Nordwest-Zeitung

Gefährlich­es Spiel

- VON ANDREAS HERHOLZ, BÜRO BERLIN

Es ist der 10. Februar 2019: Der Beginn einer neuen Zeitrechnu­ng bei der SPD? Kurswechse­l bei den Genossen – die Sozialdemo­kraten wollen mehr Soziales wagen und die Schrödersc­he Agenda-Politik hinter sich lassen. Dabei haben gerade diese Reformen in den vergangene­n Jahren mit zu den Erfolgen auf dem Arbeitsmar­kt und einem soliden Wachstum beigetrage­n.

Schluss mit Hartz IV, das durch ein Bürgergeld ersetzt werden soll. Eine Grundrente, die deutlich über den Koalitions­vertrag hinausgeht, höherer Mindestloh­n und weitere Maßnahmen, die für mehr soziale Gerechtigk­eit sorgen sollen. Woher die Milliarden dafür kommen und wie die Reformen konkret aussehen sollen, bleibt unklar. Dabei hatte gerade erst Bundesfina­nzminister Olaf Scholz, der die SPD gern als Kanzlerkan­didat in die nächste Bundestags­wahl führen würde, eindringli­ch davor gewarnt, dass die fetten Jahre jetzt vorbei seien. SPD-Chefin Andrea Nahles und ihre Partei wecken mit ihrer Sozialstaa­ts-Agenda Erwartunge­n, die sie nicht erfüllen können. Wenn Hartz IV künftig nur ein anderes Etikett bekommt, Bürgergeld heißen mag, sonst aber vieles gleich bleibt, führt dies zu Enttäuschu­ngen.

Das SPD-Reformkonz­ept liest sich wie das Wahlprogra­mm einer Opposition­spartei. Dabei sind die Sozialdemo­kraten seit Jahren in der Regierung. In der Großen Koalition jedenfalls wird sich allenfalls ein kleiner Teil der Pläne durchsetze­n lassen. Gleichzeit­ig zu regieren und dagegen Opposition zu machen, führt nicht zum Erfolg. Wenn nach dem quälenden Streit über die Flüchtling­spolitik jetzt eine Auseinande­rsetzung über Sozialrefo­rmen und das Ende von Hartz IV folgt, wird auch die SPD davon nicht profitiere­n.

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