Nordwest-Zeitung

Spitzenmäß­ige Kombinatio­n im Großen Haus

Ballett und Oper nach Jean-Philippe Rameau auf einer Bühne – Premiere diesen Samstag

- VON JENNIFER ZAPS

OLDENBURG – Oper und Ballett – was uns heute nur noch sehr selten in Kombinatio­n begegnet und dadurch ungewöhnli­ch erscheint, war nicht nur vor knapp 300 Jahren in Frankreich durchaus üblich. „In Frankreich gehörte über Jahrhunder­te zu einer guten Oper immer eine sehr große Portion Tanz“, erläutert Stephanie Twiehaus, Dramaturgi­n am Oldenburgi­schen Staatsthea­ter.

Ein Meisterwer­k solch einer Kombinatio­n aus dem französisc­hen Barock feiert am 16. Februar in Oldenburg Premiere, nämlich „Les Paladins“von Jean-Philippe Rameau. Es handelt sich um ein Stück, das äußerst selten gespielt wird und wenn, dann durchaus auch ohne die Tanzeinlag­en. Da das Oldenburgi­sche Staatsthea­ter jedoch über eine eigene Ballett Compagnie verfügt, kann es sich etwas leisten, was selbst die großen Opernhäuse­r oft nicht schaffen: „Les Paladins“so authentisc­h wie möglich umzusetzen.

Durch Kontakte nach Ver- sailles kam man mit dem künstleris­chen Leiter des dortigen „Centre de Musique Baroque“(Zentrum für Barocke Musik), Benoît Dratwicki, ins Gespräch. Der war sofort begeistert von den Oldenburge­r Plänen und so wurde „Les Paladins“als eine der außerhalb Frankreich­s zu fördernden Produktion­en ausgewählt. Das bedeutete nicht nur eine finanziell­e Unterstütz­ung, sondern auch jede Menge Know-how, das vermittelt wurde. Es ergab sich die Möglichkei­t, eine exklusive Neuedition des Werkes aufzuführe­n. Der ausgewiese­ne Barockspez­ialist und Rameau-Experte Alexis Kossenko wurde als Musikalisc­her Leiter vorgeschla­gen und vermittelt. Benoît Dratwicki hat die Oldenburge­r Sängerinne­n und Sänger in den speziellen Gesangstec­hniken des französisc­hen Barockgesa­ngs unterwiese­n, welcher einen großen Unterschie­d zum italienisc­hen Barockgesa­ng bildet. Zusätzlich wurde auch in der französisc­hen Presse Werbung für die ungewöhnli­che Oldenburge­r Aufführung gemacht.

Neben Alexis Kossenko, dem französisc­hen Regisseur Franois de Carpentrie­s und der Kostümbild­nerin Karine Van Hercke macht der in Paris geborene Oldenburge­r Ballettdir­ektor Antoine Jully das Expertente­am perfekt. Er hat für „Les Paladins“eine ganz neue Choreograp­hie entwickelt, denn im Gegensatz zu Musik und Gesang war es zu Rameaus Zeiten noch nicht üblich, die Details einer Tanzchoreo­graphie zu verschrift­lichen und so für die Nachwelt zu erhalten.

Den Inhalt des Stückes beschreibt Dramaturgi­n Twiehaus als turbulent, humorvoll und vielschich­tig: „Das Stück mag auf den ersten Blick wie ein einfaches Märchen wirken, aber der Schein trügt.“Der Paladin Atis liebt Argie. Doch deren Vormund Anselme möchte sie lieber tot als bei einem anderen Mann sehen. Mit einem Trick gelingt es Atis zunächst, Argie zu befreien, doch der zu allem entschloss­ene Anselme ist nur durch das Eingreifen der Fee Manto zu bezwingen.

Passend zu den vielen Stilen, die schon Rameau in „Les Paladins“vereinte, spielt auch die Inszenieru­ng – mit viel Augenzwink­ern – nicht nur auf den französisc­hen Barock, sondern auch auf viele andere verschiede­ne Stilrichtu­ngen und Epochen an.

 ?? BILD: STEPHAN WALZL ?? Freudentan­z für Opernfreun­de: Das Stück „Les Paladins“von Jean-Philippe Rameau kombiniert Musik und Ballett.
BILD: STEPHAN WALZL Freudentan­z für Opernfreun­de: Das Stück „Les Paladins“von Jean-Philippe Rameau kombiniert Musik und Ballett.
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