Mammutprogramm mit lyrischen Momenten
Liederabend mit Eva Resch und Eric Schneider in der Konzertkirche Warfleth
WARFLETH – In der Konzertkirche St. Marien in Warfleth am Weserdeich gibt es immer wieder außergewöhnliche Konzerte zu erleben. Am Sonntag standen Arnold Schönbergs 15 Lieder aus „Das Buch der hängenden Gärten“im Mittelpunkt eines überaus ansprechenden Liederabends mit der Sopranistin Eva Resch und dem Pianisten Eric Schneider.
Zu den bildgewaltigen Texten von Stefan George schuf Schönberg eine Musik, in der sich die einzelnen Klänge von der Tonalität emanzipiert haben. Der Klang an sich und Harmonien mit neuen, unaufgelösten Dissonanzen wurden zu einem Klangraum, in welchem der Hörer sich frei seinen eigenen Assoziationen hingeben kann.
Dieses Schlüsselwerk für die weitere Entwicklung der Musik des 20. Jahrhunderts, 1910 uraufgeführt in Wien, wirkte auch nach mehr als 100 Jahren frisch und neuartig. Die freitonal komponierte Gesangsstimme trat immer wieder in kontrapunktische Beziehung zu den farbenreichen, oft linear geführten Klanggesten des Flügels, wodurch ein beeindruckendes Klangbild dieser expressionistischen Musik entstand.
Sopranistin Eva Resch sang zudem fünf mitreißende, sehr emotionale Liebeslieder von Viktor Ullmann. Beim klanggewaltigen „Sturmlied“jubelte und brillierte ihre Stimme ganz besonders. Sie gab jede der stark wechselnden Stimmungen in dieser expressiven, harmonisch reichhaltigen Musik überaus nuancenreich wieder.
Pianist Eric Schneider brillierte mit unterschiedlichsten Klangfarben in dem sinfonisch-dichten Klaviersatz. Bei den „Zwei lyrischen Gesängen“von Franz Schreker hatte er dazu eigens die Orchesterpartitur studiert. Er war zudem ein aufmerksamer Mitgestalter, dem kein klangliches Detail verloren ging.
Veranstalter Reinhard Rakow resümierte zu Beginn des zweiten Teils: „Wir haben Ihnen viel zugemutet, dafür werden sie jetzt mit Schuberts Winterreise belohnt.“
Resch legte dabei den Fokus auf die Dramatik der Lieder, wobei ihr die lyrischen Momente, zum Beispiel im „Frühlingstraum“, besonders eindrucksvoll gelangen. Schneider gewann dem Klavierpart immer wieder neue, orchestral ausgelotete klangliche Differenzierungen ab.
Solche Art von „Zumutung“sollte es öfter geben. Fast drei Stunden begeisterndes Kunstlied (insgesamt 46 Lieder), dazu Schlüsselwerke zum Verständnis der zeitgenössischen Musik. Respekt vor der großartigen Leistung beider Künstler.