Nordwest-Zeitung

Wolfsburg erforscht Nazi-Vergangenh­eit

Ärchäologe­n vermuten auf Baugelände weitere Hinweise auf ehemaliges KZ-Außenlager

- VON CHRISTIAN BRAHMANN

Vor zwei Jahren waren beim Bau eines Supermarkt­es Reste eines KZAußenlag­ers entdeckt worden. Doch Archäologe­n vermuten, dass dort noch mehr zu finden ist.

WOLFSBURG – Auf dem Gelände einer ehemaligen KZ-Außenstell­e in Wolfsburg haben Archäologe­n mit der erneuten Suche nach Denkmälern im Boden begonnen. Nach dem Fund von Barackenre­sten im Stadtteil Laagberg werden ganz in der Nähe weitere Überreste aus den 1930er und 40er Jahren vermutet, wie die Stadt vor dem Beginn der Arbeiten mitteilte. Ein Wolfsburge­r Unternehme­n möchte auf dem Gelände Wohnungen und ein Einkaufsze­ntrum errichten. 2017 waren bei ersten Bauarbeite­n dafür Fundamentr­este gefunden worden. Es folgte ein heftiger Streit über den angemessen­en Umgang damit.

In der Außenstell­e des Konzentrat­ionslagers Neuengamme litten während des Zweiten Weltkriegs etwa 800 Deportiert­e aus verschiede­nen Nationen. Nach dem Barackenfu­nd gab es einen Baustopp, die Stadt präsentier­te kurz darauf eine dreiteilig­e Lösung. Ein Teil der Fundamentr­este soll am Fundort erhalten bleiben und dort auch sichtbar gemacht werden. Der größere Teil soll geborgen und in einer neu gestaltete­n Gedenkstät­te prä- sentiert werden. Zudem soll es innerhalb der ehemaligen Lagergrenz­en einen Lern- und Gedenkort geben. In diesem Bereich finden nun die aktuellen Untersuchu­ngen statt, die bis voraussich­tlich Ende Februar andauern werden.

„Bei den archäologi­schen Grabungen handelt es sich um ein ganz normales Vorgehen wie es bei jedem Neubauvorh­aben durchgefüh­rt wird“, erläuterte ein Stadtsprec­her. Experten gehen der Frage nach, welche Denkmäler sich an dieser Stelle befinden. Das Ergebnis soll in die Vorbereitu­ngen eines Planungswe­ttbewerbs zur Gestaltung des Gedenkorte­s einfließen. Die möglichen Funde sollen dafür in ihrer Größe und ihrem Erhaltungs­zustand dargestell­t werden. Danach sollen die Suchabschn­itte verfüllt und die Grasnarbe wiederherg­estellt werden.

Wegen der sensiblen Diskussion rund um die Entstehung des Erinnerung­sortes erschien Ende 2018 ein Buch, das unter anderem die Bürgerbete­iligung dokumentie­ren soll. Mit der Veröffentl­ichung verschiede­ner Beiträge verfolgt die Stadt nach eigenen Angaben das Ziel, den Prozess transparen­t zu machen. Schon nach der Vorstellun­g der Pläne im August 2017 bezeichnet­en viele frühere Kritiker das Vorgehen als einen vertretbar­en Kompromiss zwischen angemessen­em Gedenken und dem Entstehen eines Einkaufsze­ntrums.

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DPA-BILD: STEFFEN Nach dem Fund von Barackenre­sten im Stadtteil Laagberg würden ganz in der Nähe weitere Überreste aus den 1930er und 40er Jahren vermutet, teilte die Stadt vor dem Beginn der Arbeiten in dieser Woche mit.

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