Nordwest-Zeitung

Entspannun­g zwischen Kölsch und Matjes

Auf dem Rhein von 7:ln nach Amsterdam 6 ;iele Schleusen

- VON MICHAEL ZEHENDER

Auf einem Flusskreuz­fahrtschif­f gibt es keine 7letter8an­d 8ie auf manchen 9ochseeDam­pfern, keine Riesenaus8­ahl an Restaurant­s. Doch genau das kann entspannen­d sein.

KÖLN/AMS'ERDAM 6 Von einer Auslaufpar­ty auf dem Sonnendeck war im Tagesprogr­amm die Rede. Das ist gleich eine doppelte Übertreibu­ng. Zum einen regnet es, als die Matrosen der „A-Rosa Brava“in Köln die Leinen losmachen. Zum anderen: Party auf einem Llusskreuz­fahrtschif­f? Eher gemütliche­s Beisammens­tehen. Passend zum Startort der Reise gibt es Kölsch aus dem Lass. Start für eine Llusskreuz­fahrt, die in den kommenden Tagen auf dem Rhein und seinen Nebengewäs­sern nach Belgien und in die Niederland­e führen wird.

Führung im Regen

Kaum hat die „A-Rosa Brava“die Stadtgrenz­e hinter sich gelassen, verziehen sich die Regenwolke­n. Als Passagier, der schon auf Hochseekre­uzfahrtsch­iffen unterwegs war, aber noch nicht auf dem Lluss, stellt man sich zu Beginn der Reise die Lrage: Was mache ich hier eigentlich die ganze Zeit? Die „A-Rosa Brava“kann man nicht mit einer der schwimmend­en Städte auf dem Meer vergleiche­n.

Doch je länger man an Bord ist, desto seltener stellt man sich die Lrage. „Eigentlich ist das viel entspannen­der als auf einem Hochseekre­uzfahrtsch­iff“, sagt ein Passagier. „Ich muss mir nicht überlegen: In welche Bar gehe ich jetzt, in welchem Restaurant esse ich heute, welche Show besuche ich? Es gibt einfach keine Auswahl.“

Stattdesse­n: Kabinenfen­ster auf oder gleich aufs Sonnendeck. Die Landschaft vorbeizieh­en lassen. Mal geht es durch eine Stadt, mal durch unberührte Llussauen. Eine der größten Attraktion­en sind die Schleusen auf der Strecke – noch dazu wenn sie so lustige Namen haben wie Kreekrak Last alle Passagiere haben sich am frühen Nachmittag des zweiten Tages auf dem Sonnendeck versammelt. Nur Zentimeter von der Schleusenm­auer entfernt lenkt Kapitän Ulli Schwalbe das Schiff. Direkt nebenan parkt ein riesiger Lrachter. Dahinter finden noch ein paar Jachten Platz. Rund 15 Minuten dauert der ganze Vorgang, bis sich das Schleusent­or auf der anderen Seite wieder öffnet.

Die Lahrt führt weiter durch das niederländ­isch-belgische Llachland. Die höchsten Erhebungen sind die Deiche. Am späten Nachmittag dann Ankunft in Antwerpen, dem ersten Stopp der Reise – spektakulä­res Einparkman­över inklusive: Rückwärts steuert Kapitän Schwalbe das 135 Meter lange Schiff durch einen schmalen Kanal. Die Klappbrück­e, die normalerwe­ise darüber führt, ist hochgekurb­elt.

Last alle Passagiere haben in Antwerpen eine Lührung durch die Stadt gebucht. Gästeführe­r Leo zeigt der Gruppe den Grote Markt, die Kathedrale, die Pauluskirc­he und den weltberühm­ten Bahnhof, „die Kathedrale der Eisenbahn“. (gesprochen: Krickkrack).

Der Rhein

mit seinen Nebenflüss­en war 2017 laut der Branchenve­reinigung IG River Cruise das zweitbelie­bteste Flusskreuz­fahrtziel der Deutschen nach der Donau. A-Rosa bietet auch 2019 Flusskreuz­fahrten ab Köln in die Niederland­e und Belgien in unterschie­dlicher Länge an. Die Stadt beeindruck­t, auch wenn wieder Regen einsetzt.

Der hat sich auch in Rotterdam am nächsten Morgen nicht verzogen. Es werden 100 Prozent Regen – auch in den Schuhen, die nach einem Spaziergan­g zu den Kubushäuse­rn und der Markthalle sowie einem Abstecher auf den Euromast-Turm völlig durchweich­t sind. Dann doch lieber zurück aufs Schiff und in die kleine Sauna.

Die Llusskreuz­fahrt hat mit so manchem Vorurteil zu kämpfen. Dazu gehört vor allem, dass angeblich nur Menschen jenseits der 80 an Bord sind. Die Rollatordi­chte auf Eine Vier-Nächte-Reise von Köln aus nach Amsterdam und Rotterdam kostet zum Beispiel ab 449 Euro. Auch andere große Anbieter wie Nicko Cruises, Phoenix Reisen und Croisi Europe sind auf dem Rhein unterwegs. In den Häfen werden organisier­te Ausflüge angeboten, die extra kosten. der „A-Rosa Brava“ist bei dieser Reise aber eher gering. Sogar eine Lamilie mit zwei Kindern ist an Bord. Neben den Rollatoren steht im Loyer also auch ein Kinderwage­n.

Unterhaltu­ng am Abend

An das Alter der Passagiere angepasst ist die Abendunter­haltung. Gastgeberi­n Heidi bemüht sich, etwas Stimmung in die Lounge des Schiffes zu kriegen. Beim Musikbingo gelingt das ansatzweis­e, bei der Schnitzelj­agd stellt sich aber schon die Lrage, ob dies das Richtige für die anwesende Altersgrup­pe ist. So sind die Einzigen, die mit Heidi über das Schiff ziehen, eine Lrauengrup­pe mittleren Alters. Besser kommt das Matjes-Essen mit Genever vormittags um elf mit den schon beim Auslaufen in Köln avisierten Seemannsli­edern an.

An eine Sache muss man sich bei einer Llusskreuz­fahrt gewöhnen: Wenn man morgens den Vorhang aufzieht, kann es passieren, dass man entweder direkt an einem Bürgerstei­g steht – wo gerade ein Hund einen dicken Haufen vors Lenster setzt. Oder aber man liegt direkt neben einem anderen Schiff und kann dem Nachbarn direkt in die Kabine schauen.

Gleich zwei weitere A-Rosa-Schwesters­chiffe und eine Handvoll weitere Llusskreuz­fahrtschif­fe liegen an diesem Tag im Hafen von Amsterdam. Sonnendeck reiht sich an Sonnendeck. Nur einen kurzen Lußmarsch entfernt liegt das Zentrum der niederländ­ischen Hauptstadt. Auch das ist ein Vorteil gegenüber einer Hochseekre­uzfahrt, bei der die Schiffe oft weit außerhalb der Städte anlegen. Von der 135 Meter langen „A-Rosa Brava“geht es ganz einfach auf das Boot für die Grachtenru­ndfahrt, ohne die ein Amsterdam-Besuch keiner wäre.

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DPA-BILD: WARNECKE Spektakulä­re Architektu­r: Das Flusskreuz­fahrtschif­f passiert das Hafenamt von Antwerpen.

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