Kleine Schritte zur See-Sanierung
Diskussion um landwirtschaftliche Flächen am Ufer
Kaufen möchte die Gemeinde die Äcker lieber nicht. 6ie setzt auf Gespräche mit Eigentümern und Pächtern.
BAD ZWISCHENAHN – Sollte die Gemeinde Ackerflächen am Ufer des Zwischenahner Meeres kaufen und aus der landwirtschaftlichen Nutzung nehmen? Darüber wurde während der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Planung, Entwicklung und Umwelt ausgiebig diskutiert. Die Gruppe Die Linke/ÖDP hatte es vorgeschlagen und mehrere Flächen genannt. Ihr Ziel: Zusätzliche Belastung des Sees durch Nährstoffe aus der Gülle-Düngung zu vermeiden.
Einen Kauf, das wurde deutlich, sieht die Gemeindeverwaltung skeptisch. Insgesamt elf Hektar im Landschaftsschutzgebiet hatte die Gemeinde identifiziert – allesamt schon lange als Ackerfläche genutzt. Eine ordnungsgemäße Landwirtschaft ist im Landschaftsschutzgebiet zulässig, stellte die Verwaltung klar. Dennoch zeigte sie sich offen für die Anregung. Seenahe Flächen, auch wenn sie landwirtschaftlich genutzt würden, könnten allerdings nur zu einem sehr hohen Preis erworben werden. Der Vorschlag der Verwaltung: Im Einvernehmen mit Pächtern und Eigentümern könnten die Äcker in Grünland umgewandelt werden, mittelfristig könnte auch die Gemeinde als Pächter auftreten.
Ökologische Aufwertung
Zusätzlicher Vorteil: Durch die ökologische Aufwertung der Flächen könnte sich die Gemeinde diese als Ausgleichsflächen anrechnen lassen, das habe der Landkreis signalisiert. Bereits begonnene Gespräche mit Eigentümern und Pächtern würden weiter geführt. Für Carsten Meyer, Fachbereichsleiter Bauverwaltung wäre das „ein Signal, dass die Gemeinde sich ein kleines Stück auf den Weg macht.“Angesichts der vergleichsweise kleinen Fläche sagte Meyer aber auch: „Das wird der See nicht merken“.
Meyer stellte auch einige Ergebnisse aus dem Behörden-Arbeitskreis zur Sanierung des Zwischenahner Mee- res vor. So habe die im vergangenen Jahr installierte „Gütemessboje“im See inzwischen erste Erkenntnisse gebracht.
wiel Arbeitszeit
Eine Rücklösung von Nährstoffen aus dem Sediment am Boden des Sees gebe es zwar, so Meyer, dass allerdings vorwiegend im Herbst. Für die Algenblüte habe das vermutlich keine große Bedeutung. In den kommenden Wochen sollen von der Ammerländer Wasseracht Messeinrichtungen in einigen Zuläufen zum See installiert werden, um die bisherigen rechnerischen Annahmen zu der Herkunft der Nährstoffe zu überprüfen. Darum geht es auch in einem Beitrag der Landwirtschaftskammer. Sie hat eine Masterarbeit in Auftrag gegeben. Am Beispiel des Richtmoores soll untersucht werden, wie viel Phosphor die landwirtschaftlichen Flächen abgeben.
Die Gemeinde Bad Zwischenahn hat 50 000 Euro für den See im Haushalt, damit will sie sich unter anderem an Renaturierungsmaßnahmen der Ammerländer Wasseracht beteiligen. Zudem soll bei einem neuen Wohngebiet das Oberflächenwasser künftig gefiltert werden, um Biomasse aus dem See zu halten. Zudem soll die Regulierung des Wasserstandes im Zwischenahner Meer auf den Prüfstand – schließlich habe der vergangene Sommer gezeigt, dass Schiffe und Boote auch bei sehr niedrigen Wasserständen noch fahren konnten.
Meyers Fazit: „Alle Beteiligten stecken Know how und Arbeitszeit hinein. Die ganz großen Maßnahmen wie Polderflächen muss am Ende aber das Land Niedersachsen bezahlen.“
Viele Vorschläge
Erfreut über die Ansätze zeigte sich Edgar Autenrieb (Die Linke): Es sei schön, dass die Verwaltung nach Möglichkeiten gesucht habe. Der Kauf der Flächen sei nicht unbedingt nötig, es gehe darum die Flächen aus einer Bewirtschaftung zu nehmen, die eine Düngung erforderlich mache. Auch aus den anderen Fraktionen kamen Anregungen. Jan Hullmann (Die Zwischenahner) regte an, statt Mais vielleicht Getreide anzubauen, Ludger Schlüter regte eine Nutzung als Weide für Kühe oder Pferde an, Beide verwiesen darauf, dass das auch touristisch interessanter sei.
Carsten Meyer verwies auf eigene Bemühungen der Landwirte. Ein Teil einer Fläche in Eyhausen direkt am See werde bereits als Blühstreifen genutzt und auch Edgar Autenrieb erkannte an, dass der dortige Pächter beim Maisanbau einen größeren Abstand zum Rostruper Wasserzug halte als vorgeschrieben.
Sicht der Landwirte
Jochen Osmers (CDU) vertrat die Sicht der Landwirte. Der Ackerstatus habe für sie einen gewissen Wert der berücksichtigt werden müsse, auch sei an einer fachgerechten Düngung nichts auszusetzen. Er forderte, auch private Kleinkläranlagen als Nährstoffquellen im Auge zu haben.
Einig waren sich alle, dass es richtig sei, dass die Gemeinde auf ihrem Gebiet erste Schritte unternehme. „Es ist richtig, in alle Richtungen zu denken“, so Frank Arntjen (SPD). Dabei sei die Verwaltung auf dem richtigen Weg. Auch sei es richtig, Berechnungen durch Messungen zu überprüfen. „Wir müssen über Fakten reden“, so Arntjen.