Nordwest-Zeitung

Bremen setzt auf halbes Medizinstu­dium

Rot/Grün will Kosten sparen – Kooperatio­n mit anderen Unis geplant

- VON FRIEDEMANN KOHLER

BREMEN/IM NORDWESTEN – Nur ein Bundesland bietet kein Medizinstu­dium an: Bremen. Dabei bräuchte der Nordwesten dringend mehr Ärzte. Doch kann sich der arme Stadtstaat die teure Ausbildung leisten?

Im Kampf gegen den Ärztemange­l will der rot-grüne Senat Medizinstu­denten im fortgeschr­ittenen Teil ihrer Ausbildung in die Hansestadt holen. Den Aufbau eines teuren kompletten Studiengan­gs Medizin lehnt die jetzige Koalition ab. Das sieht die opposition­elle CDU anders und will die Frage nach einem möglichen Wahlsieg am 26. Mai neu angehen. „Es wäre ein finanziell­er Kraftakt, aber auch ein Impuls, der die Wirtschaft in Bremen stärkt“, sagte eine Sprecherin der Union.

Die Gesundheit­swirtschaf­t sei eine wichtige und wachsende Branche im Stadtstaat, die nach CDU-Angaben jeden achten Arbeitspla­tz stellt. Der Gesundheit­sstandort Bremen solle gestärkt werden, darin sind sich Regierung und Opposition einig.

Der Wissenscha­ftsplan 2025 sieht eine Machbarkei­tsstudie vor, ob angehende Ärztinnen und Ärzte ab dem klinischen Teil ihrer Ausbildung nach Bremen kommen. Als Klinik auf Uni-Niveau käme das Klinikum Bremen-Mitte in Frage – so der Plan, den Senatorin Eva Quante-Brandt (SPD) vergangene Woche vorstellte. Für die ersten vier Semester, die vorklinisc­he Ausbildung, würden Kooperatio­nen gesucht – mit dem nahen Oldenburg, aber auch mit Unis im Ausland.

Nach diesem Modell könnte das Studienpro­gramm schon im Winterseme­ster 2022/23 beginnen. Diese Lösung sei schneller und kostengüns­tiger als der Aufbau eines kompletten Studiengan­gs, argumentie­rt Rot/Grün. Die Hoffnung bei allen Plänen ist, dass Jungmedizi­ner nach dem Studium in der Region bleiben und dass die universitä­re Lehre und Forschung weitere Arbeitskrä­fte und Firmen nach Bremen ziehen.

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