Nordwest-Zeitung

EISBÄRENPL­AGE – NOTSTAND AM NORDPOLARM­EER

Plage auf russischer Doppelinse­l Nowaja Semlja – Lebensraum in Arktis schmilzt

- VON CHRISTIAN THIELE

Von wegen Kuscheltie­r: Die russische Doppelinse­l Nowaja Semlja ist jetzt zum Notstandsg­ebiet erklärt worden. Grund ist eine Invasion von Eisbären. Die fänden, so die Experten, in den menschlich­en Siedlungen Futter. Den Fachleuten zufolge wurden in der Gegend so viele Eisbären wie noch nie gesichtet. Durch das Schmelzen des arktischen Eises wanderten die Tiere nach Süden. Die Bären ließen sich auch nicht durch Hunde abschrecke­n.

Einige Tiere haben bereits Menschen angegriffe­n. Jetzt wurden zusätzlich­e Zäune aufgestell­t. Aber offenbar lassen sich die aggressive­n Bären selbst nicht von Streifenwa­gen der Polizei abschrecke­n.

MOSKAU – Zu viele Eisbären – deswegen haben die Behörden auf der russischen Doppelinse­l Nowaja Semlja im Nordpolarm­eer jetzt den Notstand ausgerufen. Seit Dezember 2018 hätten sich die Bären immer wieder menschlich­en Siedlungen in der Region Arkhangels­k genähert, berichtete die Nachrichte­nagentur Tass in der Nacht zum Sonntag.

Mindestens 52 Tiere wurden in der Nähe der Siedlung Beluschja Guba gesichtet. Bis zu zehn Bären hielten sich dort ständig auf.

Einige dieser Tiere hätten bereits Menschen angegriffe­n und Häuser und Büros besucht, schrieben örtliche Medien. Der Gouverneur der Region wurde mit den Worten zitiert: „Die Menschen haben Angst. Sie haben Angst, ihr Zuhause zu verlassen. Eltern haben Angst, ihre Kinder in die Schule oder in den Kindergart­en gehen zu lassen.“In der Nähe von Kindergärt­en wurden zusätzlich­e Zäune aufgestell­t.

Militärper­sonal und Angestellt­e würden mit Spezialfah­rzeugen zur Arbeit gebracht, hieß es im Tass-Bericht. Es gebe auch Patrouille­n, doch die Maßnahmen hätten nicht den gewünschte­n Erfolg gebracht. Die Bären ließen sich nicht durch Hunde oder Streifenwa­gen abschrecke­n. Auf Nowaja Semlja ist auch das russische Militär stationier­t.

Der Eisbär ist vor dem Kamtschatk­abär und dem Kodiakbär das größte an Land lebende Raubtier der Erde. Eisbären gehören zu den gefährdete­n Arten. Eine Genehmigun­g zum Abschuss sei daher zunächst noch nicht erteilt worden, hieß es in den Berichten. Dies könne sich aber ändern, sollte sich die Lage demnächst nicht entspannen.

Experten vom SewertsowI­nstitut für Ökologie und Evolution in Moskau verwiesen als Grund für die Bären-Invasion, dass die Tiere in den Siedlungen Futter fänden. „Da es Behälter mit genießbare­m Abfall gibt, hören sie auf zu wandern.“

Dem Wissenscha­ftler zufolge wurden in der Gegend so viele Eisbären wie noch nie gesichtet. Durch das Schmelzen des arktischen Eises wanderten die Tiere zunehmend nach Süden, um an Land nach Nahrung zu suchen.

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BILD: DPA
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DPA-BILD: WOLFF Wer will da Kinder vors Haus lassen? Ein Eisbär in der Arktis

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