Vogelsterben erreicht deutsche Inseln
Grund für tausendfaches Sterben der Trottellummen unklar
BORKUM – Nachdem Tausende tote Trottellummen an niederländischen Nordseestränden gefunden worden sind, gibt es mittlerweile auch Meldungen aus Deutschland.
Nach Angaben von Dr. Gregor Scheiffarth vom Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer seien tote Vögel dieser Art auch an den deutschen Inseln und vereinzelt auf dem Festland entdeckt worden. „Die Anzahl der toten Tiere ist etwas höher als normal. Von Massen wie in den Niederlanden kann man hier aber nicht sprechen“, sagte der Wissenschaftler. Man habe Tiere zur Untersuchung ins Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (Laves) geschickt.
Dort würden derzeit zwei tote Trottellummen untersucht, erklärte eine Sprecherin des Laves. „Wir können noch kein abschließendes Ergebnis präsentieren“, erklärte sie weiter. Allerdings lasse sich bisher sagen, dass die Tiere sehr abgemagert gewesen und keine Fremdkörper in den Mägen gefunden worden seien.
Die Trottellumme werde in einem dauerhaften Monitoring an der Küste von Wissenschaftlern des Nationalparks beobachtet. „Sie ist ein Indikator für die Verölung der Nordsee“, erklärt Gregor Scheiffarth. Daher könne man derzeit genau sagen, dass die Todesfälle der vergangenen Wochen zwar höher als normal seien, aber noch nicht außergewöhnlich. „In der Regel gibt es in diesem Zeitraum auf allen Inseln eine zweistellige Zahl von toten Trottellummen. Derzeit ist die Zahl dreistellig“, sagt Scheiffarth. Am Wochenende solle vermehrt nach toten Tieren Ausschau gehalten werden, um in der nächsten Woche genaueres sagen zu können.
Ob es einen Zusammenhang mit der Havarie der MSC Zoe in der Deutschen Bucht und dem damit verbundenen Müll, der auch auf Borkum angeschwemmt worden war, gibt, konnte Scheiffarth nicht sagen.
Am Mittwoch hatte die niederländische Universität Wageningen auf die erhöhte Zahl toter Trottellummen hingewiesen. In den Niederlanden sprachen Medien von etwa 20 000 Tieren.
Für Borkum seien die Nachrichten über tote Vögel ein großes Ärgernis, sagt Bürgermeister Georg Lübben (parteilos). „Wir sind doppelt gestraft. Erst der Müll von der MSC Zoe und dann jetzt die Berichte über tote Vögel“, sagt er. Er fordert eine schnelle Aufklärung über die Gründe für das Vogelsterben. „Dass es mit der Havarie zu tun hat, glaube ich nicht. Die Tiere hatten kein Plastik in den Mägen, das haben wir auch ENperten versichert“, sagt Lübben. „Es ist kompletter Unsinn, das in Verbindung zu setzen.“Es habe auch schon Anfragen von Touristen gegeben, „aber die können das schon gut einschätzen. Wir befürchten nicht, dass uns dadurch die Gäste ausblieben.“