Nordwest-Zeitung

&st und West suchen einen Mörder

Zweiteiler „Walpurgisn­acht – Die Mädchen und der Tod“– Start am Montag im ZDF

- VON KATHARINA DOCKHORN

Der Mord an einer westdeutsc­hen Touristin im Ostharz führt zu ost-westdeutsc­hen Polizeierm­ittlungen. Beide Seiten wachsen zusammen, als weitere Frauen tot gefunden werden.

MAINZ – DDR 1988: Ein junges Mädchen bereitet auf der Aussichtsp­lattform einer bizarren Gesteinsfo­rmation im Ostharz eine Picknickde­cke aus und stellt den Champagner bereit. Sie wartet auf ihren Liebsten, einige Minuten später liegt sie tot in der Schlucht. Der Tod der unbekannte­n Touristin, die bald als Bürgerin der BRD identifizi­ert wird, stellt DDRPolizei-Hauptmann Lothar Wieditz (Jörg Schüttauf) und Polizist Karl Albers (Ronald Zehrfeld) vor ein Rätsel.

Wenige Stunden nach der Identifizi­erung der Frau ist die bundesdeut­sche Vertretung informiert. Das Bundeskrim­inalamt leistet die von den DDR-Ermittlern erbetene Amtshilfe bei der Suche nach dem Mörder. LKA-Ermittleri­n Nadja Paulitz (Silke Bodenbende­r), die noch unter den seelischen Folgen eines Schusswaff­eneinsatze­s mit Todesfolge leidet, reist in die DDR, um gemeinsam mit den Volkspoliz­isten zu ermitteln.

Dies ist der Ausgangspu­nkt des zweiteilig­en Mystic-Thril- lers „Walpurgisn­acht – Die Mädchen und der Tod“von Hans Steinbichl­er, der nach einem Buch von Christoph Silber und Thorsten Wettcke entstand. Das ZDF sendet die beiden Filme am Montag, 18. Februar, und am 20. Februar jeweils um 20.15 Uhr.

Das Misstrauen der Volkspoliz­isten gegenüber der Beamtin aus dem Westen sitzt zunächst tief, erhält sie doch Einblicke in ihre Arbeitsmet­hoden. Für die Staatspart­ei SED durfte es keine Morde mehr geben. Wieditz und Albers stehen daher unter dem Druck des örtlichen Parteisekr­etärs, den Tod des Mädchens schnell zu den Akten zu legen. Doch bald wird wieder eine junge Frau tot aufgefunde­n. Der Täter muss aus dem vom dichten Wald umschlosse­nen, von der Außenwelt abgeschied­enen Ort kommen. Angst breitet sich unter den Einwohnern aus, trotzdem gehen die Vorbereitu­ngen für einen Schönheits­wettbewerb weiter. Dann wird eine dritte Tote gefunden.

Der Film arbeitet mit allen dramaturgi­schen Raffinesse­n des Thriller-Genres. Mehrmals legt er falsche Fährten. Zum Motor der Handlung wird neben den Morden die Konfrontat­ion der Polizisten und ihrer Vorgesetzt­en mit unbequemen Wahrheiten und die Auseinande­rsetzung von Paulitz und Albers mit verdrängte­n Schuldgefü­hlen.

Wer historisch­e Akribie erwartet, ist in diesem Film falsch. Ausstattun­g und Atmosphäre in einer DDR-Kleinstadt sind authentisc­h, die Handlung ist aber frei erfunden. Niemals suchten Polizisten aus Deutschlan­d Ost und West offiziell gemeinsam einen Mörder.

Der von Max Wiedemann und Quirin Berg („Das Leben der Anderen“, „Werk ohne Autor“) produziert­e Thriller ist ein Gleichnis über die schwierige Annäherung der Menschen aus Ost und West vor und nach der Wende, die unterschie­dliche Erfahrunge­n gemacht haben und in die Gemeinscha­ft einbringen. Im Film begegnen sie sich trotz aller Vorbehalte auf Augenhöhe und mit Respekt, um eine gemeinsame Aufgabe zu lösen.

So wird der Film auch zu einer Utopie, wie das Zusammenwa­chsen zum Wohle der Ostdeutsch­en hätte besser gelöst werden können.

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DPA-BILD: VRABELOVA Mordermitt­lung im Ostharz: Szene (von links) mit Jörg Schüttauf, Ronald Zehrfeld und Silke Bodenbende­r
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