Traditionsunternehmen ist zurück
Der Borgward BX7 ist wieder da und nur im Internet erhältlich
Auch fast 60 Jahre nach dem Zusammenbruch des Bremer Autoimperiums ist Borgward nicht vergessen. Bis heute ist die Marke von einem Mythos umgeben – und um ihr Ende ranken sich immer noch Legenden. Heute ist Borgward wieder da. Nach der Insolvenz und der Auflösung des Unternehmens 1963 meldete sich das durch chinesische Investoren wiederbelebte Unternehmen 2018 mit einem SUV zurück, das in Fernost produziert und nun bereits seit einem Jahr im Reich der Mitte im Verkauf ist. Die Geschichte des Unternehmens ist bewegend und die Ursprünge tief in der Hansestadt Bremen verwurzelt. In den 60er-Jahren machte Carl F. W. Borgward in der gesamten Automobilwelt von sich reden. Er schenkte den Aufsteigern der Nachkriegszeit die wunderschöne Isabella – damit aber auch inkontinente Automatikgetriebe sowie Einspritzmotoren mit Dampfblasenbildung ab Werk, was zum Stottern des Motors führte.
Auch Borgwards anderes Modell, die kokette Arabella mit Heckflossen, war qualitätsmäßig leider nur ausreichend. Im Volksmund wurde der Wagen sogar Bananenauto genannt, weil es ab der Auslieferung durch Nachbesserungen erst beim Kunden reifte. Zu Anfang zerbröselten die Getriebe schneller als die Besitzer das Regenwasser aus dem Fußraum schöpfen konnten. Die Undichtigkeiten führten zum Rufnamen Aquabella. Nachdem der Bremer Senat eine Bürgschaft verweigerte, kam es nach großen finanziellen Verlusten 1961 zum Konkurs und 20.000 Arbeiter verloren ihre Anstellung.
Mit dem Ablauf des Jahres 2018 hat das Unternehmen eine groß angekündigte Grundstücksoption für ein geplantes Werk in Bremen verfallen lassen und den internen Terminplan überarbeitet. Laut chinesischen Medien ist auch ein neuer Hauptinvestor an Bord: Die Internetplattorm Ucar soll zum Jahreswechsel 67 Prozent der Anteile für umgerechnet rund 510 Millionen Euro vom chinesischen LkwHersteller Foton übernommen haben. Der Vertrag soll außerdem eine Bürgschaft über einen Kredit von 540 Millionen Euro von Foton an Borgward enthalten.
Im April 2017 hatte das Unternehmen angekündigt, in der Hansestadt ein Werk für rund 50.000 Elektroautos pro Jahr bauen zu wollen. Was aus diesen Plänen wird, bleibt unklar. Auch das angekündigte „Brand Center“in Stuttgart wurde inzwischen nach hinten verschoben.
Dennoch ist Borgward weiter in Deutschland aktiv. Das chinesische Unternehmen verkauft sein bisher einziges Modell BX7 allerdings nicht über ein eigenes Händlernetz, sondern nur über das Internet. Den Service hat die Werkstattkette ATU übernommen. Nach eigenen Angaben hat Borgward inzwischen mehr als 120.000 Fahrzeuge in rund 20 Ländern abgesetzt.
Derzeit gibt es das Modell ausschließlich als vollausgestattete Version für 44.200 Euro. Das Design des BX7 prägen der übergroße Kühlergrill und eine markante Linienführung über den Radhäusern. Die Platzverhältnisse für die Passagiere sind auf allen Sitzen großzügig, und auch auf der Rückbank fühlen sich zwei Mitfahrer auf langer Strecke wohl. Weniger üppig ist das Kofferraumvolumen bemessen: 545 Liter Gepäck passen hinter die Sitzreihe im Fond, bei umgeklappten Rückenlehnen werden daraus 1377 Liter. Der Zweiliter-Turbobenziner leistet 224 PS und liefert 300 Newtonmeter Drehmoment. Kombiniert mit der Sechs-Gang-Automatik vom Zulieferer Aisin gelingt damit der Sprint von 0 auf 100 km/h in 9,4 Sekunden, 208 km/h Höchstgeschwindigkeit sind für das Modell der Firma mit der bewegten Historie möglich.
anm