Nordwest-Zeitung

Höchststra­fe für Ex-Erzbischof

Papst entlässt Theodore Mc:arrick aus dem Klerikerst­and

- VON ROLAND JUCHEM UND JOACHIM HEINZ

Der 88-Jährige hatte bereits im Juli 2018 seine Kardinalsw­ürde verloren. Die gegen ihn erhobenen 9orwürfe sind massiv.

ROM – Wenige Tage vor dem Vatikan-Gipfel zu Missbrauch hat Papst Franziskus den früheren Washington­er Erzbischof Theodore McCarrick aus dem Klerikerst­and entlassen. Für Geistliche ist das die im Kirchenrec­ht vorgesehen­e Höchststra­fe. Die Entscheidu­ng gab der Vatikan am Samstag bekannt. McCarrick wurde demnach des sexuellen Fehlverhal­tens mit Minderjähr­igen und Erwachsene­n in Verbindung mit Machtmissb­rauch für schuldig befunden, außerdem des Missbrauch­s des Beichtsakr­aments.

Der 88-Jährige ist der höchste katholisch­e Würdenträg­er der Neuzeit, der aus dem Priesterst­and entlassen wird. Im Juli 2018 hatte McCarrick bereits seine Kardinalsw­ürde verloren.

Der Vorsitzend­e der US-Bischofsko­nferenz, Kardinal Daniel DiNardo, sprach von einem „starken Signal, dass Missbrauch nicht hingenomme­n wird“. DiNardo weiter: „Kein Bischof, egal wie einflussre­ich, steht über dem Kirchenrec­ht.“Das Erzbistum Washington teilte mit, man hoffe, die Entscheidu­ng aus dem Vatikan trage zu einem „Heilungspr­ozess“bei allen Betroffene­n von Missbrauch bei.

Der Leiter des Kinderschu­tzzentrums an der Päpstliche­n Universitä­t Gregoriana, Hans Zollner, sagte der katholisch­en Wochenzeit­ung „The Tablet“, der Vatikan habe eine „sehr starke Entscheidu­ng“getroffen. „Sie zeigt, dass die Verfahren in Gang gesetzt werden, auch wenn es sich um einen Kardinal handelt“, so der Jesuit. James Grein, eines von McCarricks Opfern, zeigte sich erleichter­t. Er betonte zugleich: „Nichts kann mir meine Kindheit zurückbrin­gen.“

Der ehemalige Erzbischof von Washington (2001-2006) hatte zwischen 1970 und 1990 Priesteram­tskandidat­en zum Sex verführt und mindestens zwei Minderjähr­ige missbrauch­t. Er lebt inzwischen in einem Kapuzinerk­loster im US-Bundesstaa­t Kansas und durfte sein Priesteram­t nicht mehr ausüben, bis die Anschuldig­ungen in einem kirchenrec­htlichen Prozess geklärt waren. Dieser Prozess ist nun abgeschlos­sen.

Wie die Glaubensko­ngregation weiter mitteilte, hatte die Behörde ihr Urteil bereits am 11. Januar gefällt. Ein Widerspruc­h McCarricks wurde zwei Tage später beraten, aber abgelehnt. Diese Entscheidu­ng wurde McCarrick demnach am Freitag mitgeteilt, nachdem der Papst als letzte Autorität das Urteil bestätigte. Ein neuerliche­r Widerspruc­h ist nicht zugelassen.

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AP-ARCHIVBILD: PIER PAOLO CITO Theodore Edgar McCarrick lebt inzwischen in einem Kapuzinerk­loster im US-Bundesstaa­t Kansas.

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