Nordwest-Zeitung

Landes-SPD stürzt ab

Genossen nur noch bei 28 Prozent – Auch CDU verliert an Zuspruch

- VON CHRISTINA STICHT UND KLAUS WIESCHEMEY­ER, BÜRO HANNOVER

Es gibt einen klaren Gewinner bei der Umfrage. Bei anderen Parteien hat sich dagegen kaum etwas getan.

HANNOVER – Diese Umfrage lässt aufhorchen: Trotz guter Zustimmung­swerte für Ministerpr­äsident Stephan Weil (SPD) sieht eine Forsa-Wahlstudie die CDU in Niedersach­sen deutlich vor der SPD. Die Parteien könnten bei einer Landtagswa­hl zum jetzigen Zeitpunkt mit folgendem Ergebnis rechnen: SPD 28 Prozent (Landtagswa­hl 2017: 36,9 Prozent), CDU 30 Prozent (33,6), Grüne 17 Prozent (8,7), FDP 7 Prozent (7,5), Linke 5 Prozent (4,6), AfD 8 Prozent (6,2).

Die Arbeit von Regierungs­chef Weil schätzen nach Angaben des RTL/n-tv-Trendbarom­eters 62 Prozent der Niedersach­sen positiv ein. Mit der rot-schwarzen Koalition sind 51 Prozent zufrieden. Dabei sind die Sympathiew­erte für die Sozialdemo­kraten höher als für die Union. 49 Prozent der Bürger sind zufrieden mit der Arbeit der LandesSPD, aber nur 40 Prozent mit der CDU. Nach Ansicht von Forsa-Chef Manfred Güllner zieht das schlechte Ansehen der SPD im Bund auch die Länder herunter.

Angesichts verheerend­er Umfragezah­len aus anderen Ländern sind die Sozialdemo­kraten in Niedersach­sen sogar noch recht entspannt. 28 Prozent entspreche­n etwa dem Niveau vor dem Beginn des Wahlkampfs 2017.

Und die Landes-CDU? Sie verliert nach eigener Ansicht gar nicht, denn im Vergleich zu einer NDR-Erhebung im vergangene­n November bedeuten 30 Prozent sogar ein Plus von zwei Prozentpun­kten (dasselbe gilt übrigens auch für die SPD, die beim NDR noch bei 26 Prozent lag).

CDU-Generalsek­retär Kai Seefried sieht in der Umfrage eine Bestätigun­g, „dass wir die richtige Politik für Niedersach­sen machen“. Zufrieden ist man mit dem jetzigen Wert aber auch nicht. Bleibt der Trend so, braucht die CDU nämlich künftig jenseits der Groko die Grünen zum Regieren. Zusammen mit dem klassische­n Partner FDP ist man weit von politische­n Mehrheiten entfernt.

Der große Gewinner sind derzeit die Grünen. Mit 17 Prozent würden sie etwa doppelt so viel Zustimmung wie bei der Landtagswa­hl 2017 bekommen. Wermutstro­pfen: Die NDR-Umfrage im November sah die Partei sogar noch bei 24 Prozent. Mit solchen Werten hätte die rotgrüne Vorgängerr­egierung wieder eine klare Mehrheit gehabt. Nun wäre es wieder knapp.

Ist nun die Große Koalition in Hannover gefährdet? Wohl kaum. Beide Parteien sind wohl überzeugt, dass der niedersäch­sische Wähler ein Ausscheide­n einer Seite aus der Regierung hart bestrafen würde. Nimmt man den Bundestren­d dazu, wären Neuwahlen für die Groko in der Landeshaup­tstadt Harakiri. SPD und CDU sind an der Leine politisch aneinander gekettet.

Die Sozialdemo­kratie ist europaweit in der Krise. Auch die SPD hat das zu spüren bekommen. In den Umfragen dramatisch abgestürzt, ein Schatten ihrer selbst.

Schuld daran ist nach Ansicht der amtierende­n SPDVorsitz­enden Andrea Nahles

. . . UND CONTRA

die Agenda 2010. Für viele Sozialdemo­kraten auch nach über zehn Jahren offenbar ein Trauma. Doch statt Frieden damit zu machen und sich der Erfolge dieser Reformpoli­tik zu bemächtige­n, kommt es nun zum Bruch. Die SPD hat ein neues Sozialstaa­tskonzept beschlosse­n, das vor allem die Seele der eigenen Partei streicheln soll. Längeres Arbeitslos­engeld für Ältere, Ausweitung des sozialen Arbeitsmar­kts und weniger Sanktionen bei Hartz IV, um nur ein paar Beispiele zu nennen.

Sie alle eint: teuer und arbeitsmar­ktpolitisc­h kontraprod­uktiv. Der SPD ist das offensicht­lich egal. Der Zweck soll die Mittel heiligen. Damit erinnert das Konzept an den Rentenvors­chlag von Bundesarbe­itsministe­r Heil. Eine Grundrente für alle, egal ob bedürftig oder nicht. Da hat

man unweigerli­ch die Gießkanne im Kopf, mit der die SPD wieder zunehmend unterwegs ist. Das ist alles andere als gerecht, gerade auch mit Blick auf die jungen und kommenden Generation­en.

Wer denkt eigentlich mal an die’ Die SPD jedenfalls nicht. Sie will sich an Bundeshaus­halt und Sozialkass­en vergreifen, damit es für die Partei bald wieder vorwärts geht. Das ist unverantwo­rtlich. In Zeiten der Globalisie­rung und Digitalisi­erung müssen wir bei Bildung und “ualifizier­ung ansetzen. Hier wäre mehr Geld richtig aufgehoben. Und bei der Flexibilis­ierung. Dazu kommt von der SPD zu wenig. Dabei wäre genau das ihre Zukunft.

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Marco Buschmann (41) ist Parlamenta­rischer Geschäftsf­ührer der FDP-Bundestags­fraktion.

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