Wie #er Brexit einen Oldenburger trifft
Klaas Brümann hat über 20 Jahre in England gelebt und dort in die Rentenkasse eingezahlt
1er 54-Jährige hat in England ein Unternehmen gegründet. Mit diesem ist er in seine Heimatstadt zurückgezogen.
OLDENBURG – Brexit, British Exit (britischer Austritt), Großbritannien verlässt die Europäische Union: Seit Monaten beherrscht das Thema die Schlagzeilen. Im Großen – die Verhandlungen sind eigentlich abgeschlossen, doch versucht Großbritanniens Premierministerin Theresa May nachzuverhandeln – mit wenig Erfolg.
Gespannt verfolgt Klaas Brümann die Debatte. Der 54jährige spricht mit einem deutlichen englischen Akzent. Dabei ist er Deutscher, in Oldenburg aufgewachsen und hat 1984 an der Cäcilienschule sein Abitur gemacht. Mehr als 20 Jahre hat er aber in England gelebt, dort in die Rentenkasse eingezahlt und ein Unternehmen gegründet.
Stichtag 29. März
„Doch was ist, wenn Großbritannien aus der EU ausgetreten ist? Was wird aus meiner Rente, in die ich nach dem Bruch nicht weiter einzahlen kann, wie erfolgen später die Überweisungen?“Fragen, die Brümann sehr beschäftigen. Seinen in Deutschland gemachten Führerschein hat er in England in einen britischen EU-Führerschein umwandeln lassen. Nun lässt er ihn vorsorglich wieder umschreiben. Noch geht das relativ unproblematisch. Doch was ist nach dem 29. März 2019, dem Tag, an dem der EU-Austritt rechtskräftig wird?
Eine Frage, die zum jetzi- gen Zeitpunkt immer noch nicht abschließend beantwortet werden kann. Die Zustimmung des Britischen Parlaments zu den Verhandlungsergebnissen mit der EU steht weiterhin aus. Ein ungeregelter Austritt hätte für Klaas Brümann gravierende Folgen. In Cambridge hat er das Portal „fotoinsight“gegründet, über das Fotos und Buchbände bei dem in Oldenburg ansässigen Unternehmen CEWE bestellt werden können. Brümanns Unternehmen ist in England als „limited“eingetragen, vergleichbar mit einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH) in Deutschland. Nach dem ungeregelten, harten Bruch mit der EU verliert eine „limited“in Deutschland ihre rechtliche Grundlage und ihre Haftungsbeschränkung. „Ich werde mein Unternehmen dann wohl in eine GmbH umschreiben lassen“, kündigt Brümann an. Das werde ihn mindestens 10 000 Euro kosten.
Betroffen vom Brexit wäre auch Brümanns Tochter, die nun die britische Staatsbürgerschaft annehmen möchte, um in England weiter arbeiten zu können. Zukünftig wird eine Arbeitsgenehmigung nur noch erteilt, wenn ein jährliches Einkommen von 30000 Pfund (umgerechnet ca. 34000 Euro) nachgewiesen werden kann.
Keine Kandidaten
Brümann ist klar, dass es im britischen Parlament nur eine Mehrheit gibt – die gegen einen ungeregelten Austritt. „Vielleicht gibt es eine Verlängerung für den Austritt“, glaubt er. Doch für die vom 23. bis 26. Mai 2019 laufenden Europawahlen haben die Briten keine Kandidaten aufgestellt, merkt er an. Das neue EU-Parlament fällt dann Entscheidungen, die auch Großbritannien betreffen, ohne durch eigene Abgeordnete vertreten zu sein.
Andererseits: Ein abruptes Ende der Lieferketten für die Unternehmen kann sich Brümann nicht vorstellen. Siemens, Bosch oder BMW sind mit Ablegern in Großbritannien stark vertreten.
So oder so – für den 54-Jährigen (und wohl nicht nur für ihn) bleibt es spannend.