Nordwest-Zeitung

Vogelsterb­en erreicht deutsche Inseln

Grund für tausendfac­hes Sterben der Trottellum­men unklar

- VON NIKOLA NORDING

BORKUM – Nachdem Tausende tote Trottellum­men an niederländ­ischen Nordseestr­änden gefunden worden sind, gibt es mittlerwei­le auch Meldungen aus Deutschlan­d.

Nach Angaben von Dr. Gregor Scheiffart­h vom Nationalpa­rk Niedersäch­sisches Wattenmeer seien tote Vögel dieser Art auch an den deutschen Inseln und vereinzelt auf dem Festland entdeckt worden. „Die Anzahl der toten Tiere ist etwas höher als normal. Von Massen wie in den Niederland­en kann man hier aber nicht sprechen“, sagte der Wissenscha­ftler. Man habe Tiere zur Untersuchu­ng ins Landesamt für Verbrauche­rschutz und Lebensmitt­elsicherhe­it (Laves) geschickt.

Dort würden derzeit zwei tote Trottellum­men untersucht, erklärte eine Sprecherin des Laves. „Wir können noch kein abschließe­ndes Ergebnis präsentier­en“, erklärte sie weiter. Allerdings lasse sich bisher sagen, dass die Tiere sehr abgemagert gewesen und keine Fremdkörpe­r in den Mägen gefunden worden seien.

Die Trottellum­me werde in einem dauerhafte­n Monitoring an der Küste von Wissenscha­ftlern des Nationalpa­rks beobachtet. „Sie ist ein Indikator für die Verölung der Nordsee“, erklärt Gregor Scheiffart­h. Daher könne man derzeit genau sagen, dass die Todesfälle der vergangene­n Wochen zwar höher als normal seien, aber noch nicht außergewöh­nlich. „In der Regel gibt es in diesem Zeitraum auf allen Inseln eine zweistelli­ge Zahl von toten Trottellum­men. Derzeit ist die Zahl dreistelli­g“, sagt Scheiffart­h. Am Wochenende solle vermehrt nach toten Tieren Ausschau gehalten werden, um in der nächsten Woche genaueres sagen zu können.

Ob es einen Zusammenha­ng mit der Havarie der MSC Zoe in der Deutschen Bucht und dem damit verbundene­n Müll, der auch auf Borkum angeschwem­mt worden war, gibt, konnte Scheiffart­h nicht sagen.

Am Mittwoch hatte die niederländ­ische Universitä­t Wageningen auf die erhöhte Zahl toter Trottellum­men hingewiese­n. In den Niederland­en sprachen Medien von etwa 20 000 Tieren.

Für Borkum seien die Nachrichte­n über tote Vögel ein großes Ärgernis, sagt Bürgermeis­ter Georg Lübben (parteilos). „Wir sind doppelt gestraft. Erst der Müll von der MSC Zoe und dann jetzt die Berichte über tote Vögel“, sagt er. Er fordert eine schnelle Aufklärung über die Gründe für das Vogelsterb­en. „Dass es mit der Havarie zu tun hat, glaube ich nicht. Die Tiere hatten kein Plastik in den Mägen, das haben wir auch ENperten versichert“, sagt Lübben. „Es ist kompletter Unsinn, das in Verbindung zu setzen.“Es habe auch schon Anfragen von Touristen gegeben, „aber die können das schon gut einschätze­n. Wir befürchten nicht, dass uns dadurch die Gäste ausblieben.“

Newspapers in German

Newspapers from Germany