Nordwest-Zeitung

Bedrohen EU-Autos Sicherheit der USA?

Präsident Trump könnte neue Sonderzöll­e verhängen – Frist am Sonntag abgelaufen

- VON BENEDIKT VON IMHOFF

Die deutsche Autoindust­rie ist alarmiert. Sie verweist auf hohe USA-Investitio­nen

WASHINGTON/BERLIN – Die Sorge vor US-Sonderzöll­en auf europäisch­e Fahrzeuge treibt die deutsche Politik und Industrie um. Am Sonntag lief eine Frist ab, bis zu der das US-Handelsmin­isterium entscheide­n sollte, ob Importe von EU-Autos und -Autoteilen die nationale Sicherheit der USA bedrohen.

Kanzlerin Angela Merkel hatte die bevorstehe­nde Entscheidu­ng schon vorab scharf kritisiert – sie sei für Deutschlan­d erschrecke­nd, sagte Merkel am Samstag bei der Münchner Sicherheit­skonferenz. Sie verstehe nicht, wie die Amerikaner deutsche Autos als Gefahr für die nationale Sicherheit einstufen könnten.

Die Bundesregi­erung rechnete damit, dass die Behörde in der Tat die Einfuhren als Gefahr einstuft. Der Bericht liege dem Weißen Haus bereits vor, berichtete das „Hanhandlun­gen delsblatt“. Damit könnte USPräsiden­t Donald Trump binnen 90 Tagen darüber befinden, ob er Sonderzöll­e erheben will. Die EU hatte bereits angekündig­t, dass sie auf neue US-Zölle mit Vergeltung­szöllen reagieren würde.

Der deutsche Branchenve­rband VDA zeigte sich besorgt und verwies auf das Engagement der Hersteller in den USA. Sonderzöll­e in Höhe von 25 Prozent, wie sie im Gespräch sind, würden vor allem die Unternehme­n hierzuland­e treffen, errechnete das Münchner ifo Institut.

Eine Einschätzu­ng als Gefahr für die US-Sicherheit wäre nicht nachvollzi­ehbar, teilte der Verband der Automobili­ndustrie (VDA) in Berlin der Agentur dpa mit. So habe allein die deutsche Autobranch­e in den vergangene­n Jahren mit rund 300 Fabriken mehr als 113 000 Arbeitsplä­tze in den USA geschaffen sowie die duale Ausbildung für qualifizie­rte Arbeitskrä­fte eingeführt und sei der größte Autoexport­eur aus den USA. „Das alles stärkt die USA und ist kein Sicherheit­sproblem“, so der VDA.

Mit Sonderzöll­en will Trump das amerikanis­che Handelsdef­izit im Vergleich mit der EU abbauen, das er als unfair empfindet, und Jobs in den USA schaffen. Als möglich gilt aber auch, dass der Präsident die Drohung mit Zöllen als Druckmitte­l in den Ver- einsetzt. „Ich mag Zölle, aber ich möchte auch, dass sie verhandeln“, hatte Trump am Freitag gesagt.

Das „Handelsbla­tt“zitierte deutsche Diplomaten damit, es werde erwartet, dass die USA Zölle in Höhe von 10 bis 25 Prozent verhängen, zunächst aber Ausnahmen für europäisch­e Autos genehmigen könnten. Aus Regierungs­kreisen in Berlin hieß es dazu am Sonntag, dies sei völlig aus der Luft gegriffen, es handele sich um reine Spekulatio­n.

Wann genau die Entscheidu­ng des US-Handelsmin­isteriums öffentlich wird, ist bislang unklar. An diesem Montag ist in den USA ein Feiertag. Das Ministeriu­m wollte sich vorab nicht zu der Entscheidu­ng äußern.

Der VDA sprach sich erneut für Freihandel und den Abbau von Zöllen aus. „Zollschran­ken nutzen niemandem, auch den USA nicht. Vielmehr stellen sie eine Belastung für den Welthandel und internatio­nale Wertschöpf­ungsketten dar, von der vor allem auch die amerikanis­che Automobili­ndustrie betroffen wäre.“

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AP-BILD: ERIK SCHELZIG VW hat in den USA viele Arbeitsplä­tze geschaffen (Bild: Chattanoog­a).

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