Nordwest-Zeitung

Ohne jede Basis

- VON A2EXANDER WILL

D ie Ovationen für Merkel auf der Sicherheit­skonferenz waren folgericht­ig. Sie befand sich auf eigenem Territoriu­m. Es war ein Heimspiel. Betrachtet man jedoch drei zentrale Punkte ihrer Ansprache, dann wird klar: Merkel vermag außer Appellen keine politische­n Alternativ­en zu bieten.

Merkel kritisiert erstens den Abzug der Amerikaner aus Syrien. Sie befürchtet, der Iran und Russland würden gestärkt. Zum einen muss sie wissen, dass Syrien für die USA schon immer eine B-Priorität war. Zum anderen klingt diese Aussage aus ihrem Mund schal. Wie viele deutsche Soldaten kämpfen denn auf syrischem Boden? Im gleichen Atemzug verteidigt sie zweitens das Appeasemen­t des Iran und untergräbt so effektive Sanktionen gegen die Mullahs. Damit stärkt sie Teheran ungleich mehr als ein US-Abzug das je könnte. Moralisch ist dieser Schultersc­hluss gegen die USA in jedem Fall verwerflic­h. Drittens zeigt sich bei der Frage der Abhängigke­it von russischem Gas, dass Merkel eben doch unpolitisc­h denkt. „Ein russisches Gasmolekül bleibt ein russisches Gasmolekül, egal ob es über die Ukraine oder die Ostsee kommt“, sagt sie. Dass dies den Ukrainern und Polen aber aus guten Gründen nicht egal ist, dass man auf diese Weise Moskau erst recht stärkt und man daher sehr wohl darüber nachdenken muss, wie man diese Abhängigke­it reduziert – das wollte ihr nicht in den Sinn kommen.

Letztlich ist die Kernfrage jedoch diese: Wie viele Bataillone hat Merkel eigentlich, um all diese Worte im Ernstfall mit Taten zu untermauer­n? Da wird es schnell eng. Die Bundeswehr hat keine Soldaten, ihre Ausrüstung ist verrottet. Millionen fließen in ein Segelboot, während Panzer nicht rollen und Flugzeuge nicht fliegen. China, Russland und die USA können also sicher sein – Angela Merkels Worte bleiben hohl, denn sie haben schlicht keine materielle Basis.

@Den Autor erreichen Sie unter Will@infoautor.de

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