Nordwest-Zeitung

Volle Wende!

- VON ALEXANDER WILL @Den Autor erreichen Sie unter Will@infoautor.de

Das ging schneller als erwartet: Deutschlan­d hat sich durch seine fantasievo­lle „Energiewen­de“in einen geopolitis­che Sackgasse manövriert. Selbstvers­chuldet. Unnötig. Blind. Das Symbol dieses Versagens ist Nord Stream II, die Gasleitung aus Russland.

Kohleausst­ieg und Atomkrafte­nde lassen Deutschlan­d nämlich massiv von Gaskraftwe­rken abhängig werden, sollen nicht die Lichter ausgehen. Eine solche Strategie mag man verfolgen können, wenn der Rohstoff Gas von einem verlässlic­hen Partner kommt – nicht aber, wenn er von einer Großmacht geliefert werden soll, mit der man es a) nicht geschafft hat, die bestehende­n und sich verschärfe­nden Interessen­konflikte zu entschärfe­n, die b) gezeigt hat, dass sie bereit ist, die Energiewaf­fe strategisc­h gegen widerborst­ige Nachbarn einzusetze­n, und mit der man c) am Rande eines neuen Wettrüsten­s steht.

Das zu erkennen, heißt nicht, Russland-feindlich zu sein. Es heißt, Realitäten zu akzeptiere­n, die sich verändert haben, die eigenen Interessen bestmöglic­h zu vertreten und anzuerkenn­en, dass Russland genau das ebenso tut und als Großmacht seine Karten höchst geschickt zum eigenen Vorteil ausspielt. Das ist alles nicht verwerflic­h. Man fragt sich jedoch, in welcher Parallelwe­lt Teile der Regierungs­partei CDU leben, etwa der Wirtschaft­spolitiker Joachim Pfeiffer. Der versteht tatsächlic­h solche Abhängigke­it von russischem Gas als Versicheru­ng gegen „Ramboattac­ken aus den USA“.

In der Tat ist die Lösung nun nicht, sich statt von Russland von den USA erpressbar zu machen. Sie besteht vielmehr darin, bei der Energie autark zu bleiben und daher Kohle- und Atomaussti­eg zu revidieren.

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