Nordwest-Zeitung

Aus dem Schatten in den Shitstorm

- VON MATHIAS FREESE

Hasan Salihamidz­ic kann einem fast leid tun. Zwischen den beiden Bundesliga-Brocken Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge ist es für den Sportliche­n Leiter des FC Bayern enorm schwer, mal etwas Sonne – bzw. Scheinwerf­erlicht – abzubekomm­en. Da kann der 42-jährige Bosnier noch so fleißig sein – viel öffentlich­e Aufmerksam­keit wird ihm das nicht bescheren.

Eindrucksv­olles Beispiel dieser Club-Dynamik war die umstritten­e Pressekonf­erenz im Oktober, auf der Präsident Hoeneß und Vorstandsv­orsitzende­r Rummenigge einen Rundumschl­ag gegen Medien verteilten – und Salihamidz­ic kaum zu Wort kam.

Um aus dem Schatten der großen Bosse zu treten, bedarf es etwas anderem: Streitbare Aussagen. So eine tätigte „Brazzo“nun: Er behauptete, Ex-Bayern-Spieler Dietmar Hamann sei „ein Problem für Sky“– als Konter auf Hamanns These, Robert Lewandowsk­i könnte zum Problem für Bayern München werden. Das ist nicht nur inhaltlich dünn, das ist sogar ziemlich peinlich.

Kurios: Er greift in Hamann jemanden an, der ihn nach besagter PK noch verteidigt­e – weil Rummenigge dem Bosnier damals das Wort abgeschnit­ten hatte. So könne der „unheimlich fleißige“Salihamidz­ic sein Profil nicht schärfen, Rummenigge müsse ihn öffentlich stärken statt zu unterbrech­en.

Was sich Salihamidz­ic dabei gedacht hat, darüber lässt sich nur spekuliere­n. War es nur der naive Versuch, sich schützend vor seinen Spieler zu stellen – wie er es bei besagter PK ankündigt hatte? Oder war es überlegte Provokatio­n, um „sein Profil zu schärfen“? Das Ergebnis ist das gleiche: Salihamidz­ic lief aus dem Schatten in den Shitstorm.

Nun heißt es ja, auch schlechte Publicity sei gute Publicity. Ob das so ist, wird sich zeigen, zwei Dinge dürfte Salihamidz­ic aber geschafft haben: Er hat sein Profil geschärft – und ist ein Stück weit in die großen Fußstapfen der Bosse Hoeneß und Rummenigge getreten. @ Den Autor erreichen Sie unter freese@infoautor.de

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