Nordwest-Zeitung

Aus dem Proberaum auf Platte und Bühne

Die Pop-Punk-Band „Catapults“aus Oldenburg legt mit „Greyscale“ihre zweite EP innerhalb eines Jahres vor

- VON DANIEL SCHUMANN

Die vier Jungs aus dem Norden sind zwar erst seit Ende 2017 eine Band, haben dafür aber schon einiges erlebt. An diesem Freitag erscheint ihre zweite EP „Greyscale“. Die hat sie bei der Entstehung begleitet.

OLDENBURG – „Kannst du die Hi-Hat da nicht geschlosse­n spielen? Ich spiele da auch abgedämpft.“„Wo meinst du jetzt?“, „Na, vor dem zweiten Refrain! Dann kriegen wir mehr Dynamik in den Song.“„Alright.“Und schon sitzt Malte Grätsch wieder hinter seinem Drumset, umgeben von Mikrofonen und spielt den Song noch mal. Gute drei Minuten später steht der 26jährige gebürtige Lüneburger wieder in der provisoris­chen Regie: „Lass mal hören!“Alle sind sich einig: So ist der Part noch ein Stück besser.

Es ist ein Montagaben­d Mitte November, die Aufnahmen für die zweite EP von den „Catapults“sind gerade gestartet. „Wir haben ungefähr sechs Stunden damit zugebracht alles soweit aufzubauen, damit wir aufnehmen können“, erzählt Maurice Gärtner, der Lead-Gitarrist der Band. „Zum Glück konnte Lorenz noch spontan vorbei- kommen und ein paar technische Probleme beheben.“

Lorenz ist ein befreundet­er Sänger von der Oldenburge­r Band „Johnny Karate“. In deren Proberaum im Jugendkult­urzentrum Cadillac in Oldenburg haben sich die vier „Catapults“eingeniste­t. Eine Woche haben sie Zeit, um die fünf Songs für ihre zweite EP einzuspiel­en.

Studio ist ein Proberaum

Diese Zeit ist ziemlich durchgetak­tet: „Wir starten mit dem Schlagzeug, dann der Bass, danach die Gitarren und am Ende der Gesang“, erläutert der 23-jährige Maurice. „Am Wochenende haben wir einen Puffer eingeplant für Ausbesseru­ngen.“

Aufgenomme­n wird Trackby-Track, wie es im Fachjargon heißt. Das ist der Gegenentwu­rf dazu, die komplette Band live aufzunehme­n. Das wäre im Fall der „Catapults“auch nicht möglich – der Raum gibt es nicht her. Und selbst wenn, würden sie trotzdem Spur-für-Spur aufnehmen.

„Das ist eine Frage der Musik, die wir machen, und des eigenen Anspruchs – gerade bei unserer Musik muss alles sitzen. Wir sind da schon Perfektion­isten“, gibt Maurice zu.

Authentizi­tät

„Außerdem wollen wir das, was wir aufnehmen, auch so live spielen können. Also keine Geige, keine drei Gitarren, die beim Konzert vom Band mitlaufen. Da geht es uns auch um die Authentizi­tät der Musik“, fügt Bassist Lars Banasch (24) hinzu.

Auch wenn die Studio-Woche für das Quartett ziemlich strukturie­rt ist – für Kreativitä­t bleibt ausreichen­d Platz. „Wir arbeiten an den Songs viel intensiver als in der Zeit zuvor“, berichtet Maurice.

Und wer entscheide­t, wann ein Song fertig ist? „Das letzte Wort hat bei uns niemand – es läuft demokratis­ch“, erklärt Maurice. „Dass ein Song fertig ist, ist eher so ein Gefühl, das sich bei uns einstellt.“

Auch das Songwritin­g ist ein Gemeinscha­ftsprodukt von den Vieren. „Meistens kommt einer von uns mit einem Anfang in die Probe und wenn es gut läuft, hat jeder plötzlich eine Idee dazu. Genau das macht unsere Dynamik aus“, hebt Maurice hervor. So habe auch das Schreiben der Songs für „Greyscale“funktionie­rt.

Hinzu kommt noch der Input durch den Produzente­n. „Ich kenne Paul Zimmermann schon seit ungefähr acht Jah- ren“, verrät Malte. Auf der Suche nach dem richtigen Produzente­n für ihre erste EP „Cold Alley“– erschienen im Juni 2018 – kamen sie auf ihn und es hat gepasst. „Viele fragen, in welchem Studio wir für die Aufnahmen waren, dabei waren wir ja nur im Heimstudio“, erzählt Lars. „Das ist natürlich auch Paul zu verdanken.“

Zufälle ebnen den Weg

Entstanden ist die Band aufgrund zweier Zufälle. Als Lars seinerzeit mit dem heutigen Sänger Joost Rademacher auf einem Festival war und dieser im kleinen Kreis, von Akustikgit­arren begleitet, die nach eigener Aussage ersten öffentlich­en, gesanglich­en Gehversuch­e unternahm, war Lars sofort Feuer und Flamme: Du musst in unserer Band singen! Ungefähr zeitgleich wurde Maurice von einem Freund darüber informiert, dass im Cadillac ein Proberaum frei werden wird. Das war für sie der Startschus­s – wenn nicht jetzt, wann dann?

Maurice, Lars und Joost kennen sich seit ihrer Jugend in Ostfriesla­nd. Waren sie zu dieser Zeit eher lose Bekannte, wurde der Kontakt mit dem studienbed­ingten Umzug nach Oldenburg, beziehungs­weise nach Bremen für den 22-jährigen Joost wieder enger. Malte hat Lars über das Studium in Oldenburg ken- nengelernt. Und die wichtigste Voraussetz­ung war zudem erfüllt: Alle hatten zu dieser Zeit keine Band, wollten aber wieder in einer spielen.

Erfahrunge­n hatten Lars, Malte und Maurice schon vor den „Catapults“in verschiede­nen Bands gesammelt. Und Musik machen sie alle bereits seit ihrer frühen Jugend. Dass sie sich 2017 zusammenge­funden haben, scheint ein Glücksfall.

Streaming statt CD

Von dem Sound kann man sich online ein Bild machen. „Greyscale“erscheint auf allen gängigen Streamingp­latt- formen und ist in kleiner Auflage auf Nachfrage bei der Band als CD erhältlich. Handgemach­t ist nicht nur die Musik, sondern auch die CD. Vom Cover-Design, bis zur Pressung.

Mittlerwei­le ist es Mitte Januar, die Aufnahmen sind im Kasten und am Abend steht ein Konzert in der Oldenburge­r Umbaubar an. Auf die Frage, wie sie im Rückblick die Aufnahmen erlebt haben, gibt Maurice zu, dass es durchaus stressig war, eine Woche lang durchgehen­d von morgens bis in die Nacht zu arbeiten. Aber es hat sich gelohnt: Sie sind mehr als zufrieden.

Als persönlich­es Highlight nennt Joost die Entwicklun­g des Songs „Sonder“, von dem bereits ein Video veröffentl­icht wurde. „Sonder“ist der zweite Song, den die Band überhaupt geschriebe­n hat. „Im Studio haben wir den Track komplett überarbeit­et, sodass er einen ganz neuen Sound bekommen hat.“Früher sei es eher eine Ballade gewesen, nun habe er schon ganz schön Druck bekommen.

Planungen für 2019

Neben der Veröffentl­ichung von „Greyscale“stehen für die Pop-Punker auch schon die ersten Termine für das laufende Jahr – sie spielen auf dem „TabulaRaaz­a“-Festival in Oldenburg am 3. August und auf dem „Rock am Beckenrand“Ende August. Auf die Frage, was neben Konzerten ansteht, hat Lars eine klare Antwort: „Noch mehr Konzerte an Land ziehen und Songs schreiben.“Denn das nächste Ziel ist bereits ins Auge gefasst: In nicht allzu ferner Zukunft soll ein komplettes Album folgen.

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BILD: LARS MAELFOY Live im Cadillac Oldenburg: die „Catapults“
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Im provisoris­chen Studio: Malte, Lars, Maurice und Joost (von links) spielen separat die einzelnen Spuren ein. Angefangen wird mit den Drums. Je nach Song kommen dann die Gitarren und am Ende der Gesang.
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BILD: JEVER LIVE/TINA FREESE In der Umbaubar: Malte an den Drums
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BILD: PRIVAT Im Cadillac Oldenburg: Maurice an der Gitarre
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BILD: PRIVAT Faf der Bühne: Joost (links) und Maurice
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BILDER: PRIVAT
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