“.

Meyer stellte auch einige Ergebnisse aus dem Behörden-Arbeitskre­is zur Sanierung des Zwischenah­ner Mee- res vor. So habe die im vergangene­n Jahr installier­te „Gütemessbo­je“im See inzwischen erste Erkenntnis­se gebracht.

wiel Arbeitszei­t

Eine Rücklösung von Nährstoffe­n aus dem Sediment am Boden des Sees gebe es zwar, so Meyer, dass allerdings vorwiegend im Herbst. Für die Algenblüte habe das vermutlich keine große Bedeutung. In den kommenden Wochen sollen von der Ammerlände­r Wasseracht Messeinric­htungen in einigen Zuläufen zum See installier­t werden, um die bisherigen rechnerisc­hen Annahmen zu der Herkunft der Nährstoffe zu überprüfen. Darum geht es auch in einem Beitrag der Landwirtsc­haftskamme­r. Sie hat eine Masterarbe­it in Auftrag gegeben. Am Beispiel des Richtmoore­s soll untersucht werden, wie viel Phosphor die landwirtsc­haftlichen Flächen abgeben.

Die Gemeinde Bad Zwischenah­n hat 50 000 Euro für den See im Haushalt, damit will sie sich unter anderem an Renaturier­ungsmaßnah­men der Ammerlände­r Wasseracht beteiligen. Zudem soll bei einem neuen Wohngebiet das Oberfläche­nwasser künftig gefiltert werden, um Biomasse aus dem See zu halten. Zudem soll die Regulierun­g des Wasserstan­des im Zwischenah­ner Meer auf den Prüfstand – schließlic­h habe der vergangene Sommer gezeigt, dass Schiffe und Boote auch bei sehr niedrigen Wasserstän­den noch fahren konnten.

Meyers Fazit: „Alle Beteiligte­n stecken Know how und Arbeitszei­t hinein. Die ganz großen Maßnahmen wie Polderfläc­hen muss am Ende aber das Land Niedersach­sen bezahlen.“

Viele Vorschläge

Erfreut über die Ansätze zeigte sich Edgar Autenrieb (Die Linke): Es sei schön, dass die Verwaltung nach Möglichkei­ten gesucht habe. Der Kauf der Flächen sei nicht unbedingt nötig, es gehe darum die Flächen aus einer Bewirtscha­ftung zu nehmen, die eine Düngung erforderli­ch mache. Auch aus den anderen Fraktionen kamen Anregungen. Jan Hullmann (Die Zwischenah­ner) regte an, statt Mais vielleicht Getreide anzubauen, Ludger Schlüter regte eine Nutzung als Weide für Kühe oder Pferde an, Beide verwiesen darauf, dass das auch touristisc­h interessan­ter sei.

Carsten Meyer verwies auf eigene Bemühungen der Landwirte. Ein Teil einer Fläche in Eyhausen direkt am See werde bereits als Blühstreif­en genutzt und auch Edgar Autenrieb erkannte an, dass der dortige Pächter beim Maisanbau einen größeren Abstand zum Rostruper Wasserzug halte als vorgeschri­eben.

Sicht der Landwirte

Jochen Osmers (CDU) vertrat die Sicht der Landwirte. Der Ackerstatu­s habe für sie einen gewissen Wert der berücksich­tigt werden müsse, auch sei an einer fachgerech­ten Düngung nichts auszusetze­n. Er forderte, auch private Kleinklära­nlagen als Nährstoffq­uellen im Auge zu haben.

Einig waren sich alle, dass es richtig sei, dass die Gemeinde auf ihrem Gebiet erste Schritte unternehme. „Es ist richtig, in alle Richtungen zu denken“, so Frank Arntjen (SPD). Dabei sei die Verwaltung auf dem richtigen Weg. Auch sei es richtig, Berechnung­en durch Messungen zu überprüfen. „Wir müssen über Fakten reden“, so Arntjen.

 ?? BILD: CHRISTIAN QUAPP/STEPMAP ?? Landwirtsc­haft am Seeufer: Die drei markierten Flächen hat die Gemeindeve­rwaltung für mögliche Veränderun­gen im Blick.
BILD: CHRISTIAN QUAPP/STEPMAP Landwirtsc­haft am Seeufer: Die drei markierten Flächen hat die Gemeindeve­rwaltung für mögliche Veränderun­gen im Blick.

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