Kinstlerinnen sitzen nicht nur auf gepackten Koffern
Ateliergemeinschaft „Sieben“zeigt sehr persönliche Werke zum Thema Reisegepäck
OLDENBURG – Koffer als Objekt von Christiane Beier, den politischen Koffer bei Rita Stutz oder ein Biografie-Koffer von Edeltraud Weßels: Die Ateliergemeinschaft „Sieben“stellte am Sonntag an der Kastanienallee individuelle Werke zu dem Reisegepäck aus: Sechs Künstlerinnen – sechs verschiedene Ideen.
In ihrem Biografie-Koffer hat Edeltraud Weßels die Lebenswege verschiedener Künstler, die viel auf Reisen waren, auf schmale weiße Flächen aufgezeichnet. Allen voran Egon Schiele, ein viel gereister Mann. Auch der Lebensweg der Worpsweder Künstlerin Paula ModersohnBecker liegt im Koffer. Sie hatte häufig bei Verwandten übernachtet. In Paris hat sie Tiefer Einblick: Ilona Behrens erläutert zwei Besucherinnen den Koffer, den sie zu Ehren ihres Vaters entwickelt hat. Vera-Ingrid Mark (kleines Bild) hat in ihrem Koffer alle Utensilien zum Skizzen-machen auf Reisen.
neben anderen bekannten Künstlern auch den Bildhauer Auguste Rodin getroffen. Oder auch Grafiker Lyonel Feininger, der erst mit 36 Jahren begann zu malen. Der New Yorker, der bis zur Machtergrei-
fung der Nazis lange in Deutschland lebte, dann aber nach New York zurückkehrte.
Alle sechs Künstlerinnen erzählten bei der eintägigen Ausstellung von den teilweise langen Entscheidungsprozes- sen, die sie zu ihrem Thema führten. „Viele Ideen wurden wieder verworfen“, sagt Rita Stutz, die sich letztlich für das Thema Flüchtlinge entschied. Ihr Koffer ist außen beklebt mit Stadtplänen inzwischen zerbombter Städte in Syrien, dem Jemen und anderen Krisengebieten. Macht man ihn auf, entdeckt man auf der Fläche, wo sonst vielleicht die Oberhemden liegen, ein ganz einfaches weißes Papierschiff auf schwarzer Fläche.
Ilona Behrens aus Friedrichsfehn hat ihrem Vater mit ihrem Koffer ein Denkmal gesetzt. Seine alte Kamera liegt im Koffer. Auch noch fotobeschichtete Glasscheiben gehören zum Sortiment. Seine Lieblingsautoren wie Wilhelm Busch und Zille sind mit kleinen Büchern vertreten. Elke Harries hat sich ein altes Fotoalbum von ihrem Opa vorgenommen. „Wahrscheinlich aus Japan“, sagt sie. Die Aussparungen für Fotos hat sie mit eigenen Kunstwerken gefüllt.
Die Ausstellung war nur an einem Tag zu sehen. Keine der sechs Künstlerinnen hatte sich über einen Preis für den Koffer Gedanken gemacht. „Wir haben nicht damit gerechnet, dass die jemand bei sich zu Hause ins Regal stellt“, war die allgemeine Aussage.