Zon der Jeep-Safari bis zum Gourmet-Tempel
$issenschaft'e( de( Jade-Hochschu'e ent'a(vt F'oske'n de( Reiseve(ansta'te(
WILHELMSHAVEN – Reiseveranstalter und Tourismusbüros überbieten sich mit Jubelbegriffen und Floskeln, die schöne und aufregende Erlebnisse verheißen. Doch oft verschleiern die Worte nur banale Aktivitäten. Eine Auswahl an Reizworten in Reisekatalogen und Werbebroschüren, bei denen Urlauber aufhorchen sollten:
JEEP-SAFARI
Safari – was für ein Sehnsuchtswort! Manche haben den Sundowner in der Serengeti vor Augen, andere die Wildtiere Afrikas. Mittlerweile wird der Begriff aber inflationär für Rundfahrten im Geländewagen überall auf der Welt gebraucht. Da führt eine Jeep-Safari zum Beispiel durch die Uckermark in Brandenburg. Absurd wird es, wenn eine „Skisafari“in den Kitzbüheler Alpen beworben wird. Auch wegen Karl Mays „Durchs wilde Kurdistan“suggeriert das Wort „wild“in Zusammenhang mit Reisen ein großes Abenteuer. Doch dahinter kann sich ein recht profanes Urlaubserlebnis verbergen: „Man fährt bequem und klimatisiert mit dem Bus durch steile und kurvenreiche Schluchten, die rechts und links Felsen, hohe Bäume, Gestrüpp und gelegentlich Wasserfälle zeigen“, fasst Kirstges das Angebot zusammen.
INDIAN SUMMER
Mit dem Indian Summer ist der Spätherbst an der Ostküste Nordamerikas gemeint, wenn die bunten Blätter der Wälder in der Sonne strahlen. Entlarvt Worthülsen: Dr. Torsten Kirstges Prof. Doch mit einem Indian Summer werben längst auch andere Reiseziele – zum Beispiel Hessen. „Dumm nur, dass es in unseren Gefilden dann meist schmuddelig nasskalt ist statt trocken, warm und sonnig wie in Kanada.“
KULINARIK
Kulinarik heißt Kochkunst und ist im Kontext der Urlaubsreise ein Synonym für Restaurantbesuche. „Charmante Umschreibung dafür, dass die Verpflegung im Mittelpunkt des Reisewunsches steht“, kommentiert Kirstges. „Endlich mal so richtig satt essen mit dem, was man sich zu Hause nicht leisten kann.“Kulinarik ist letztlich ein menschliches Grundbedürfnis.
INTERAKTIV, MULTIMEDIA
Zwei Schlagworte, die im Kontext von Museen und Ausstellungen nicht mehr wegzudenken sind. Im Extremfall ist das Erlebnis so: „Fünf Bildschirme flackern auf den Besucher ein und sorgen so für Reizüberflutung, wobei man auf einige drauftatschen darf“, sagt Torsten Kirstges. Die Gefahr: „Spätestens nach zehn Minuten wird es langweilig.“ GOURMET-TEMPEL
In einem Tempel wird gebetet, und im Gourmet-Tempel wird dem feinen Essen gehuldigt – ein Kunstwort für ein teures, durchaus gutes Restaurant. Vor der Tischreservierung die Preise prüfen! „Anschließend geht man besser zum Currywurst-Tempel um die Ecke, um endlich satt zu werden“, rät Kirstges.
PERLE
Perle der Adria, Perle des Mittelmeers – so werden unzählige Urlaubsorte beworben. Was suggeriert das Wort? „Klein und selten und daher nur mit viel Blick fürs Detail zu entdecken, da oft vor die Säue geworfen, das heißt von weniger Schönem umgeben“, schätzt der Tourismusexperte Kirstges. Und Vorsicht ist geboten: Perlen sind nicht günstig!