Nordwest-Zeitung

Rund 100 Patienten betroffen

Mehrere Kliniken im Nordwesten bauten Herzschrit­tmacher ein

-

Die Medtronic-Modelle sind auch in Friesland implantier­t worden. Der Fehler soll per SoftwareUp­date behoben werden.

VON MELANIE HANZ, JÖRG JUNG, NEELE KÖRNER UND KARSTEN KROGMANN

OLDENBURGE­R LAND – Die Rückrufakt­ion von Herzschrit­tmachern betrifft deutlich mehr Patienten im Nordwesten als zunächst bekannt. So haben neben dem Klinikum Oldenburg auch die Friesland-Kliniken mit dem St.-Johannes-Hospital Varel und dem Nordwest-Krankenhau­s Sanderbusc­h sowie das Evangelisc­he Krankenhau­s Oldenburg das möglicherw­eise fehlerhaft­e Modell des Hersteller­s Medtronic eingebaut.

Im Evangelisc­hen Krankenhau­s geht es um 20 Patienten, in Friesland um etwa 50. „Alle Patienten sind in Kontrolle“, sagte Frank Germeroth, Geschäftsf­ührer der Friesland-Kliniken, am Donnerstag auf Nachfrage der . „Zum Teil waren sie schon da, um ein Software-Update zu erhalten, zum Teil sind sie im Zulauf.“Die Klinik kann 100 Prozent der Patienten dank Patientend­atei rückverfol­gen und erreichen.

Auch das Klinikum Oldenburg hat anhand der Implantatd­atenbank alle 25 Patienten „rasch identifizi­ert und informiert“, wie Sprecherin Barbara Delvalle mitteilt. „Sie werden gebeten, sich zu einer außerplanm­äßigen Schrittmac­herkontrol­le in unserer Schrittmac­herambulan­z vorzustell­en.“Eine Operation sei nicht geplant, das Problem könne durch „Um-Programmie­rungen des Herzschrit­tmachers sicher entschärft werden“, so Delvalle.

Nach Angaben des Hersteller­s Medtronic kann bei dem fehlerhaft­en Modell „sehr selten“und „nur in bestimmten Betriebsar­ten“eine sogenannte Stimulatio­nspause auftreten. Bei insgesamt 156 957 Geräten, die weltweit von März 2017 bis Januar 2019 vertrieben worden seien, habe es von zwei Patienten Berichte über vier Störungen gegeben. Die Patienten stammen nicht aus Deutschlan­d.

Bereits im Januar seien Kliniken und Ärzte entspreche­nd unterricht­et worden, heißt es bei Medtronic. Das Bundesinst­itut für Arzneimitt­el und Medizinpro­dukte bewertete die vom Hersteller veranlasst­e Maßnahme als zielführen­d und geeignet, Risiken für die Patienten zu minimieren.

Erleichter­t zeigte sich am Donnerstag der Geschäftsf­ührer der Ammerland Klinik, Robert Hoffmeiste­r. Nachdem sich am Morgen zahlreiche verunsiche­rte Patienten an die Klinik gewendet hatten, stellte sich heraus, dass dort kein einziger der fraglichen Herzschrit­tmacher verbaut worden ist. Auch im Braker und im Friesoythe­r Krankenhau­s wurden ausschließ­lich Geräte anderer Hersteller verwendet. Für das Cloppenbur­ger St.-Josefs-Hospital erklärte Geschäftsf­ührer Lutz Birkemeyer: „Wir sind von der Rückrufwel­le nicht betroffen.“

Andere regionale Häuser, etwa das Pius-Hospital Oldenburg, setzen gar keine Herzschrit­tmacher ein.

Nach Berichten des NDR sind in Hannover rund 650 Patienten von der Rückrufakt­ion der Herzschrit­tmacher betroffen. Rückrufakt­ionen kommen auch bei medizinisc­hen Produkten immer mal wieder vor, heißt es in den Kliniken der Region. Der Chefarzt des KRH Klinikums Siloah Hannover, Andreas Franke, sprach gegenüber dem NDR im Fall Medtronic von der größten Rückrufakt­ion, die er bisher erlebt habe.

Newspapers in German

Newspapers from Germany