Nordwest-Zeitung

OTB trauert um „Mister Basketball“

Hans-Dieter Niedlich war einer der wichtigste­n und leidenscha­ftlichsten Spieler und Trainer

- VON KLAUS KERTSCHER

Mit neuen Methoden und großer Intensität führte Hans-Dieter Niedlich den OTB in die nationale Spitze. Als Nationalsp­ieler war er in den 1960ern die rechte Hand des Bundestrai­ners Yakovos Bilek.

OLDENBURG – Dass sich Oldenburg im Basketball – 1954 im OTB vereinsmäß­ig auf den Weg gebracht – in den vergangene­n 65 Jahren zu einer Hochburg entwickelt hat und die Baskets heute in der Bundesliga zu den Spitzentea­ms gehören, wäre ohne einen Mann so nicht möglich gewesen.

Hans-Dieter Niedlich war einer der bedeutends­ten und markantest­en Wegbereite­r dieses Basketball-Booms in der Stadt und ist nun leider im Alter von 79 Jahren gestorben.

Als überragend­er Spieler und Trainer hat er nicht nur den OTB bis in die Bundesliga geführt, sondern war auch von 1959 und 1967 Nationalsp­ieler. Oldenburg hat HansDieter Niedlich unendlich viel zu verdanken.

Als talentiert­er und ehrgeizige­r Spieler machte er bereits in der Jugend auf sich aufmerksam. Noch bemerkensw­erter war sein Engagement als Trainer. Als Autodidakt eignete er sich aus Lehrbücher­n, meist in Englisch, das Basketball-ABC an und setzte es mit seinen gleichaltr­igen Mannschaft­skameraden um.

Benno Bünnemeyer – Oldenburge­r bis heute geblieben – und Bernd Schiphorst – heute in Hamburg und Berlin, unter anderem war er Präsident von Hertha BSC – erinnern sich gern an diese Zeit.

Hans-Dieter, in Basketball­Kreisen nur „Nudel“genannt, führte vollkommen neue Methoden ein: Er ließ mit Bleiwesten trainieren, um das Sprungverm­ögen zu verbessern, und kreierte Spielsyste­me, die jeden Gegner verblüffte­n. Bezeichnun­gen dafür wie „Ohio 1“, „Ohio 2“und „Alter Stiefel“sind den Akteuren von damals noch bestens vertraut.

Mit dieser Trainingsi­ntensität, die in Deutschlan­d damals ihresgleic­hen suchte, stieg der OTB im Jahr 1959 in die höchste deutsche Spielklass­e auf, die Oberliga-Nord. 1964 gelang die Norddeutsc­he Meistersch­aft mit Endrundens­pielen – heute PlayoffSpi­elen – in der Weser-EmsHalle. Und 1966 gehörte der OTB mit zu den Vereinen der neu gegründete­n Basketball­Bundesliga, damals zweigeteil­t in Nord und Süd. Der VfL Osnabrück und der MTV Wolfenbütt­el waren damals die

schwierigs­ten Gegner.

Die Bundesliga-Ära des OTB endete 1967, als sich die Erfolgsgen­eration altersbedi­ngt zurückzog und HansDieter Niedlich nach Hamburg wechselte. Dort hatte er Sport studiert. Es folgten sein

Diplomspor­tlehrer, sein „Dr.“und sein „Prof.“in Sportwisse­nschaften. Folgericht­ig übernahm er das renommiert­e Sportinsti­tut an der Hamburger Universitä­t, was er bis zu seiner Emeritieru­ng erfolgreic­h leitete.

Besonders herauszust­ellen ist aber über das Kapitel Oldenburg hinaus seine Karriere als Basketball-Nationalsp­ieler: Mit 19 Jahren wurde er von dem damaligen Bundestrai­ner Yakovos Bilek entdeckt. Trotz einer Körpergröß­e von nur 1,80 Metern wurde er schnell Anspieler Nummer eins, Stammspiel­er und auch Mannschaft­sführer. Über acht Jahre lang bestritt er insgesamt 50 Länderspie­le, unter anderem 1967 in Oldenburg in der damals nagelneuen Haarenufer­halle beim Europameis­terschafts-Qualifikat­ionsturnie­r, und war als Kapitän rechte Hand von Bilek.

Er galt damals in Oldenburg zu Recht als „Mister Basketball“. Er gehörte – wie Schiphorst als damaliger Basketball-Abteilungs­leiter heute sagt – mit Oldenburge­r Sportidole­n der damaligen Zeit in eine Reihe: Den Schwimmeri­nnen Helga Schmidt und Uta Frommater, dem Boxer Hein ten Hoff und dem Fußballer Felix „Fiffi“Gerritzen.

Hans-Dieter verfolgte die Basketball-Szene in Oldenburg mit großem Interesse und Stolz. Zwar war er selten hier zu sehen, aber dank TVLiveüber­tragungen fieberte er mit, wenn die EWE Baskets in der Bundesliga (wieder seit 2000) und auch im Europapoka­l mitmischte­n.

In Hans-Dieter Niedlich verliert Oldenburg einen seiner wichtigste­n und leidenscha­ftlichsten Basketball­Spieler und -Trainer seiner Zeit. Er wird in Hamburg, seiner zweiten Heimat, beerdigt.

@ Online kondoliere­n unter www.NWZtrauer.de

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BILD: OTB-ARCHIV Trotz nur 1,80 Metern ein ganz Großer im Basketball: HansDieter Niedlich am 27. Mai 1967 in seinem letzten Spiel für den OTB gegen den VfL Osnabrück
 ??  ?? Autor des Beitrages ist Klaus Kertscher. Er engagiert sich ehrenamtli­ch beim OTB und hat in seiner Zeit in Wolfenbütt­el Hans-Dieter Niedlich als Gegenspiel­er erlebt. @ Den Autor erreichen Sie unter forum@infoautor.de
Autor des Beitrages ist Klaus Kertscher. Er engagiert sich ehrenamtli­ch beim OTB und hat in seiner Zeit in Wolfenbütt­el Hans-Dieter Niedlich als Gegenspiel­er erlebt. @ Den Autor erreichen Sie unter forum@infoautor.de

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