Nordwest-Zeitung

HSV denkt an Pyro-Legalisier­ung

Zweitligis­t sieht Skandinavi­en als Vorreiter – Feuerwehr dagegen

- VON FRANKO KOITZSCH

HAMBURG – Der Hamburger SV hat das Pulverfass wieder geöffnet. Der Zweitligis­t regt an, Pyrotechni­k in Fußballsta­dien als Teil der Fankultur zu begreifen. „Klar ist, dass wir einen anderen Umgang mit der Thematik brauchen als bisher“, sagte der HSV-Vorstandsv­orsitzende Bernd Hoffmann dem „Hamburger Abendblatt“: „Die einfache Sanktionie­rung von Pyro-Vergehen hat bislang zu keinem besseren Umgang mit der Thematik geführt – ganz im Gegenteil.“Hoffmann will „mit allen Parteien einen neuen Dialog zum Thema Pyrotechni­k“führen. Die Deutsche Fußball Liga äußerte sich aber eindeutig. „Pyrotechni­k in den Stadien ist nach den DFL-Statuten verboten“, heißt es in einer Stellungna­hme der Dachorgani­sation vom Donnerstag.

Unklar ist, ob die optisch reizvolle, aber brandgefäh­rliche Bengalo-Show der Fans von Dynamo Dresden am vergangen Montag im Volksparks­tadion Auslöser des HSVVorstoß­es war. Hoffmann hat dabei wohl einen wichtigere­n Aspekt im Auge. Immer wieder wird der Verein zur Kasse gebeten, weil im Stadion gezündelt wird. In der vergangene­n Saison waren es mehr als 200 000 Euro, in der neuen Saison steht der extrem klamme Verein bei fast 100 000 Euro an Bußgeldern wegen Pyro-Missbrauch­s. Geld, das der HSV eigentlich nicht hat.

Beispielha­ft sei Skandinavi­en, heißt es beim HSV. Dort wird sogenannte kalte Pyro getestet. Statt Magnesium-Fackeln, die es auf eine Hitze von rund 2000 Grad Celsius bringen, kommen Nitrozellu­lose-Bengalos mit maximal 230 Grad zum Einsatz. „Das wäre eine Prüfung wert“, meinte Fortuna Düsseldorf­s Clubchef Robert Schäfer. „Aus Sicht der Feuerwehr und der Sicherheit der Menschen sagen wir: Pyro hat im Stadion nichts zu suchen, egal ob 200 Grad oder 2000“, erwiderte allerdings Carsten-Michael Pix, Referent beim Deutschen Feuerwehrv­erband.

Für Präsident Oke Göttlich vom HSV-Stadt- und Ligarivale­n FC St. Pauli ist die Verwendung von Pyrotechni­k „seit Jahrzehnte­n Teil der Fan- und hysterisch­en Aufregungs­kultur“. Der Hamburger Verein habe bereits im vergangene­n Jahr in einer Zweitliga-Sitzung das Thema kalte Pyro hinterlegt. Ein Fanladen-Vertreter habe sich diese Variante bereits zeigen lassen.

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