Nordwest-Zeitung

Siebenköpf­iges Team gräbt sich durch 350 Titel

Jury gibt die fünf Nominierun­gen für Preis der Leipziger Buchmesse bekannt

- VON FRANZISKA HÖHNL

LEIPZIG – Resi hat ein Problem: Der Schriftste­llerin, ihrem Künstler-Ehemann und den vier Kindern wurde die günstige Altbauwohn­ung in Berlin gekündigt, und jetzt muss sie sehen, wie es weitergeht. Resi ist die Hauptfigur in Anke Stellings Roman „Schäfchen im Trockenen“, der es auf die Liste für den diesjährig­en Preis der Leipziger Buchmesse (21. bis 24. März) geschafft hat. Auch das nominierte Buch „Der traurige Gast“von Matthias Nawrat spielt in Berlin, und Jaroslaw Rudis’ „Winterberg­s letzte Reise“startet dort.

Damit spielt die Hauptstadt auf der Liste eine Hauptrolle. Ebenso wie Babylon. Um den Leiter der Ausgrabung­en, Robert Koldewey, dreht sich der Debütroman „Babel“von Kenah Cusanit. Komplettie­rt wird die Auswahl von Feridun Zaimoglu, der sich in „Die Geschichte der Frau“anhand von zehn Protagonis­tinnen durch die Weltgeschi­chte hangelt – und dem Geschehen eine neue Perspektiv­e gibt.

„Das sind alles herausrage­nde Bücher“, sagt Jens Bisky. Der Literaturk­ritiker ist seit diesem Jahr Jury-Chef für den Preis. Wochenlang grub sich das siebenköpf­ige Team durch mehr als 350 eingereich­te Titel. Der größere Teil ging für die Kategorie Belletrist­ik ein.

Auch das beste Sachbuch und die beste Pbersetzun­g des Jahres werden am 21. März bei der Preisverle­ihung in der Glashalle der Leipziger Messe ausgezeich­net. Insgesamt finden sich 15 Kandidaten auf den Listen. 1000 Euro hat jeder von ihnen schon sicher. Jeder Sieger bekommt noch einmal 15 000 Euro dazu.

Der Preis sorgt für eine größere Nachfrage bei den Kunden, sagt Maria Christina Piwowarski. Sie ist Buchhändle­rin bei „Ocelot“in Berlin-Mitte. Das sei zwar nicht so spürbar wie beim großen Pendant, dem Deutschen Buchpreis, der jeden Herbst in Frankfurt vergeben wird. Doch nach der Preisverle­ihung seien Preisträge­r gefragt.

Auch vor diesem Hintergrun­d sei es schade, dass unabhängig­e Verlage deutlich unterreprä­sentiert seien, sagt Piwowarski. Rowohlt habe allein mit drei Nennungen ebenso viele Nominierun­gen eingeheims­t wie die Unabhängig­en zusammen. Frauen seien abseits der Kategorie Pbersetzun­g ebenfalls unterreprä­sentiert. „Das ist eine würdige Liste, aber nicht so ausgewogen, wie ich sie mir gewünscht hätte.“ die

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