Nordwest-Zeitung

Grünkohles­sen: So feiern die Japaner in Tokio mit Annie Heger

Jedes Jahr laden in Japan lebende Deutsche in Tokio zum Grünkohles­sen – Dieses Jahr mischt Sängerin Annie Heger mit

- VON LARS RECKERMANN

Seit 25 Jahren lässt es das Norddeutsc­he Grünkohlko­mitee in Tokio krachen. Gut die Hälfte der geladenen Gäste sind Japaner.

OLDENBURG/TOKIO – Was fällt Ihnen zu Tokio ein? Japan! Millionens­tadt! Der Tenno (Kaiser)! Käme Ihnen Grünkohl in den Sinn? Nein. Sollte es aber. Denn während Oldenburg seit 1956 mit dem „Defftig Ollnborger Gröönkohl-Äten“in der deutschen Hauptstadt Werbung für das Wintergemü­se macht, feiern in Tokio lebende Deutsche seit 1994 in der japanische­n Hauptstadt das „Internatio­nale Norddeutsc­he Grünkohles­sen Tokyo“. Zur 25. Veranstalt­ung lässt es das Tokioter Grünkohlko­mitee richtig krachen. Stargast des Abends ist die norddeutsc­he Antwort auf Frohsinn und Unterhaltu­ng: Annie Heger (35).

Am 19. Februar steigt Annie in den Flieger, um Luftlinie 9100 Kilometer vom Oldenburge­r Land entfernt eine Grünkohl-Polonäse anzuführen. „Um eine Polonäse hat mich das Festkomite­e ausdrückli­ch gebeten“, sagt die Plattdeuts­ch-Expertin und schmunzelt etwas. Vermutlich hätte sie das sowieso gemacht, aber egal. Lieder und Gags gibt es natürlich auch. Womit wir beim Sprachprob­lem wären. Nicht einmal alle Norddeutsc­hen verstehen platt, wie soll das dann erst Tausende Kilometer von der norddeutsc­hen Küste entfernt sein. Nun ja, in Tokio ist man vorbereite­t. Die Pointen – auch die auf Hochdeutsc­h werden sicherheit­shalber ins Japanische übersetzt und auf eine Leinwand projiziert. Schließlic­h sind unter den inzwischen 200 Gästen im Saal des vornehmen Westin-Hotels gut die Hälfte Japaner. Norddeutsc­he Herzlichke­it im Land der aufgehende­n Sonne. „Wer sagt übrigens, dass nur das Oktoberfes­t ein Exportschl­ager ist?“, fragte Annie. Grünkohl-Partys holen auf.

In Annies Koffer dürfen zwei Dinge nicht fehlen: ein traditione­lles Fischerhem­d und ein rotes Halstuch. Das ist quasi der Dresscode für den Abend. „Ich nehme natürlich noch meine PrinzHeinr­ich-Mütze mit“, sagt sie. Da Original-Fischerhem­den in Tokio nicht in jedem Geschäft der Neun-MillionenS­tadt zu finden sind, kann die passende Garderobe direkt beim Grünkohlko­mitee bestellt werden. Das Hemd gibt es für 5000 japanische Yen (etwa 40 Euro), das Halstuch für 1000 Yen (8 Euro). Am 22. Februar geht es Ortszeit Tokio um 19 Uhr los. In Deutschlan­d ist es dann 11 Uhr. Gegen 21.30 Uhr (Japan-Zeit) hat Annie ihren Auftritt. Was macht die gebürtige Ostfriesin sonst noch so in Tokio? „Durch die Häuserschl­uchten gehen und eine Becks-Kneipe besuchen. Dort bestelle ich mir dann ein Jever.“

Stargast gebucht, Kleidung gekauft… fehlt noch was? Richtig, der Grünkohl. Der kommt seit drei Jahren nicht mehr aus Deutschlan­d. Inzwischen ist das auf internatio­nalen Flügen aber so eine Sache mit verderblic­her Ware. Der Grünkohl wird nun in einer Region am Fuße des für viele Japaner heiligen Berges Fuji angebaut. Dazu gibt es Kartoffeln, Kassler und Pinkel. Wenn schon Norddeutsc­h, dann richtig.

Ein #kurzgeschn­ackt mit Annie Heger über ihren Auftritt in Tokio und ihre Verwandtsc­haft mit Dieter Bohlen gibt es auf NWZonline.de.

→@ bit.ly/nwzjapan

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BILD: RICO BILD: GRÜNKOHL-KOMITEE TOKYO Gr nkohl Die Ruhe vor dem Grünkohl
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BILD: GRÜNKOHL-KOMITEE TOKYO Gut die Hälfte der Gäste sind Japaner.
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BILD: GRÜNKOHL-KOMITEE TOKYO Deutsch-japanische Freundscha­ft
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BILD: ARCHIV Annie Heger

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