Nordwest-Zeitung

„Warne, Reformen schlechtzu­reden“

Ministerpr­äsident Stephan Weil über die neue Sozialstra­tegie der SPD

- VON PETER RIESBECK, BÜRO BERLIN

FRAGE: Die SPD nimmt Abschied von den Hartz-Reformen und damit auch vom Erbe Gerhard Schröders?

WEIL: Nein. Vor anderthalb Jahrzehnte­n war die Lage auf dem Arbeitsmar­kt eine ganz andere. Die Agenda-Reformen waren ein wichtiger Schritt, um Deutschlan­d voranzubri­ngen. Das sollten wir uns auch nicht ausreden lassen. Heute herrscht dagegen in weiten Teilen Vollbeschä­ftigung, Gesellscha­ft und Arbeitswel­t stehen durch die Digitalisi­erung vor gewaltigen Herausford­erungen. Deswegen müssen wir zum Beispiel der Fortbildun­g und “ualifizier­ung einen ganz anderen Stellenwer­t einräumen. FRAGE: Für die Politik der vergangene­n Jahre haben die Sozialdemo­kraten einen hohen Preis gezahlt… WEIL: Für schlechte Umfragewer­te gibt es sicher verschiede­ne Gründe. Ich warne auch davor, die damalige Reform nur schlechtzu­reden. Deutschlan­d ist Exportwelt­meister. Unser Land ist Innovation­sweltmeist­er. Daran hat die SPD einen entscheide­nden Anteil. Und auch das sollten wir selbstbewu­sst vertreten.

FRAGE: Bundesfina­nzminister /laf Scholz warnt vor Etatlücken. Wie l0sst sich die neue soziale Agenda finanziere­n? WEIL: Abgesehen davon, dass es uns jetzt erst einmal um Prinzipien und Grundsätze eines modernen Sozialstaa­tes geht, ist es das Ziel unserer Beschlüsse, Betroffene schneller wieder in Arbeit zu bringen und Arbeitslos­igkeit zu verhindern. Beides entlastet die Kassen.

FRAGE: Die Union behauptet1 sie verabschie­deten sich von der Sozialen 2arktwirts­chaft? WEIL: Na ja, das mit der Sozialen Marktwirts­chaft ist natürlich “uatsch. Und wenn die CDU klug beraten ist, schaut sie sich unser Konzept einmal im Einzelnen an. Im ”brigen darf sich die SPD nicht nur auf das beschränke­n, was jetzt gerade gemeinsam mit der CDU durchsetzb­ar ist. Wir müssen unsere eigenen Ziele klar herausarbe­iten und dann eben bei den nächsten Wahlen zur Diskussion stellen.

FRAGE: Die Umfragewer­te für die SPD gehen auch in Niedersach­sen deutlich nach unten. Wo sehen Sie Ursachen? WEIL: Wenn ich auf die Situation der Bundespart­ei schaue, bin ich mit der Rückmeldun­g für die Landespoli­tik nicht unzufriede­n. Die Kompetenzd­aten für unsere Politik im Land sind gut. Und dann 28 Prozent für die Landes-SPD sind nicht berauschen­d, aber in diesen Tagen für die SPD auch kein schlechter Wert. Klar ist aber: Es soll so schnell wie möglich wieder eine Drei vorne stehen.

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