Nordwest-Zeitung

NWZ-Redakteur erklärt: Mit dieser Taktik besiegte Werder Augsburg

Wie Werder Bremen seine Taktik beim 4:0-Heimsieg gegen den FC Augsburg veränderte

- VON LARS BLANCKE

Oormalerwe­ise lässt Florian Kohfeldt gern einen dominanten Fußball spielen. Nun setzte der Trainer auf Konter – und hatte in Milot Rashica den idealen Spielertyp­en für dieses Konzept.

BREMEN – Florian Kohfeldt ist ein Trainer, der gern seine Spielidee durchsetze­n will. In der Regel mag es der Coach des Bundesligi­sten Werder Bremen, einen dominanten Fußball spielen zu lassen. Das bedeutet, Kohfeldt legt Wert auf viel Ballbesitz, auf klare Strukturen, auch auf ein geduldiges Aufbauspie­l. Umso überrasche­nder war es für den FC Augsburg wohl am Sonntag, dass die Bremer in ihrem Heimspiel genau so nicht auftraten.

Denn Kohfeldt hatte sich einen anderen taktischen Plan zurechtgel­egt, der den FCA aus dem Konzept bringen sollte. „Wir haben Augsburg mit einer Dreierkett­e erwartet und sie spielen ein mannorient­iertes Pressing. Deshalb war der Konter ein wichtiges Mittel für uns“, erklärte Kohfeldt später seinen Matchplan, der komplett aufgegange­n war. Werder überließ den Gästen ganz bewusst den Ball, wartete auf Fehler und den richtigen Moment fürs Pressing. Die Grün-Weißen hatten lediglich 40 Prozent Ballbesitz – der geringste Wert in allen Saisonspie­len. Aber: Sie fuhren damit den höchsten Sieg dieser Spielzeit ein.

Das lag auch daran, dass Werder in Milot Rashica den idealen Spieler für diese Taktik auf der linken Außenbahn hatte. Sowohl vor dem 1:0 (5. Minute) als auch dem 3:0 (28.) gewannen die Bremer einen Zweikampf im Mittelfeld, schickten ihren pfeilschne­llen Kosovaren auf die Reise und dieser zeigte, warum ihm so viel Talent bescheinig­t wird. Vollsprint geradeaus, schneller Haken nach innen, konsequent­er Abschluss mit dem starken rechten Fuß – Rashicas Aktionen erinnerten ein klein wenig an die typische Arjen-Robben-Aktion, die der Star des FC Bayern seit Jahren von der rechten Seite aus praktizier­t und die kaum ein Gegenspiel­er verteidige­n kann, obwohl er genau weiß, was passieren wird.

„Wir spielen einen Fußball, der gut zu mir passt. Als ich neu bei Werder war, war es noch etwas schwierige­r. Aber jetzt weiß ich, was die Mannschaft braucht“, betonte der 22-jährige Rashica, der schon nach 35 Minuten den Platz mit Rückenprob­lemen verlassen musste. Er glaube aber, es sei nicht so schlimm, und hoffe, bereits an diesem Samstag (18.30 Uhr) bei Hertha BSC wieder auflaufen zu können. Dann aber gegen ein Team, das wesentlich geordneter als die Augsburger auftritt und ihm nicht so viel Platz bieten wird.

Das schnelle Umschaltsp­iel vom Sonntag zeigte Kohfeldt gleichwohl, dass es eben nicht immer der Ballbesitz­fußball sein muss. In 16 der 21 Bundesliga­partien dieser Saison hatte Werder mehr Ballbesitz als der jeweilige Gegner – ein sehr hoher Wert, der natürlich nicht immer zum Erfolg führt. In Davy Klaassen, Maximilian Eggeund stein auch Max Kruse stehen zudem Spieler mit einer schnellen Auffassung­sgabe in den Bremer Reihen, die nach Ballgewinn­en schnell freie Räume erkennen, wie gegen Augsburg gut zu sehen war. Kohfeldt hob indes hervor, dass für ihn nicht die drei schnellen Tore in den ersten 28 Minuten das Wichtigste gewesen seien, sondern das Verder halten Mannschaft nach der Pause. „Das Schönste für mich als Trainer war, wie clewir ver die zweite Halbzeit herunterge­spielt haben. Wir haben konsequent verteidigt, uns nicht locken lassen oder auf den Ballgewinn spekuliert. Darauf bin ich stolz.“Drei Punkte beträgt Werders (30) Rückstand auf die Europokalp­lätze nur noch, in Berlin (31) wartet nun eine ganz wichtige Partie vor dem Endspurt der Saison. Florian Kohfeldt nutzte den Sonntagabe­nd aber zunächst, um noch etwas herauszust­ellen. „Es ist Anfang Februar, wir sind im Pokal-Viertelfin­ale und haben eine sehr realistisc­he Chance auf einen Europapoka­lplatz. Ich glaube, das hat es hier ziemlich lange nicht gegeben“, meinte der 36-Jährige. Recht hat er.

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DPA-BILD: JASPERSEN Glänzte als idealer Konterspie­ler: Werders zweifacher Torschütze Milot Rashica
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