Organspenden – das wird sich ändern
Mehr Zeit und mehr Geld: Bundestag beschließt effizientere Regeln zu dem heiklen Thema
Spender-Organe für Tausende schwerkranke Menschen werden dringend benötigt. Oft scheitern Entnahmen an Hindernissen in Kliniken.
BERLIN – Mehr Zeit, mehr Geld, mobile Expertenteams für kleine Krankenhäuser: Um zu mehr lebensrettenden Organspenden in Deutschland zu kommen, sollen Kliniken dafür künftig bessere Bedingungen erhalten. Darauf zielt ein Gesetz von Gesundheitsminister Jens Spahn, das der Bundestag mit breiter Mehrheit beschlossen hat. Konkret geht es darum, mehr geeignete Spender finden zu können. Die Voraussetzungen in den bundesweit rund 1300 Krankenhäusern für Organ-Entnahmen sind ein wichtiger Schlüssel, wie auch ]rzte sagen. Hier setzt das Gesetz an, das voraussichtlich Anfang April in Kraft treten soll.
→ MEHR ZEIT
Seit 2012 müssen alle Kliniken Transplantationsbeauftragte haben, die sich speziell um Organspenden kümmern – also dass mögliche Spender identifiziert und gemeldet werden, Angehörige eine Begleitung dabei bekommen und auch ]rzte und Pfleger regelmäßig bei dem Thema auf dem Laufenden sind. Künftig sollen die Beauftragten verbindlich von anderen Aufgaben befreit werden – durch einheitliche Vorgaben, die sich nach der Bettenzahl in Intensivstationen richten. Sie sollen auch Zugangsrecht zu den Stationen bekommen und eingeschaltet werden, wenn Patienten aus Arztsicht Organspender sein könnten. → MEHR GELD
Kliniken soll der ganze Prozess von Organspenden besser vergütet werden. Jetzige Pauschalen seien nicht kostendeckend, und Engagement führe systematisch zu Verlusten, sagte SPD-Fraktionsvize Karl Lauterbach. Das solle sich ändern, ohne damit Gewinne zu machen. „Wir geben etwas mehr Geld aus, aber wir sparen auch“, erläuterte er. So seien Folgekosten ausbleibender Transplantationen teils höher, etwa bei dauerhafter Blutreinigung wegen schwerer Nierenerkrankungen.
→ MOBILE EXPERTENTEAMS
Geplant ist ein neuer Bereitschaftsdienst mit mobilen ]rzteteams. Das soll gewährleisten, dass die medizinischen Voraussetzungen für Entnahmen überall festgestellt werden können: der endgültige, nicht behebbare Ausfall der Gesamtfunktion des Großhirns, des Kleinhirns und des Hirnstamms. Das soll vermeiden, dass Spenden in kleinen Kliniken ohne eigene Experten sonst scheitern. Bis Ende 2020 sollen die Akteure des Gesundheitswesens nun „eine geeignete Einrichtung“mit der Organisation beauftragen. → WEITERE PUNKTE
Erleichtert werden soll auch ein Austausch zwischen Betroffenen – mit Regeln für anonymisierte Schreiben, mit denen sich Organempfänger bei den Angehörigen von Organspendern bedanken können. Kommen soll auch ein bundesweites Dokumentationssystem der Kliniken.