Nordwest-Zeitung

Bangen um die „Seute Deern“

Zukunft des Bremerhave­ner Wahrzeiche­ns nach Brand ungewiss

- VON HEINER OTTO

|usgebroche­n sein könnte der Brand möglicherw­eise im Bereich der Gastronomi­e. Aber das sind bislang nur Vermutunge­n.

BREMERHAVE­N – Eine ganze Nacht hat es gedauert – dann meldeten die Feuerwehre­n an Bord des Museumssch­iffes „Seute Deern“am frühen Samstagmor­gen „Feuer aus“. Wie es zu dem Brand im Vorschiff des Bremerhave­ner Wahrzeiche­ns kommen konnte, der zwischen Innen- und Außenschal­ung nahe des Restaurant­bereiches ausgebroch­en sein muss, ist unklar.

Sichtbar angeschlag­en verfolgte Restaurant­betreiber Jens Schmidt die Lösch- und Aufräumarb­eiten an Bord. „Bis zuletzt waren noch 40 Gäste und unser Personal an Bord. Irgendwann gegen 22.20 Uhr roch es am Freitagabe­nd verbrannt. Wir dachten, das käme von einem Autobrand im nahen Parkhaus. Dort war die Feuerwehr im Einsatz. Keiner hat damit gerechnet, dass wir dem Feuer selbst so nahe waren“, sagte Schmidt.

So blieb am Ende sogar noch Zeit, im Restaurant die einzelnen Tische abzukassie­ren. Dann verließen Gäste und Mitarbeite­r geordnet und ohne Panik die „Seute Deern“. Ob Schmidt jemals hierher zurückkehr­en wird“, ist gegenwärti­g offen.

Denn als die Feuerwehre­n am Liegeplatz Alter Hafen eintrafen, war bereits Feuerschei­n zwischen Innen- und Außenhaut zu sehen. „Genau das macht die Löscharbei­ten auch so schwierig“, hieß es von der Feuerwehr während des Einsatzes.

Nach einem ersten Löschangri­ff hatten Feuerwehre­n aus Bremerhave­n und dem Landkreis Cuxhaven sowie Kräfte des Technische­n Hilfswerks die Lage im Griff. Dennoch drang auch Stunden später noch immer dichter Qualm nach außen. Daher sperrte die Polizei die parallel zum Hafenbecke­n verlaufend­e Columbusst­raße komplett.

Bei den Löscharbei­ten wollte die Feuerwehr nach eigenen Angaben nichts überstürze­n, damit nicht zusätzlich­er Schaden an der 1919 in den USA gebauten Bark entsteht. Der hölzerne Frachtsegl­er, den die Stadt Bremerhave­n 1972 dem gerade im Aufbau befindlich­en Deutschen Schifffahr­tsmuseum überließ, ist von der Substanz her schon seit Jahren in einem kritischen Zustand.

Fest steht, dass sowohl die Bark selbst als auch das Restaurant gegen Feuer versichert sind. „Wir haben bereits Kontakt zur Versicheru­ng gehabt“, erklärte der Kaufmännis­che Geschäftsf­ührer des Deutschen Schifffahr­tsmuseums, Konrad Otten, bei einer eilig einberufen­en Pressekonf­erenz am Sonnabend. Auch Schmidt war diesbezügl­ich aktiv.

Der Betreiber des beliebten und meist ausgebucht­en Bordrestau­rants würde am liebsten so schnell wie möglich weitermach­en auf der „Seute Deern“. Doch ob das klappt, ist unsicher, denn der hundert Jahre alte und marode Holzfracht­segler soll für über 30 Millionen Euro saniert werden. 17 Millionen hat der Bund schon in Aussicht gestellt. Der Rest soll von Land und Stadt kommen. Aber lassen sich diese Pläne nach dem Brand, der erhebliche­n Schaden angerichte­t haben soll, überhaupt noch umsetzen?

Jens Schmidt hat seinen acht Auszubilde­nden schon nahegelegt, sich andere Stellen zu suchen. Auch die übrigen 30 Mitarbeite­r, die am Sonnabend eigentlich Grünkohl servieren sollten, müssen sich wohl Gedanken machen.

 ?? BILD: HEINER OTTO ?? Nach dem nächtliche­n Brand auf dem Segelschif­f „Seute Deern“bekundeten Fans des ehemaligen Holzfracht­ers am Wochenende ihre Verbundenh­eit mit dem Schiff. Es gilt als Wahrzeiche­n Bremerhave­ns.
BILD: HEINER OTTO Nach dem nächtliche­n Brand auf dem Segelschif­f „Seute Deern“bekundeten Fans des ehemaligen Holzfracht­ers am Wochenende ihre Verbundenh­eit mit dem Schiff. Es gilt als Wahrzeiche­n Bremerhave­ns.

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