Volle Wende!
Das ging schneller als erwartet: Deutschland hat sich durch seine fantasievolle „Energiewende“in einen geopolitische Sackgasse manövriert. Selbstverschuldet. Unnötig. Blind. Das Symbol dieses Versagens ist Nord Stream II, die Gasleitung aus Russland.
Kohleausstieg und Atomkraftende lassen Deutschland nämlich massiv von Gaskraftwerken abhängig werden, sollen nicht die Lichter ausgehen. Eine solche Strategie mag man verfolgen können, wenn der Rohstoff Gas von einem verlässlichen Partner kommt – nicht aber, wenn er von einer Großmacht geliefert werden soll, mit der man es a) nicht geschafft hat, die bestehenden und sich verschärfenden Interessenkonflikte zu entschärfen, die b) gezeigt hat, dass sie bereit ist, die Energiewaffe strategisch gegen widerborstige Nachbarn einzusetzen, und mit der man c) am Rande eines neuen Wettrüstens steht.
Das zu erkennen, heißt nicht, Russland-feindlich zu sein. Es heißt, Realitäten zu akzeptieren, die sich verändert haben, die eigenen Interessen bestmöglich zu vertreten und anzuerkennen, dass Russland genau das ebenso tut und als Großmacht seine Karten höchst geschickt zum eigenen Vorteil ausspielt. Das ist alles nicht verwerflich. Man fragt sich jedoch, in welcher Parallelwelt Teile der Regierungspartei CDU leben, etwa der Wirtschaftspolitiker Joachim Pfeiffer. Der versteht tatsächlich solche Abhängigkeit von russischem Gas als Versicherung gegen „Ramboattacken aus den USA“.
In der Tat ist die Lösung nun nicht, sich statt von Russland von den USA erpressbar zu machen. Sie besteht vielmehr darin, bei der Energie autark zu bleiben und daher Kohle- und Atomausstieg zu revidieren.