HSV denkt an Pyro-Legalisierung
Zweitligist sieht Skandinavien als Vorreiter – Feuerwehr dagegen
HAMBURG – Der Hamburger SV hat das Pulverfass wieder geöffnet. Der Zweitligist regt an, Pyrotechnik in Fußballstadien als Teil der Fankultur zu begreifen. „Klar ist, dass wir einen anderen Umgang mit der Thematik brauchen als bisher“, sagte der HSV-Vorstandsvorsitzende Bernd Hoffmann dem „Hamburger Abendblatt“: „Die einfache Sanktionierung von Pyro-Vergehen hat bislang zu keinem besseren Umgang mit der Thematik geführt – ganz im Gegenteil.“Hoffmann will „mit allen Parteien einen neuen Dialog zum Thema Pyrotechnik“führen. Die Deutsche Fußball Liga äußerte sich aber eindeutig. „Pyrotechnik in den Stadien ist nach den DFL-Statuten verboten“, heißt es in einer Stellungnahme der Dachorganisation vom Donnerstag.
Unklar ist, ob die optisch reizvolle, aber brandgefährliche Bengalo-Show der Fans von Dynamo Dresden am vergangen Montag im Volksparkstadion Auslöser des HSVVorstoßes war. Hoffmann hat dabei wohl einen wichtigeren Aspekt im Auge. Immer wieder wird der Verein zur Kasse gebeten, weil im Stadion gezündelt wird. In der vergangenen Saison waren es mehr als 200 000 Euro, in der neuen Saison steht der extrem klamme Verein bei fast 100 000 Euro an Bußgeldern wegen Pyro-Missbrauchs. Geld, das der HSV eigentlich nicht hat.
Beispielhaft sei Skandinavien, heißt es beim HSV. Dort wird sogenannte kalte Pyro getestet. Statt Magnesium-Fackeln, die es auf eine Hitze von rund 2000 Grad Celsius bringen, kommen Nitrozellulose-Bengalos mit maximal 230 Grad zum Einsatz. „Das wäre eine Prüfung wert“, meinte Fortuna Düsseldorfs Clubchef Robert Schäfer. „Aus Sicht der Feuerwehr und der Sicherheit der Menschen sagen wir: Pyro hat im Stadion nichts zu suchen, egal ob 200 Grad oder 2000“, erwiderte allerdings Carsten-Michael Pix, Referent beim Deutschen Feuerwehrverband.
Für Präsident Oke Göttlich vom HSV-Stadt- und Ligarivalen FC St. Pauli ist die Verwendung von Pyrotechnik „seit Jahrzehnten Teil der Fan- und hysterischen Aufregungskultur“. Der Hamburger Verein habe bereits im vergangenen Jahr in einer Zweitliga-Sitzung das Thema kalte Pyro hinterlegt. Ein Fanladen-Vertreter habe sich diese Variante bereits zeigen lassen.