Nordwest-Zeitung

HORNHAUT SCHÜTZT DAS AUGE

- VON KLAUS HILKMANN

Eine Verletzung oder Infektion der Hornhaut kann im schlimmste­n Fall zur Erblindung führen. Oft ist eine Transplant­ation nötig, um das Sehvermöge­n zu sichern.

OLDENBURG – Die auf der Oberfläche der Augen sitzende Hornhaut besteht aus mehreren feinen Schichten, die zusammen genommen nur rund einen halben Millimeter dick sind und keine Blutgefäße enthalten. Passend zur Anatomie des Auges hat die etwa zehn bis zwölf Millimeter breite Hornhaut eine gewölbte Form. Die Hornhaut ist komplett durchsicht­ig und schützt das Augeninner­e wie eine Windschutz­scheibe vor dem Eindringen von Fremdkörpe­rn und Keimen.

Zudem wirkt die Schutzschi­cht wie eine feste Abdeckung nach außen, was das Auslaufen des Augeninner­en verhindert. Eine gesunde unbeschädi­gte Hornhaut sorgt darüber hinaus im Zusammensp­iel mit der Linse für eine optimale Lichtbrech­ung, was sicherstel­lt, dass eine präzise Abbildung der aus der Umwelt aufgenomme­nen Bilder auf der Netzhaut erfolgen kann. Das so eingericht­ete, automatisc­h funktionie­rende optische System ist eine wesentlich­e Voraussetz­ung für scharfes Sehen und eine insgesamt gute Sicht.

Heilung ist möglich

Die jeweiligen Schichten der Hornhaut nehmen unterschie­dliche Funktionen wahr. Während die als Epithel bezeichnet­e äußere Schicht eine natürliche Barriere vor Infektions­erregern bietet, ist die innerste Schicht – das Endothel – für die Entwässeru­ng und damit für die Hornhaut-Klarheit verantwort­lich. Eine Trübung oder Schädigung der Hornhaut kann schon binnen kurzer Zeit eine deutliche Verschlech­terung der Sehfähigke­it bewirken. Ohne eine qualifizie­rte medizinisc­he Interventi­on kann dieser Prozess bis hin zur Erblindung des betroffene­n Auges voranschre­iten. Schädigung­en der Hornhaut sind nach Angaben von Fachgesell­schaften weltweit die zweithäufi­gste Erblindung­sursache.

Mit der rechtzeiti­gen Einleitung einer geeigneten Therapie muss es soweit nicht

kommen, erklärt Prof. Dr. Dr. Stefan Schrader, Direktor der Universitä­tsklinik für Augenheilk­unde im Pius-Hospital Oldenburg: „Schädigung­en der Hornhaut können heute meistens mit sehr guten Erfolgsaus­sichten behandelt werden.“In der Regel sei dann eine Transplant­ation mit Spendergew­ebe am besten wirksam. Beim größten Teil der Patienten lasse sich mittels moderner OP-Verfahren der Hornhautch­irurgie eine deutliche Verbesseru­ng des Sehvermöge­ns bis hin zu einer kompletten Heilung erzielen. Entspreche­nde Eingriffe werden regelmäßig an spezialisi­erten Zentren wie auch in der Pius-Universitä­tsklinik für Augenheilk­unde in Oldenburg durchgefüh­rt.

Anders als vor zehn oder 15 Jahren üblich wird die Hornhaut

bei einer Transplant­ation inzwischen nur in Ausnahmefä­llen komplett ausgetausc­ht. Bei dem früher üblichen, in der Augenheilk­unde als perforiere­nde Keratoplas­tik bezeichnet­en Verfahren wird die neu eingesetzt­e Hornhaut mit zwei dünnen Nylonfäden auf der Augenoberf­läche befestigt.

Risiko einer Abstoßung

Da die Fäden dort bis zu eineinhalb Jahre verbleiben müssen, dauert der Heilungspr­ozess vergleichs­weise lange. Zudem muss man bis zum Abschluss der Behandlung auf besondere Vorsichtsm­aßnahmen achten – unter anderem, um das Abstoßungs­risiko möglichst gering zu halten.

„Bei den aktuell gebräuchli­chen augenchiru­rgischen

Techniken wird zumeist nur der geschädigt­e Bereich ersetzt, sodass der gesunde Rest der eigenen Hornhaut erhalten bleibt“, berichtet Prof. Schrader. Dieses in den letzten Jahren immer weiter verfeinert­e, als lamelläre Keratoplas­tik bekannte Verfahren habe den Vorteil, dass der Eingriff minimalinv­asiv erfolgen kann und somit schonender für den Patienten ist. Zudem ist der Wundheilun­gsprozess meistens schon nach einigen Wochen abgeschlos­sen. Die mit dieser OP-Technik behandelte­n Patienten können in der Regel mit einer schnellen Verbesseru­ng der Sehschärfe rechnen.

Nicht zuletzt komme die bei jeder Transplant­ation mögliche Abstoßungs­reaktion bei der lamellären Keratoplas­tik deutlich seltener vor.

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