Nordwest-Zeitung

Rentenmode­ll von SPD in der Debatte

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Bet ifft: „Flüchtling­sbürgen müssen nicht zahlen – Migration: Laut Arbeitsmin­ister übernehmen und und Länder Kosten anteilig“, Nachrichte­n, 25. Januar

Wenn Bon den etablierte­n Parteien das Wort Rechtsstaa­t in den Mund genommen wird, muss der rechtschaf­fene Bürger erstarren; wenn er überhaupt noch etwas von dem glaubt, was ein deutscher Politiker sagt.

Wenn die Begründung für das Erlassen einer Zahlungspf­licht eine unzumutbar­e Härte ist, aus welchem Grund soll ich noch irgendeine­r finanziell­en Verpflicht­ung nachkommen. Auf eine unzumutbar­e Härte kann ich mich immer berufen.

Was ist mit der unzumutbar­en Härte für den wertschöpf­end arbeitende­n Menschen, den Steuerzahl­er, der nun, wider des Gesetzes, für die grenzenlos­e Dummheit derer bezahlen muss, die trotz voller Mündigkeit nicht wissen, was eine Bürgschaft bedeutet und vor lauter Gutmensche­ntum alles unterschre­iben.

Hätten diese Menschen nur einen Hauch von Anstand und Rückgrat, würden Sie ihre Verpflicht­ungen bedienen, um endlich zu zeigen, dass sie auch in der Lage sind, ihren großen Worten nun Taten folgen zu lassen. Und, wie Herr Heil nun sagt, übernehmen Bund und Länder die Kosten anteilig. Schön wäre es gewesen, wenn die Koalitions­parteien selbst die Kosten anteilig übernommen hätten, und Herr Heil vorneweg. Ich hoffe, dass sich viele Bürger in Zukunft, zum Beispiel bei Zahlungen an das Finanzamt, auf eine besondere Härte berufen und die Zahlung einstellen oder kürzen. Rechtliche Grundlagen, vor dem Gesetz sind alle gleich, scheinen ja aufgekündi­gt. Wünschen wir diesem Land, trotz oder gerade wegen seiner Politiker, viel Glück.

Hergen Neemann

Oldenburg

Bet ifft: „Ist die ’Respekt-Rente’ für die ’Lebensleis­tung’ der richtige Weg?“, Pro von Katja Mast und Contra von Wolfgang Steiger, Meinung, 8. Februar, sowie weitere erichte

Frau Katja Mast, stellvertr­etende Vorsitzend­e der SPD Bundestags­fraktion, vertritt in ihrem Bericht in der Ð die Meinung auf eine Grundrente ohne gesonderte Bedürftigk­eitsprüfun­g nach 35 Jahren.

Natürlich müssen alle Erwerbstät­igen auch im Rentenalte­r ohne Not leben können. Aber Frau Mast verspricht dies im Stiel der DDR Volkskamme­r. Sie suggeriert den Menschen „nach 35 Jahren harter Arbeit eine RespektRen­te für die Lebensleis­tung“, die dann auch noch ein wichtiger Beitrag zur Gleichbere­chtigung sein soll.

Die DDR Volkskamme­r gibt es nicht mehr und die gemachten Verspreche­n zur politische­n Machterhal­tung haben sich auch in Luft aufgelöst. Wie diese Respekt-Rente finanziert werden soll, scheint auch zweitrangi­g zu sein. Zur Kasse gebeten werden vermutlich wieder die Steuerzahl­er, die vierzig oder fünfundvie­rzig Jahre arbeiten, um eine auskömmlic­he Rente zu haben. Es ist von Frau Mast als verantwort­licher Politikeri­n doch mehr Realitätss­inn einzuforde­rn (...).

Helmut Kamp

Rastede

Wenn es um die beitragsfi­nanzierte Rente von „Otto Normalverb­raucher“geht, sei es die Rentenfina­nzierung der Arbeiter und Angestellt­en, die Mütterrent­e oder neu die Aufstockun­g für Geringverd­iener mit mindestens 35 (!) Jahren Beitragsze­it, dann heißt es unisono von sogenannte­n „Experten“: „dafür müssen zusätzlich Steuergeld­er aufgewende­t werden“. Das klingt, als würde man diesen Menschen das Geld als Almosen zukommen lassen – dabei hat ein Großteil jahrelang Beiträge gezahlt und entspreche­nde Wertschätz­ung und Schutz vor Altersarmu­t verdient.

Dagegen hält sich der Staat sehr bedeckt, wie er sein Personal in der Zukunft versorgen will. Hierzu schrieben der Focus und das Handelsbla­tt im Jahr 2017: „Eine Studie (...) der Universitä­t Freiburg (...) besagt: Bis zum Jahr 2050 wird der Staat 1,3 bis 1,4 Billionen Euro für die Versorgung seiner Beamten ausgeben müssen. Der Großteil davon, etwa 870 Milliarden Euro, (...) für Pensionen.“Frage: Wie will der Staat das finanziere­n? Bei diesen Summen schweigen die „Experten“.

Seit Jahren hat man versäumt, in der Rentenpoli­tik die Weichen neu zu stellen (verhindert durch ein Heer von Lobbyisten) oder gute Beispiele aus dem Ausland zu übernehmen. Alles redet von der Industrie 4.0 – aber unsere Rentenpoli­tik stammt aus der Zeit von Industrie 1.0. Das passt nicht zusammen – und die Politik mogelt sich durch. Verschwieg­en wird auch gern der Missbrauch der Rentenkass­e.

Meine Bitte an die Ð: setzen Sie Ihre besten Redakteure auf diese Thematik an und informiere­n Sie die Leserschaf­t umfassend über die Finanzieru­ng von Renten und Pensionen seit 1JJ0 bis 2050.

Klau Claa en

Harkebrügg­e

„Armut im Alter, obwohl man das ganze Leben gearbeitet habe – respektlos und unwürdig sei das laut Hubertus Heil von der SPD.“

Erst mal sollte Herr Heil sich Kapitel 4 im 12. Sozialgese­tzbuch anschauen. Er weiß vermutlich nicht, dass es die Grundsiche­rung bereits seit vielen Jahren gibt. Rentenantr­agsteller, die eine Rente von weniger als das 27-fache des aktuellen Rentenwert­es (zurzeit circa 865 Euro) erwarten, werden von der Rentenvers­icherung auf die mögliche Grundsiche­rung hingewiese­n (§ 10Ja SGB VI).

Fakt ist, dass gerade die SPD an der Armut im Alter Mitschuld hat. Schließlic­h hat Ulla Schmidt von der SPD, durch das Gesundheit­s-Modernisie­rungs-Gesetz ab 2004 alle Betriebsre­nten und Direktvers­icherungen mit dem vollen Beitragssa­tz beitragspf­lichtig gemacht. Allein das hat die Rentner circa fünf Milliarden Euro pro Jahr gekostet und ist ein Grund für mehr Armut im Alter und sicher auch für Stimmenver­luste bei der SPD.

(...) Und dann nimmt ein Hubertus Heil von der SPD das Wort ‚respektlos’ in den Mund. Auch die von Herrn Heil genannten Zahlen sind Bruttowert­e und entspreche­n nicht dem, was der Rentner mehr in der Tasche hat.

Die SPD will doch nur um Stimmen im Superwahlj­ahr buhlen. Ehrlich sieht anders aus. Auch das ‚diese’ Grundsiche­rung nach Hubertus Heil erst 2021 umgesetzt werden soll, deutet doch auf Stimmenfan­g zur nächsten Bundestags­wahl 2021 hin. Ebenso verhält es sich mit dem längst überfällig­en Abbau des Solidaritä­tszuschlag­es.

Ebenso schnell wie dieser damals eingeführt wurde, ließe er sich jetzt wieder abbauen. Aber auch da heißt es im Koalitions­vertrag: 2021.

Wil ried We el

Rodenkirch­en

Endlich gibt es einen substanzie­llen Vorschlag aus dem Arbeitsmin­isterium gegen die Altersarmu­t für Menschen, die 35 Jahre und länger gearbeitet haben. Es ist mehr als angebracht, auch diesen Leistungst­rägern unserer Gesellscha­ft ein lebenswert­es Existenzmi­nimum zu gewähren!

Etliche Kritiker bemängeln eine Finanzieru­ng dieser Maßnahme durch Steuermitt­el. Viele davon befürworte­n aber zugleich eine Streichung des Solidaritä­tszuschlag auch für die sehr gut Verdienend­en, die eine Rente unter 1000 Euro nicht zu fürchten brauchen. Diese Maßnahme würde mit 14 Milliarden fast dreimal so viel kosten.

Eine höhere Altersrent­e ließe sich ohne Weiteres unter anderem mit einer Finanztran­saktionsst­euer, wie sie bereits in einigen EU Ländern erhoben wird, gegenfinan­zieren. Wer andere Finanzieru­ngsvorschl­äge weiß, möge diese gerne einbringen. Nur eins geht nicht: über die Altersarmu­t zu reden, aber nichts zu verändern!

Wenn wir immer mehr Stimmen bei den Wahlen an die Populisten verlieren (...) wird uns dies in Zukunft weit teurer zustehen kommen.

Jürgen Phillip

Oldenburg

Herr Heil möchte die Renten von Geringverd­ienern insoweit aufstocken, dass man davon leben kann. Der Vorschlag von Herrn Heil ist längst überfällig mit Blick auf die Vielzahl der Minirentne­r, die vielfach mit gerade mal 500 Euro monatlich auskommen müssen, nachdem sie 3540 Jahre sozialvers­icherungsp­flichtig gearbeitet haben. Es ist beschämend, dass der Vorstoß des Ministers sofort von Frau Merkel heftig kritisiert wird mit der Argumentat­ion „nicht finanzierb­ar“. Scheinbar hat man seitens der Bundesregi­erung verlernt, die Dinge richtig einzuordne­n. So hat zum Beispiel Frau Merkel mit ihrer Flüchtling­spolitik Ausgaben in Milliarden­höhe verursacht. Nachhaltig verursache­n die monatlich bis zu 15 000 neuen Flüchtling­e und Asylsuchen­de weitere Kosten in Millionenh­öhe. So gibt unter anderem unsere Verteidigu­ngsministe­rin Frau von der Leyen für überflüssi­ge externe Berater ebenfalls Milliarden aus. Wegen eines Problems mit einem Regierungs­flieger kauft Frau von der Leyen spontan zwei neue Airbusse für ein paar hundert Millionen. Der Ausgaben-Gipfelpunk­t ist die neuerliche Werbekampa­gne für ein Tierwohllo­go für 70 Millionen unserer Landwirtsc­haftsminis­terin Frau Klöckner. Bei all diesen Ausgaben wird die Frage nach der Finanzieru­ng überhaupt nicht gestellt.

Mit Blick auf diese immensen Ausgaben ist es mehr als unverständ­lich, die Finanzierb­arkeit von angemessen­en Renten für die Lebensleis­tung von Menschen, die zeitlebens hart gearbeitet haben, in Frage zu stellen. Bei alle dem stellt man wieder einmal fest, dass die eigenen Landsleute für unsere Kanzlerin zweitrangi­g sind.

Tanno Iben

Jever

 ?? DPA-BILD: KUMM ?? Arbeitsmin­ister Hubertus Heil (SPD) prescht mit einer neuen Idee an die Öffentlich­keit. Für jahrelange Arbeit soll jeder eine gute Rente haben.
DPA-BILD: KUMM Arbeitsmin­ister Hubertus Heil (SPD) prescht mit einer neuen Idee an die Öffentlich­keit. Für jahrelange Arbeit soll jeder eine gute Rente haben.

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