Bewegende Geschichten in Bildern
Die weltbesten Pressefotos im Oldenburger Schloss – Preisträger Ronaldo Schemidt kommt zur Eröffnung
74. Jahrgang
Unter den Preisträgern ist auch der gebürtige Bremer Jesco Denzel. Er wird in Oldenburg über seine Arbeit berichten.
OLDENBURG – Das Bild vergisst man nicht so schnell: Ein lichterloh brennender Mensch rennt um sein Leben. Das weltbeste Pressefoto des Jahres 2018 in der Kategorie Harte Fakten ist ein schockierendes Bild: Fotografiert hat es Ronaldo Schemidt (48) im Mai 2017 in Venezuelas Hauptstadt Caracas am Rande einer Demonstration gegen Präsident Nicolás Maduro.
Intensives Erlebnis
Der Fotojournalist ist für die französische Nachrichtenagentur AFP vor Ort, als der Tank eines Motorrads explodiert und die Flammen den 28-jährigen Salazar Balza erfassen. Schemidt spürt das Feuer in seinem Rücken, dreht sich um und drückt mehrmals auf den Auslöser – etwa 14 Sekunden lang. „Das war ein intensives Erlebnis“, sagt er später in einem Interview. Salazar Balza überlebt trotz Verbrennungen von 70 Prozent seines Körpers.
Die Jury des World-PressPhoto-Wettbewerbs, die sich durch etwa 80 000 Fotos von 5000 Pressefotografen aus 125 Länder gearbeitet hat, attestiert Schemidts Foto eine hohe Symbolkraft, Dynamik und Energie. Für Claus Spitzer Ewersmann, Geschäftsführer der Agentur Mediavanti und zum vierten Mal Organisator der Ausstellung mit den weltbesten Pressefotos im Oldenburger Schloss, ist es der Moment, der die Qualität des Siegerfotos ausmacht. „Es geht um ein konkretes Schicksal, und das Foto enthält eine Botschaft“, sagt er.
In einer Zeit, in der jeder Anrührend: Mensch und Tier im Waldviertel
mit seinem Smartphone überall und bei jeder Gelegenheit fotografieren könne, mache die Qualität der prämierten Pressefotos den Reiz der Ausstellung aus. „Hinter jedem
Die Ausstellung
World Press Photo 2018 zeigt das Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte vom 16. Februar bis 10. März im Oldenburger Schloss. Öffnungszeiten: dienstags bis sonntags 10–18 Uhr. Eintritt: 6 Euro/ermäßigt 4 Euro.
Die weltbesten Pressefotos
Bild steckt eine bewegende Geschichte“, betont er.
Ronaldo Schemidt wird zur Ausstellungseröffnung nach Oldenburg kommen. Das freut Spitzer-Ewersman natürlich. eine internationale Jury ausgewählt. Rund 150 Aufnahmen gehen anschließend auf Welttournee. Die Ausstellung macht in etwa 100 Städten in 50 Ländern Station.
In Oldenburg
ist die Ausstellung mit einem umfangreichen Rahmenprogramm verbunden.
@ www.mediavanti.de Denn der persönliche Kontakt, den die Ausstellungsmacher zu den Fotografen pflegen, macht den Standort Oldenburg zu etwas Besonderem. Und weckt andernorts Interesse. So wird das Team um Spitzer-Ewersmann Ende Juni die WorldPress-Photo-Ausstellung mit den preisgekrönten Bildern aus dem Jahr 2018 in Bahlingen am Kaiserstuhl in BadenWürttemberg ausrichten. „Da üben wir für das nächste Mal in Oldenburg“, sagt SpitzerEwersmann scherzhaft.
Mit Jesco Denzel wird ein renommierter Pressefotograf in Oldenburg zu Gast sein und über seine Arbeit berichten. Sein Foto aus der MakokoSiedlung am Ufer einer Lagune in Lagos (Nigeria) erhielt den ersten Preis in der Kategorie Aktuelle Themen. Bauland und Luxusimmobilien am Ufer der Lagune sind begehrt, die Einwohner von Makoko werden vertrieben.
Der gebürtige Bremer gehört zum offiziellen Team der deutschen Regierungsfotografen. Seine Aufnahme von Bundeskanzlerin Angela Merkel und US-Präsident Donald Trump während des G7-Gipfels 2018 in Kanada zählt heute schon zu den Ikonen der politischen Fotografie.
Spitzer-Ewersmanns persönliches Lieblingsfoto in der Ausstellung ist eine Aufnahme der amerikanischen Fotografin Anna Boyziazis. Es zeigt Mädchen beim Schwimmunterricht auf Sansibar. Die konservative islamische Kultur auf der Insel verbietet Mädchen und Frauen das Schwimmen, ein Hilfsprojekt ermöglicht ihnen nun, in langen körperbedeckenden Badeanzügen ins Wasser zu gehen und schwimmen zu lernen. Anna Boyziazis erhielt für ihre Fotos den zweiten Preis in der Kategorie Menschen.
Einfaches Leben
Den Menschen ganz nah gekommen ist auch Carla Kogelman. Die Niederländerin hat fünf Jahre lang die Geschwister Hannah und Alena in dem abgelegenen Dorf Merkenbrechts im Waldviertel nahe der österreichischtschechischen Grenze begleitet. Die Schwarz-weiß-Fotografien dokumentieren eindrucksvoll das einfache, aber sorglose Leben der Mädchen.
Mit drei Preisen in den Kategorien Umwelt und Natur bedacht wurde beim aktuellen Wettbewerb Thomas Peschak ausgezeichnet. Für die springenden Felsenpinguine auf der Marion-Insel im Indischen Ozean gab es den zweiten Preis. Die Tiere gelten als bedroht. Der Rückgang der Bestände wird auf ein abnehmendes Nahrungsangebot zurückgeführt. Felsenpinguine verbringen bis zu sechs Monate auf dem Meer und kommen nur zur Mauser und zur Aufzucht der Jungen an Land. Peschaks Foto ist eine Mahnung.