Not empfängt am Samstag Elend
Hannover 96 spielt gegen 1. FC Nürnberg
HANNOVER/DPA – Dass sich Thomas Doll und Michael Köllner einmal als Trainer in einem der wichtigsten Spiele einer Bundesliga-Saison gegenüberstehen, wäre noch vor ein paar Jahren eine ziemlich steile These gewesen. An diesem Samstag (15.30 Uhr) spielt der Tabellenletzte Hannover 96 gegen den Vorletzten 1. FC Nürnberg. Und der Weg der beiden Trainer dorthin hätte unterschiedlicher kaum verlaufen können.
In den 1990er-Jahren zum Beispiel stand der frühere Nationalspieler Doll mal vor der Frage, ob er weiter für Lazio Rom spielen oder in die Fußball-Bundesliga zurückkehren soll. Sein Kollege Köllner musste sich damals entscheiden: Bleibe ich als Soldat bei der Bundeswehr oder mache ich doch, wie am Ende geschehen, eine Ausbildung zum Zahnarzthelfer?
An diesem Samstag werden das Schicksal und der Spielplan die beiden nun zusam-
menführen, und eine der wenigen Gemeinsamkeiten ist, dass kein anderer BundesligaTrainer im Moment mit ihnen tauschen möchte. Dolls Hannoveraner sind seit mittlerweile neun Spielen sieglos, Köllners Nürnberger sogar schon seit 14. „Das Spiel hat Endspiel-Charakter“, sagte Doll ganz unverblümt.
Noch immer ist der Rückstand beider Vereine auf den Relegationsplatz überschaubar. Dazu werden sich mit Fortuna Düsseldorf und dem VfB Stuttgart an diesem Sonntag (18 Uhr) zwei Konkurrenten im Abstiegskampf die Punkte gegenseitig wegneh- men. Trotzdem fragt sich jeder, gegen wen Hannover und Nürnberg in dieser Saison noch gewinnen wollen, wenn nicht gegen Nürnberg beziehungsweise Hannover. Beide spielten in den vergangenen Wochen so schlecht, dass dieses Kellerduell im Internet bereits als „El Kackico“verhöhnt wird.
Was hilft am meisten im Abstiegskampf? Über diese Frage könnte man ganze Lehrbücher schreiben. Doll ist 1996 mal mit einer Mannschaft von Eintracht Frankfurt abgestiegen, in der neben ihm noch Stars wie Jay-Jay Okocha und Andreas Köpke spielten. Spätestens seitdem glaubt der 52-Jährige, dass gerade in schwierigen Situationen unbedingt Leben in die Bude muss. „Ich erwarte, dass wir uns wieder mehr fordern, mehr anmachen und mehr Reibungspunkte erzeugen“, sagte Doll vor dem NürnbergSpiel: „Das erzeugt Energie, das setzt Kräfte frei.“